Sicherung der (zahn)medizinischen Versorgung

Auch Sachsen-Anhalt will Landzahnarztquote einführen

mg
Politik
Laut Prognose werden in den kommenden zehn Jahren in Sachsen-Anhalt fast 5.000 Ärzte sowie Zahnärzte benötigt. Darum hat dessen Gesundheitskabinett ein Maßnahmenpaket verabschiedet. Inklusive Landzahnarztquote.

Bei der Kabinettssitzung ging es um zwei wesentliche Themenkomplexe: die Gewinnung von Fachkräften im Bereich der Medizin/Zahnmedizin sowie die Umsetzung der Krankenhausreform auf Landesebene, meldet die Landesregierung.

„Die Sicherung einer umfassenden medizinischen Versorgung auch im ländlichen Bereich ist eine der grundlegenden Aufgaben, die sich die Landesregierung gestellt hat“, sagte Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff (CDU). „Um hier mit allen Beteiligten ins Gespräch zu kommen, habe ich das Gesundheitskabinett ins Leben gerufen, das nun zum dritten Mal getagt hat.“

KZV: „Maßnahmen führen erst mittelfristig zu Entlastung“

Die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt (KZV) begrüßt den Maßnahmenkatalog. „Wir freuen uns sehr, dass die Landesregierung unsere Vorschläge endlich aufgreift und umsetzen will. Die Lage in den Zahnarztpraxen ist bereits so angespannt, dass es keine Zeit für Verzögerungen geben darf“, sagt Dr. Jochen Schmidt, Vorstandsvorsitzender der KZV Sachsen-Anhalt. „Denn wir dürfen nicht vergessen, dass die angedachten Maßnahmen erst mittelfristig zu einem Mehr an Zahnärztinnen und Zahnärzten und damit zur Entlastung der angespannten Versorgungslage in Sachsen-Anhalt führen werden.“

Um dem Praxisschwund im Land entgegenzuwirken, setzt die KZV Sachsen-Anhalt bereits eigene Fördermaßnahmen um, etwa ein Stipendienprogramm für ein Zahnmedizinstudium in Pécs (Ungarn), das jährlich bis zu zwölf Studienanfängerinnen und -anfängern zugutekommt. Das Studium erfolgt in deutscher Sprache und wird in Deutschland uneingeschränkt anerkannt. Im Gegenzug verpflichten sich die Absolventinnen und Absolventen für fünf Jahre zu einer zahnärztlichen Tätigkeit in Sachsen-Anhalt.

Mit Landesmitteln sollen nun zehn weitere Studienplätze in Ungarn finanziert werden. Aktuell gibt es in Halle pro Jahr 40 Studienplätze im Bereich Zahnmedizin, die nach Plänen der Landesregierung auf 50 aufgestockt werden sollen.

Neben der dringend notwendigen Nachwuchsgewinnung im ärztlichen Bereich, zum Beispiel durch Veränderung der Studienquoten, müsse es darum gehen, eine leistungsfähige Krankenhauslandschaft in Sachsen-Anhalt zu erhalten. Hier habe der Bund „mit dem noch unbefriedigenden Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz“ (KHVVG) den Rahmen vorgegeben und müsse nun auch die Instrumente bereitstellen, um die stationäre Versorgung zu sichern.

Mehr als 100 Maßnahmen sind geplant

„Damit die ärztliche und zahnärztliche Versorgung auch in Zukunft flächendeckend gesichert bleibt, ziehen Land, Universitäten, Kommunen und das Gesundheitswesen an einem Strang“, betonte Sachsen-Anhalts Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD). Das gemeinsame Paket mit 100 Maßnahmen zeige, dass die Kombination aus Nachwuchsförderung, attraktiven Arbeitsbedingungen und langfristiger regionaler Bindung der Schlüssel zu einer zukunftsfesten Gesundheitsversorgung sei. Grimm-Benne: „Neben den bereits bestehenden Landarzt- und Amtsarztquoten sorgen wir für die Einführung einer Landzahnarztquote.“ Thüringen hatte bereits im Sommer 2024 eine solche Quote eingeführt (zm berichtete).

Die Maßnahmen des Gesamtpakets zielen darauf ab, die Attraktivität des Studiums zu steigern, Absolventinnen und Absolventen zu motivieren, in Sachsen-Anhalt zu bleiben und hier zu arbeiten und bereits in der Gesundheitsbranche tätige Fachkräfte zu halten. Eine erste Maßnahme zur Ärztegewinnung sei die frühzeitige Ansprache von Schülerinnen und Schülern.

Dies soll unter anderem durch Informationsveranstaltungen, Workshops und Schulpatenschaften gelingen. Zudem sei es wichtig, die angehenden Medizinerinnen und Mediziner während des Studiums und bei späteren Weiterbildungen zu unterstützen. Ziel ist die bestmögliche Begleitung auf dem Weg zu einem erfolgreichen Abschluss, beispielsweise durch die Erhöhung der Vergütung im praktischen Jahr oder Betreuungs- und Mentoringprogramme.

Stipendien und Gründungsunterstützung sollen Zahnärzte im Land halten

Um Ärztinnen und Ärzte beziehungsweise Zahnärztinnen und Zahnärzte nach dem Studium zur Ansiedlung in Sachsen-Anhalt zu bewegen, seien eine Reihe von Faktoren entscheidend. Dazu beitragen sollen Stipendien, Unterstützung bei der Praxisgründung sowie Kooperationsbörsen. Als ebenso wichtig erachtet das Kabinett die sogenannten Haltefaktoren für ausgebildete Medizinerinnen und Mediziner. Entscheidend seien in diesem Zusammenhang Aspekte wie finanzielle Hilfen, Unterstützung durch nichtärztliche Praxisassistenten und Flexibilisierung der Arbeitszeitmodelle.

Landzahnarztquote soll ein zusätzlicher „Haltefaktor“ sein

Das Gesundheitskabinett will die Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse ohne Qualitätseinbußen beschleunigen und erleichtern. „Ein Vorschlag ist die Landzahnarztquote Sachsen-Anhalt, mit dem – nach dem Vorbild der Landarztquote – werdende Zahnärztinnen und Zahnärzte bereits während des Studiums an Sachsen-Anhalt gebunden werden“, heißt es von Seiten des Gremiums.

Gleichzeitig bereitet das Wissenschaftsministerium die Einführung des neuen Studiengangs „Physician Assistant“ als komplementäres Berufsangebot in der medizinischen Praxis vor. Darüber hinaus wird die Anpassung der Vorabquoten im Zulassungsverfahren zum Studiengang „Humanmedizin“ über das bereits Erreichte hinaus weiterverfolgt.

Zudem arbeiten die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt und die Hochschule Magdeburg-Stendal gemeinsam an der Anwerbung und Integration von Ärztinnen und Ärzten im ländlichen Raum. Die beiden Medizinischen Fakultäten der Universitäten Magdeburg und Halle-Wittenberg und die Ärztekammer Sachsen-Anhalt wollen Studierende auf ihrem Weg in Fachgebiete gezielt begleiten, unter anderem durch Mentoring, Karriereplanung und Stipendien.

Mehr Kooperationen mit europäischen Medizin- und Zahnmedizinfakultäten

Eine weitere Maßnahme ist die Entwicklung flexiblerer Studienmodelle, die die Vereinbarkeit von Studium, Arbeit und Privatleben verbessern. Sachsen-Anhalt will zudem „neben einer verstärkten Fortführung der Kooperationen mit europäischen Medizin- und Zahnmedizinfakultäten innovative Modelle der Studienplatzgewinnung und -nutzung“ aufsetzen.

Außerdem beriet das Gesundheitskabinett zu den Auswirkungen des am 12. Dezember 2024 in Kraft getretenen KHVVG auf die Krankenhauslandschaft in Sachsen-Anhalt und die weiteren Umsetzungsschritte. Für die Umsetzung der Krankenhausreform des Bundes ist eine neue Krankenhausplanung auf Landesebene notwendig. Derzeit gibt es in Sachsen-Anhalt 44 Krankenhäuser an 53 Standorten, darunter drei Maximalversorger (Unikliniken Halle und Magdeburg, Städtisches Klinikum Dessau).

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