Table Clinics mit Prof. Noack
Den ersten Überraschungseffekt erreichte Michael Noack, als er zu den Teilnehmer*innen sagte, dass es völlig egal sei, ob seine Zuhörer:innen eine Schallzahnbürste oder oszillierend rotierend arbeitende Zahnbürste verwenden. Beide Antriebs-Systeme hätten in Labor-Studien ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Als Zahnpflege-Profi sei man vermutlich in der Lage mit fast jedem Gegenstand den Plaque-Biofilm auf den eigenen Zahnoberflächen zu managen – zum Beispiel auch mit der Handzahnbürste.
Wechsel des Hilfsmittels
Anders sehe es – laut Noack – allerdings bei den meisten Zahnpflege-Amateuren aus. Die Daten der Deutschen Mundgesundheitsstudien wiesen in allen Altersklassen aus, dass diejenigen, die eine elektrische Zahnbürste benutzen, weniger Karies und Gingivitis aufweisen als Nutzer*innen von Handzahnbürsten.1
Und es gibt laut Noack auch eindeutige Hinweise darauf, dass die Praxisteams insbesondere bei Patient:innen, die eine Handzahnbürste verwenden, allzu oft keine kontinuierliche Verbesserung der Mundgesundheit erleben. Bei jedem Praxisbesuch erfolgen wieder Instruktion, Demonstration und Motivation und am Ende bleibt Frustration – auf beiden Seiten. „In solchen Fällen ist ein Wechsel des Hilfsmittels oft der einzige Ausweg. Hierdurch können alte Bewegungsmuster aufgebrochen werden. Bei der häuslichen Zahnpflege sei die Lösung ein Wechsel von der Handzahnbürste auf die elektrische Zahnbürste – im Idealfall auf die Schallzahnbürste.“
Aber warum dann der Wechsel auf die Schallzahnbürste? Noack nannte dafür zwei Gründe. Bauartbedingt könne eine Schallzahnbürste weniger Schaden an den Weichgeweben anrichten. Werde mit zu viel Druck gearbeitet, kann der Bürstenkopf nicht mehr frei schwingen. Damit verliere man zwar die maximale Reinigungsleistung, aber man verletze auch kein Zahnfleisch. Grund Nummer zwei ist das Bürstenkopf-Design. Patient:innen – also die Zahnpflege-Amateure – können damit besser intuitiv umgehen.
Mehr Bewusstsein für Bürstenkopf-Design
Noack warb bei seinen Zuhörer:innen dafür, grundsätzlich viel mehr Bewusstsein für das Bürstenkopf-Design, die Filamente, die Anordnung der Filamente zu entwickeln. Beim Auto gibt es den Motor und die Reifen, die die Kraft auf die Straße bringen. „Die Bürstenköpfe sind kleine Meisterwerke. Und es ist wichtig, dass es ein breites Spektrum an Größen, an Designs, an Filamenten gibt.“
Darüber hinaus ermutigte Noack seine Zuhörer:innen dazu, kritische Beobachter zu sein. Zu lange habe man sich in der Zahnmedizin auf die Frage Schall oder oszillierend-rotierend konzentriert. Es gäbe immer wieder Studien, die antreten, um zu beweisen, welches System – Schall, oszillierend-rotierend oder gar Handzahnbürste – am besten geeignet ist. Erst kürzlich habe es eine Studie gegeben, die einen Vergleich der verschiedenen Typen an elektrischen Zahnbürsten nicht möglich mache. Der Einfluss der Proband:innen war dabei möglicherweise größer als die bauartbedingten Unterschiede. Schließlich lassen sich die Resultate von jungen gesunden Zahnmediziner:innen ohne Gingivitis, Karies und approximale Füllungen nicht generell auf den Großteil der Bevölkerung übertragen.
„Ich frage mich aber schon, mit welchem Bürstentyp meine Patient:innen am leichtesten klarkommen. Offenbar funktioniert die Biofilmentfernung intuitiv mit einer Schallzahnbürste nachweislich gut, während Patient:innen mit runden oszillierend-rotierenden Bürstenköpfen, wie die Autoren richtig schreiben, erheblichen Instruktionsbedarf haben.“ so Noack.
Nach dem Table Clinics mit Noack, kann man für den Alltag festhalten:
Wer einen Plaque-Biofilm erkennbar managen kann, braucht kein neues Hilfsmittel, sondern kann weiterhin die Handzahnbürste nutzen.
Wir Profis kommen mit Allem klar. Unsere Patient*innen – die Zahnputz-Amateure – meistens nicht.
Für alle, die Plaque-Biofilm nicht souverän beseitigen können, kann eine effektive und gewebeschonende schallgetriebene Zahnbürste helfen.