Aus der Wissenschaft

Wie wirksam sind photodynamische ­Therapien bei oralem Lichen Planus?

Heftarchiv Zahnmedizin
Peer W. Kämmerer
Der orale Lichen planus gilt im Vergleich zu den die Haut betreffenden Erkrankungsvarianten als hartnäckiger und schwieriger zu behandeln. Eine chinesische Arbeitsgruppe hat mit einer systematischen Übersichtsarbeit mit Metaanalyse die Wirksamkeit und die Sicherheit der Hochintensitätslasertherapie und der Photobiomodulationstherapie zur Behandlung des oralen Lichen Planus untersucht. Dabei wurden insbesondere die Schmerzreduktion und die Verbesserung der klinischen Parameter bewertet sowie die Parameter für die Photobiomodulationstherapie analysiert.

Oraler Lichen Planus ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Mundschleimhaut mit potenziell malignem Transformationsrisiko, das in der Literatur mit etwa ein bis drei Prozent angegeben wird. Die Therapie erfolgt primär mit topischen Kortikosteroiden, jedoch sind in den vergangenen Jahren alternative photodynamische Behandlungsansätze wie die Hochintensitätslasertherapie und die Photobiomodulationstherapie in den Fokus des Interesses gerückt.

Die Hochintensitätslasertherapie nutzt die photothermischen Effekte von Lasern, um erkranktes Gewebe zu zerstören beziehungsweise zu entfernen und so die Zellproliferation zu beeinflussen – das kann Schmerzen lindern und die Heilung der betroffenen Areale in der Mundhöhle fördern. Bei der Photobiomodulationstherapie wird das betroffene Gewebe mit Licht spezieller Wellenlängen bestrahlt. Dadurch werden die Beta-Endorphin-Sekretion stimuliert, die Expression des epidermalen Wachstumsfaktors (EGF) erhöht und die Werte entzündlicher Zytokine gesenkt, was im Ergebnis zu Schmerzreduktion und verbesserter Wundheilung führt.

Gegenwärtig ist jedoch noch nicht klar, ob die Hochintensitätslasertherapie und die Photobiomodulationstherapie als Alternativen zur Therapie mit topischen Kortikosteroiden zum Einsatz kommen können. Ziel der vorliegenden Metaanalyse war es, die Effektivität dieser Therapien im Vergleich zu topischen Kortikosteroiden zu bewerten und die optimalen Parameter für die Photobiomodulationstherapie zu identifizieren.

Materialien und Methoden

In mehreren Datenbanken wurde eine systematische Literaturrecherche durchgeführt, um randomisierte kontrollierte Studien bis Oktober 2024 zu identifizieren. Insgesamt wurden 18 Studien analysiert, von denen 16 in die Metaanalyse einflossen. Elf Studien verglichen die Photobiomodulationstherapie mit topischen Kortikosteroiden, während fünf Studien die Hochintensitätslasertherapie mit topischen Kortikosteroiden verglichen. Die Studienqualität wurde mit dem Cochrane-Risikobewertungstool und dem Jadad-Score überprüft. Als primäre Endpunkte wurden die Schmerzreduktion anhand der visuellen Analogskala, die klinischen Scores, die Heilungsrate, die Rezidivrate und die Nebenwirkungen untersucht.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass die Hochintensitätslasertherapie hinsichtlich der Schmerzreduktion den topischen Kortikosteroiden signifikant überlegen war, während die Photobiomodulationstherapie vergleichbare Ergebnisse erzielte. Die Photobiomodulationstherapie zeigte sich am wirksamsten bei einer Energiedichte unter 120 Joule pro Quadratzentimeter. Sowohl die Hochintensitätslasertherapie als auch die Photobiomodulationstherapie verbesserten signifikant die Heilungsraten im Vergleich zur Behandlung mit topischen Kortikosteroiden. Beide Therapien reduzierten außerdem signifikant die Rezidivrate des oralen Lichen Planus. Während für die Photobiomodulationstherapie keine Nebenwirkungen berichtet wurden, waren die Hochintensitätslasertherapie und die topischen Kortikosteroide mit Nebenwirkungen wie Mundbrennen und Pilzinfektionen assoziiert.

Zusammenfassung und klinische Bewertung

Die Metaanalyse zeigt, dass sowohl die Hochintensitätslasertherapie als auch die Photobiomodulationstherapie wirksame Alternativen zu topischen Kortikosteroiden in der Behandlung des oralen Lichen Planus darstellen. Die Hochintensitätslasertherapie ist besonders bei der Schmerzreduktion überlegen, während die Photobiomodulationstherapie eine vergleichbare Wirksamkeit zu den topischen Kortikosteroiden aufweist, jedoch ohne deren Nebenwirkungen auskommt. Klinisch relevant ist, dass die Photobiomodulationstherapie besonders unterhalb einer Energiedichte von 120 Joule pro Quadratzentimeter wirksam zu sein scheint. Aufgrund der insgesamt noch begrenzten Evidenz sind den Studienautoren zufolge jedoch weitere, groß angelegte randomisierte kontrollierte Studien erforderlich, um die optimale Anwendung dieser Therapien zu definieren.

Die Studie:
Liu, P., Zhou, Q., Bao, J. et al.: Effect of high-intensity laser therapy and photobiomodulation therapy on oral lichen planus - a systematic review and meta-analysis. Lasers Med Sci 40, 151 (2025). doi.org/10.1007/s10103-025-04398-8. Open access.

Univ.-Prof. Dr. Dr. Peer W. Kämmerer

Leitender Oberarzt/
Stellvertr. Klinikdirektor
Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer-
und Gesichtschirurgie – Plastische
Operationen, Universitätsmedizin Mainz
Augustusplatz 2, 55131 Mainz

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