77 Nobelpreisträger gegen Kennedy als US-Gesundheitsminister
„We, the undersigned Nobel Laureates, are writing to ask you to oppose the confirmation of Robert F. Kennedy, Jr. as Secretary of the Department of Health and Human Services (DHHS“, heißt es wörtlich in dem Schreiben an den US-Senat, das von 77 Nobelpreisträgern aus Medizin, Chemie, Physik und Wirtschaft unterzeichnet und in der New York Times gestern abgedruckt wurde.
RFK Jr. will Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus erforschen, sagt Trump
Der designierte Präsident Donald Trump hat in einem Interview mit NBC angekündigt, dass Robert F. Kennedy Jr., sein Favorit für das Amt des Gesundheitsministers, angebliche Zusammenhänge zwischen Autismus und Impfstoffen für Kinder untersuchen wird – obwohl innerhalb der medizinischen Fachwelt Konsens darüber besteht, dass ein solcher Zusammenhang nicht besteht.
„Ich denke, irgendjemand muss das herausfinden“, sagte Trump in dem Exklusivinterview mit „Meet the Press“-Moderatorin Kristen Welker. Welker wies darauf hin, dass Studien zufolge Impfstoffe für Kinder jedes Jahr weltweit etwa 4 Millionen Todesfälle verhindern, keinen Zusammenhang zwischen Impfstoffen und Autismus gefunden haben und dass der Anstieg der Autismus-Diagnosen auf ein erhöhtes Screening und Bewusstsein zurückzuführen ist. „Wenn man 25 Jahre zurückgeht“, behauptete Trump, „hatte man sehr wenig Autismus. Jetzt hast du es.“
„Irgendetwas ist im Gange“, fügte Trump hinzu. „Ich weiß nicht, ob es Impfstoffe sind. Vielleicht ist es Chlor im Wasser, oder? Wissen Sie, die Leute schauen sich viele verschiedene Dinge an.“ Es war unklar, ob Trump sich auf den Widerstand von Kennedy gegen die Zugabe von Fluorid zum Trinkwasser bezog.
Kennedy gewann durch seine weit verbreitete Skepsis gegenüber dem amerikanischen Gesundheits- und Ernährungssystem eine große Anhängerschaft. Ein wichtiger Bestandteil davon waren seine falschen Behauptungen, Autismus mit Impfungen im Kindesalter in Verbindung zu bringen. Kennedy ist der Gründer einer prominenten Anti-Impf-Aktivistengruppe, Children's Health Defense.
Der angebliche Zusammenhang zwischen Autismus und Impfstoffen für Kinder, insbesondere der Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln, wurde erstmals 1998 von einem britischen Arzt behauptet, der später im Vereinigten Königreich nicht mehr als Arzt praktizieren durfte. Seine Forschung wurde als kritisch fehlerhaft befunden und anschließend zurückgezogen.
Die Diagnosen von Autismus sind von etwa 1 von 150 Kindern im Jahr 2000 auf heute 1 von 36 gestiegen, was Forscher auf vermehrte Screenings und veränderte Definitionen der Erkrankung zurückführen. Wissenschaftler haben eine starke genetische Verbindung zu der komplexen Störung gefunden, wobei viele Risikofaktoren vor oder während der Geburt auftreten.
Der Vorschlag, Kennedy mit der Leitung jener Bundesbehörden zu betrauen, die für den Schutz der Gesundheit der US-amerikanischen Bürger und die medizinische Forschung verantwortlich sind, sei aus mehreren Gründen kritisiert worden.
Ein Gesundheitsminister sollte seine Mitarbeiter nicht bedrohen
Zu seinem Mangel an Referenzen oder relevanten Erfahrungen in Medizin, Wissenschaft, öffentliches Gesundheitswesen oder Verwaltung komme, dass sich Kennedy als Gegner vieler gesundheitsschützender und lebensrettender Impfstoffe hervorgetan und sich zum Beispiel gegen Impfungen gegen Masern und Kinderlähmung ausgesprochen habe. Er leugne die wohlbekannten positiven Auswirkungen der Trinkwasser-Fluoridierung; er verbreite Verschwörungstheorien über erfolgreiche AIDS-Behandlungen und andere Krankheiten; und er sei ein scharfer Kritiker angesehener Behörden, insbesondere der Food and Drug Administration, der Centers for Disease Control und der National Institutes of Health.
„Der Leiter des DHHS sollte diese wichtigen und hoch angesehenen Institutionen und ihre Mitarbeiter fördern und unterstützen – und nicht bedrohen“, rügen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
„Kennedy würde die Gesundheit der Bevölkerung gefährden“
In Anbetracht seines Werdegangs würde die Übernahme der Leitung des DHHS durch Kennedy die Gesundheit der Bevölkerung gefährden und die weltweite Führungsrolle Amerikas in den Gesundheitswissenschaften sowohl im öffentlichen als auch im kommerziellen Sektor untergraben.
„Wir fordern Sie nachdrücklich auf, gegen die Bestätigung seiner Ernennung zum Gesundheitsminister zu stimmen“, heißt es abschließend in dem Brief, der von dem britisch-amerikanischen Biochemiker und Molekularbiologen Richard Roberts initiiert wurde. Roberts erhielt 1993 den Nobelpreis für Medizin.