Freiburger Forscher publizieren Erstbeschreibung

Aus „Radixoralia hellwigii“ wurde „Dentiradicibacter hellwigii“

br
Zahnmedizin
Gut ein Jahr nach der Präsentation auf der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung publizieren die Freiburger Forscherinnen und Forscher die Erstbeschreibung ihres neuentdeckten Bakteriums.

Vor gut einem Jahr berichtete die Freiburger Mikrobiologin Dr. Sibylle Bartsch auf der 56. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Grundlagenforschung (AfG) in der DGZMK über die Entdeckung eines neuen Bakteriums am Universitätsklinikum Freiburg. Ihr Vortrag „Radixoralia hellwigii und die mikrobielle dunkle Materie“ wurde seinerzeit mit dem AfG-Elmex-Preis ausgezeichnet – die zm berichtete.

Auf Initiative von Prof. Dr. Ali Al-Ahmad, Leiter des Bereichs Orale Mikrobiologie der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie, sollte der neue Mikroorganismus nach dem 2023 emeritierten Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie Freiburg und wissenschaftlichen Beirat der zm, Prof. Dr. Elmar Hellwig, benannt werden.

Als Name wurde Radixoralia hellwigii vorgeschlagen. Radixoralia bezog sich dabei auf den Fundort des Bakteriums, das aus Proben eines Wurzelkanals isoliert wurde (Radix = Wurzel).

Erstbeschreibung der Gattung Dentiradicibacter

Nun haben die Wissenschaftler von der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie (Leitung Prof. Dr. Fabian Cieplik) und dem Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene (Leitung Prof. Dr. Georg Häcker) ihre Entdeckung im „International Journal of systematic and evolutionary Microbiology“ veröffentlicht. Im Vorfeld der Veröffentlichung musste der Name noch den internationalen Benennungskonventionen angepasst werden: Aus „Radixoralia hellwigii“ wurde nun „Dentiradicibacter hellwigii“.

Dentiradicibacter hellwigii ist Gram-negativ, anaerob und beweglich. Bevorzugt wächst es in Ko-Kulturen mit anderen Bakterien und kann Zucker wie Glukose verwerten. Bei dieser neuen Entdeckung handelt es sich nicht nur um eine neue Art, sondern sogar um die Erstbeschreibung der Gattung Dentiradicibacter, zu der weitere Arten in der Mundhöhle gehören könnten.

Dies zeigt den Forschern zufolge die hohe Diversität der in der Mundhöhle vorkommenden Mikroorganismen. Die weitere Forschung wird zeigen, ob das neu beschriebene Bakterium eine spezifische Rolle in Entzündungsprozessen spielen könnte, wie sie auch bei Wurzelkanalinfektionen auftreten.

Über 770 Bakterienarten aus der Mundhöhle bekannt

„Die Entdeckung zeigt, dass unsere Mundflora noch längst nicht vollständig erforscht ist. Dabei kann sich eine außer Balance geratene Mundflora auf die Gesundheit des ganzen Körpers auswirken“, sagt Prof. Dr. Fabian Cieplik, Ärztlicher Direktor der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie des Universitätsklinikums Freiburg. Über 770 Bakterienarten sind bereits aus der menschlichen Mundhöhle bekannt – und nun kommt ein weiteres Exemplar hinzu. 

„Wir haben hier ein Bakterium, das sich offenbar besonders wohl in infizierten Wurzelkanälen fühlt, aber nicht unbedingt der Übeltäter ist“, erklärt Al-Ahmad, der als Leiter des Bereichs Orale Mikrobiologie der Klinik für Zahnerhaltungskunde und Parodontologie zusammen mit der Erstautorin Bartsch sowie Annette Wittmer und Prof. Dr. Georg Häcker vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene hauptverantwortlich für die Isolierung des neuen Bakteriums war.

Bartsch S, Wittmer A, Weber AK, Neumann-Schaal M, Wolf J, Gronow S, Turnbull JD, Tennert C, Häcker G, Cieplik F, Al-Ahmad A. Dentiradicibacter hellwigii gen. nov., sp. nov., isolated from a secondary infected root canal in the human oral cavity. Int J Syst Evol Microbiol. 2025 Mar;75(3). doi: 10.1099/ijsem.0.006690. PMID: 40042984.

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