Der Trend verfestigt sich

Immer mehr Ärzte arbeiten als Angestellte

pr
Politik
Zwar ist die Zahl an Ärzten gestiegen, dennoch bleibt die Arztzeit eine knappe Ressource. Der Grund: Immer mehr von ihnen arbeiten zunächst in Anstellung, wie aus der neuen Arztzahlstatistik hervorgeht.

Die reine Zahl an niedergelassenen Ärztinnen, Ärzten, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ist nach Köpfen gestiegen. Jedoch arbeiten immer mehr Niedergelassene erst einmal in der Anstellung, wie aus der neuen Arztzahlstatistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) für das Jahr 2023 hervorgeht. Die schlechten Rahmenbedingungen würden von einer selbstständigen Tätigkeit in eigener Praxis abschrecken, heißt es dort. Daher bleibe die Ressource Zeit knapp.

Wie aus dem Bundesarztregister hervorgeht, nahmen im vergangenen Jahr 187.441 Ärzte und Psychotherapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil. Gegenüber 2022 hat sich die Anzahl von Ärzten und Psychotherapeuten nach Köpfen um 2.143 erhöht – ein Plus von 1,2 Prozent (bei Ärzten plus 0,7 Prozent, bei Psychologischen Psychotherapeuten plus 3,4 Prozent), meldet die KBV dazu.

Häufigkeit von Teilzeit hat sich seit 2013 mehr als verdoppelt

Weiter zeigten die Zahlen des Bundesarztregisters, dass die überwiegende Mehrheit der Niedergelassenen nach wie vor „klassisch“ in der eigenen Praxis tätig (124.653) sei, so die KBV. Allerdings wählten Ärzte und Psychotherapeuten zunehmend flexiblere Arbeitsformen: Im Jahr 2023 hätten sich erstmals mehr als 50.000 für eine Anstellung und erstmals mehr als 60.000 für eine Teilzeitbeschäftigung entschieden. Seit 2013 verzeichne die Teilzeit-Tätigkeit ein Plus von 235 Prozent. Und die Anzahl der Anstellungen habe sich in diesem Zeitraum verdoppelt.

Das Register geht auch auf einzelne Fachgruppen ein. Danach sei im Vergleich zum Vorjahr ein Zuwachs bei Psychotherapeuten (plus 0,4 Prozent), Fachinternisten (plus 1 Prozent) und Hausärzten (plus 0,1 Prozent) erkennbar: Seit 2013 habe es bei den Psychotherapeuten ein Plus von 13,1 Prozent an Kassensitzen gegeben. Auch die Anzahl der Hausärzte habe erstmals seit 2016 wieder zugenommen.

Erstmals gibt es mehr Augen- und Hausärztinnen als männliche Kollegen

Weiterhin sei der Frauenanteil bei Ärzten und Psychotherapeuten kontinuierlich gestiegen: Erstmals machten sie auch bei den Hausärzten (50,5 Prozent) und Augenärzten (50,3 Prozent) die Mehrheit aus. Das Durchschnittsalter der Ärzte und Psychotherapeuten entwickele sich den Angaben zufolge konstant und habe wie im Vorjahr bei 54,1 Jahren gelegen.

Noch funktioniere das Gesundheitswesen in Deutschland sehr gut, kommentierte der KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen. Er warnte jedoch vor einem durch die Gesundheitspolitik verursachten Niedergang der ambulanten Versorgung: „Die niedergelassen Haus- und Fachärzte sind mit einer Milliarde Arzt-Patienten-Kontakten im Jahr das Rückgrat unserer Gesundheitsversorgung. Wenn der Bundesgesundheitsminister – richtigerweise – davon spricht, die ambulante Versorgung stärken zu wollen, dann muss es darum gehen, die Rahmenbedingungen für die Praxen zu verbessern. Wir brauchen keine Versorgung light in sogenannten Gesundheitskiosken, sondern angemessene Strukturen für die Haus- und Facharztpraxen,“ so Gassen.

Und der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Stephan Hofmeister unterstrich: „Unter den derzeitigen schlechten Rahmenbedingungen – wozu unter anderem auch überbordende Bürokratie und dysfunktionale Digitalisierung zählen –, dürfte es schwierig sein, selbst mit den kreativsten Förderprogrammen junge Kolleginnen und Kollegen für die Niederlassung zu begeistern.“ Im Prinzip stelle eine Niederlassung eine gute Option dar, um sowohl selbstständig arbeiten zu können als auch Familie und Beruf sinnvoll zu vereinbaren.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.