Ärztinnen dominieren die ambulante Versorgung
Ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre zeigt, dass Ärztinnen unter den Existenzgründern in der Mehrheit sind. Ihr Anteil hat sich mittlerweile bei gut 60 Prozent eingependelt. Dieser Wert liegt nur leicht unter dem des Frauenanteils bei Studierenden der Medizin (65 Prozent). Das zeige, dass die Selbstständigkeit für Frauen eine attraktive Option der Berufsausübung darstellt, so die apoBank. Durch den hohen Existenzgründungsanteil steigt allmählich auch der Ärztinnenanteil bei den bereits niedergelassenen Vertragsärzten. Laut Statistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung beträgt dieser rund 50 Prozent (zm berichtete).
Gender-Gap bei Investitionen bleibt
Die jährlichen apoBank-Analysen zeigen auch, dass Frauen für die Existenzgründung im Schnitt weniger Geld investieren. Sie entscheiden sich häufiger für die Übernahme von kleineren Praxen. In den Jahren 2022/2023 hat sich dieser grundsätzliche Gender-Gap sogar noch etwas verstärkt. So haben Frauen für hausärztliche Einzelpraxen rund 30 Prozent geringere Übernahmepreise gezahlt als Männer. Die Bereitschaft für Investitionen in Modernisierung und Ausstattung bleibt allerdings ähnlich hoch. Insgesamt investierten Hausärztinnen in die Gründung im Durchschnitt etwa 172.200 Euro und ihre männlichen Kollegen 209.400 Euro.
„Wir beobachten seit Jahren in allen Heilberufsgruppen, dass Frauen bei der Niederlassung zurückhaltender investieren. Sie übernehmen eher kleinere Praxen mit niedrigeren Kaufpreisen, um später zu wachsen“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der apoBank. „Die aktuell schwierigen Rahmenbedingungen wie Kostendruck, Bürokratie und Fachkräftemangel könnten zusätzlich dazu führen, dass Ärztinnen bei der Existenzgründung vorsichtiger vorgehen.“
Die junge heilberufliche Generation von Frauen werde für eine wohnortnahe ambulante Versorgung dringend als Nachfolgerinnen benötigt, so Zehnich. „Die eigene Praxis schafft Freiräume für mehr Selbstbestimmung und Flexibilität bei der Arbeitsgestaltung. Auch Chefin in Teilzeit ist mittels einer Teilzulassung möglich. Kooperative Praxisformen bieten ebenfalls gute Möglichkeiten die individuellen Vorstellungen vom eigenen Arbeitspensum zu realisieren.“
Methodik
Die Ergebnisse basieren auf einer Stichprobe von 3.325 ärztlichen Existenzgründungen – darunter 940 hausärztliche und 2.385 fachärztliche, die die apoBank in den Jahren 2022 und 2023 begleitet hat. Die Daten wurden anonymisiert und gemeinsam von der apoBank und dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewertet. Diese Fachrichtungen wurden analysiert: Allgemeinmedizin & Innere Medizin (hausärztlich), Anästhesie, Augenheilkunde, Chirurgie, Frauenheilkunde, Dermatologie, HNO-Heilkunde, Innere Medizin (fachärztlich), Kinderheilkunde, Nervenheilkunde & Neurologie, Orthopädie, Psychotherapie & Psychiatrie, Urologie.