Braucht es eine Teilzeit-Krankschreibung?
Angesichts des Wandels der Arbeitswelt und der Digitalisierung sei eine Teilzeit-Krankschreibung eine praktikable Form, etwa um bei Bagatellinfekten den direkte Kontakt mit Kollegen im Büro zu vermeiden, sagte der Chef der Bundesärztekammer den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „In solchen Fällen bietet das Arbeiten im Homeoffice aber unter Umständen die Möglichkeit, im begrenzten Umfang berufliche Aufgaben wahrzunehmen und sich dennoch zu erholen.“ Reinhardt kritisierte, dass stattdessen „in unserem Gesundheitswesen weiterhin grundsätzlich zwischen Arbeitsfähigkeit und Arbeitsunfähigkeit“ unterschieden werde. Anders praktiziertem dies etwa skandinavische Länder.
Daraufhin meldete sich der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zu Wort, der die Überlegungen ablehnt. Die Idee sei „schlicht absurd“, wird Vorstandsmitglied Anja Piel von mehreren Medien zitiert. „Wer krank und arbeitsunfähig ist, soll sich vollständig auskurieren. Ansonsten steigt das Risiko, länger und ernsthafter zu erkranken.“ Schon heute gingen viele Menschen krank zur Arbeit oder arbeiteten krank im Homeoffice. Piel: „Sie gefährden damit sich und andere und setzen auf Dauer ihre Gesundheit und Erwerbsfähigkeit aufs Spiel.“
Das wissenschaftliche Institut der AOK hatte Anfang Oktober in seinem Fehlzeiten-Report für 2023 einen Höchstwert an Fehltagen festgestellt. In diesem Jahr könnte das Vorjahreshoch noch übertroffen werden, hieß es (zm berichtete). Wegen des hohen Krankenstands und seiner wirtschaftlichen Folgen hatten unter anderem Arbeitgebervertreter und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) die Abschaffung der telefonischen Krankschreibung gefordert. Ärztevertreter halten diese jedoch weiterhin für sinnvoll.