US-Studie zu E-Zigaretten

Das sind die Risiken des Vaping

Kathrin Schlüßler
Gesellschaft
Ein Review aus den USA greift das Thema der sich häufenden Meldungen von Lungenerkrankungen im Zusammenhang mit dem Dampfen auf und ordnet es mittels Fallanalysen wissenschaftlich und medizinisch ein.

Bis zum 28. Oktober haben 49 Staaten mehr als 1.600 mögliche Fälle schwerer Lungenerkrankungen im Zusammenhang mit dem Verdampfen – dem Einatmen einer erhitzten, aerosolisierten Lösung – an die Zentren für die Kontrolle und Prävention von Krankheiten (Centers for Disease Control and Prevention; CDC) gemeldet.

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Bis dato wurden 34 Todesfälle auf eine mit dem Produktgebrauch verbundene Lungenverletzung (e-cigarette, or vaping, product use–associated lung injury; EVALI) durch E-Zigaretten oder Vaping zurückgeführt. Dies veranlasste die CDC zu der Empfehlung, die Verwendung von E-Zigaretten-Produkten und bestimmten Aromen zu vermeiden.

Die Risiken modifizierter Geräte sind nicht kalkulierbar

Das Dampfen ist typischerweise mit der Verwendung von Nikotin-E-Zigaretten verbunden. Dennoch ist die Anwendung nicht einheitlich – es gibt eine Vielzahl von Vorrichtungen, Substanzen und Praktiken, von denen jede gesundheitliche Schäden verursachen kann.

Insbesondere sind "geschlossene" Dampfgeräte mit fertigen Flüssigkeitsreservoirs (Patronen oder Kapseln) nicht für Modifikationen gedacht, wohingegen "offene" Dampfgeräte modifiziert werden können, um Benutzern das Einbringen einer Reihe von E-Liquids, einschließlich Cannabinoiden zu ermöglichen.

Die gesundheitlichen Auswirkungen von Dämpfen können je nach Gerät, zu verdampfender Substanz sowie Menge und Art der Exposition variieren. Bei etablierten Nikotin-E-Liquids hat sich gezeigt, dass Dämpfe wesentlich geringere Konzentrationen an toxischen Substanzen pro Zug liefern als herkömmlicher Zigarettenrauch. Dies gilt jedoch nicht unbedingt für modifizierte E-Liquids, da sich die Zusammensetzung je nach Mischungsverhältnis stark ändern kann. Zudem ist nur wenig über die gesundheitlichen Auswirkungen bekannt, wenn Cannabinoide verdampft werden.

Drei kürzlich veröffentlichte Fallserien aus verschiedenen Regionen der USA stellen Patienten mit Lungenerkrankungen vor, die im Zusammenhand mit dem Dampfen stehen.

Mehr als acht von zehn Fällen stehen in Zusammenhang mit THC

In der größten Serie aus Illinois und Wisconsin stehen 84 Prozent der 53 Fälle im engen Zusammenhang mit der Verwendung von Tetrahydrocannabinol (THC), dem psychoaktiven Bestandteil von Marihuana. Es wurden mehrere Muster von Lungenverletzungen berichtet, und viele Fälle deuteten auf eine akute Lipoidpneumonie hin – eine relativ seltene akute Entzündungsreaktion, die aus dem Einatmen von Öl resultiert.

Andere beobachtete pathologische Muster von Lungenverletzungen waren unspezifisch, weisen jedoch auf eine chemische Lungenentzündung hin.

Die Rolle von Vitamin E-Acetat

Viele der Vitamin-E-Acetat enthaltenden Substanzen werden von der CDC und der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA) überwacht. Die Ermittler sammeln jedoch immer noch Daten zu diesem Ausbruch, etwa welche Geräte verwendet wurden, welche Produkte verdampft wurden, wann und von wem die Geräte und E-Flüssigkeiten modifiziert wurden, die genaue Art jeder Exposition (insbesondere in Bezug auf die Verwendungsdauer) und die Quelle (legal oder illegal) der Produkte. Darüber hinaus können Patientenberichte unzuverlässig sein, insbesondere wenn es sich um illegale Modifikationen und illegale Substanzen handelt.

Verdampfen von THC ist bisher nicht erfoscht

Obwohl vereinzelt über akute Lungenverletzungen mit Nikotin-E-Zigaretten berichtet wurde, sind diese Produkte seit 2007 ohne häufige Berichte über schwerwiegende Toxizität erhältlich. In den Fallserien von Illinois und Wisconsin verdoppelte sich jedoch im Verleich zum Vorjahr die Rate schwerer akuter Lungenschäden, die durch syndromale Überwachung zwischen dem 1. Juni 2019 und dem 15. August 2019 festgestellt wurden.

Dieses Muster deutet möglicherweise auf ein neues Phänomen hin. Es steht zudem im Einklang mit einer Zunahme der Verwendung illegaler oder benutzermodifizierter Nikotin-E-Produkte oder Nicht-Nikotinsubstanzen. Die überwiegende Mehrheit der kürzlich veröffentlichten Berichte von Personen mit Lungenerkankungen betraf THC.

In diesem Zusammenhang sind Chemikalien und Zusatzstoffe in Marihuana- und THC-Ölen wichtig. Obwohl bekannt ist, dass das Rauchen von Marihuana eine große Menge an Toxinen an die Lunge abgibt, ist über die Auswirkungen von Marihuana und THC beim Verdampfen und Einatmen nur wenig bekannt. Ein unregulierter Markt erschwert die Situation zusätzlich. Risikofaktoren liegen in der Lieferkette, bei verschiedenen Geräten, Inhalationspraktiken und zugrundeliegenden medizinischen Anfälligkeiten.

Führt Vaping zu chronischen Lungenleiden?

Zusätzlich zu den Fällen, in denen ein THC-Konsum mit den Erkrankungen in Verbindung gebracht wird, ist es wichtig, den ganzen Umfang der Fallberichte im Blick zu behalten. Einer Schätzung zufolge konsumieren fast 11 Millionen US-Erwachsene Nikotin-E-Zigaretten und nur eine geringere Anzahl verdampfen Marihuana. Dieses Verhältnis zeigt spiegelt sich nicht in der Zahl er Erkrankungen wider, die unverhältnismäßig ansteigt.

Es ist möglich, dass Anwender von E-Zigaretten – ähnlich wie Raucher herkömmlicher Zigaretten – im Laufe der Zeit chronische Lungenerkrankungen entwickeln, die erst nach Jahren auftreten. Hier fehlen entsprechende Langzeitstudien.

Was Ärzte tun können

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zahl der Fälle mit Lungenerkrankungen, die in den Zusammenhang mit Vaping gebracht wurden, in den USA schnell zunimmt. Dabei ist es jedoch möglich, dass die starke Zunahme auch mit der stärkeren Überwachung und schnelleren Meldung der Fälle zusammenhängt und dass das Phänomen bereits zuvor schon länger bestand und erst jetzt in in den Fokus gerückt ist.

Panschen vermeiden!

Als Reaktion auf die entstandene Unsicherheit in der Bevölkerung hat das CDC Empfehlungen herausgegeben: (1) das Verdampfen von THC vermeiden; (2) modifizierte oder auf der Straße gekaufte Dampfprodukte vermeiden; (3) überlegen, auf die Verwendung aller E-Zigaretten- oder Dampfprodukte zu verzichten; (4) zugelassene Nikotinersatztherapien in Erwägung ziehen, nicht zum Rauchen zurückzukehren; und (5) achtsam Lungensymptome überwachen und unverzüglich melden. Ungeachtet der laufenden Untersuchung sollten Kinder, junge Erwachsene und schwangere Frauen, keine Vaping-Produkte verwenden.

Stephen R. Baldassarri, David A. Fiellin, Abigail S. Friedman: Vaping—Seeking Clarity in a Time of Uncertainty. Published 7 November 2019. DOI: 10.1001/jama.2019.16493.

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