IQWIG veröffentlicht Rating-Report

Der Check-up sollte mehr genutzt werden

pr
Politik
Gerade Patienten, die vom Gesundheits-Check-up am stärksten profitieren könnten, nutzen ihn seltener, zeigt der neue Report des IQWIG. Besonders Personen mit Gesundheitsrisiken nehmen zu wenig teil.

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat in seinem neuen Rating-Report untersucht, wie die allgemeine Gesundheitsuntersuchung, „der Check-up“, von Patientinnen und Patienten in Deutschland in Anspruch genommen wird. Dabei stellte sich heraus, dass genau die Personen diese seltener nutzen, die am stärksten davon profitieren könnten. Das seien vor allem Gruppen mit höheren Gesundheitsrisiken und solche, die das ambulante Versorgungssystem insgesamt weniger in Anspruch nehmen. Umgekehrt werde das Angebot eher von Personen genutzt, die ohnehin häufiger Kontakt mit Arztpraxen hätten.

Teilnahme am Check-up ist freiwillig

Die Teilnahme am der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung ist grundsätzlich freiwillig. In Deutschland würden Versicherte meist in Hausarztpraxen auf das Angebot angesprochen. Es gebe keine besondere Einladung dazu. Eine informierte Entscheidung über die Teilnahme setze sowohl die Bekanntheit des Angebotes als auch die Kenntnis der möglichen Vor- und Nachteile der Untersuchung voraus. Dies erfordere verständliche, unverzerrte und am Bedarf orientierte Informationen, so das Institut.

Das IQWIG analysierte auch, wie sich die Nutzung zum Beispiel nach Alter, Geschlecht, Region, sozioökonomischem Status, Lebensstil oder Zuwanderungserfahrung unterscheidet, welche Informations- und Aufklärungsmaterialien existieren und welche wirksamen Maßnahmen es gibt, um bestimmte Gruppen besser zu erreichen. Demnach gehen beispielsweise 77 Prozent der 50-jährigen Männer und 85 Prozent der 50-jährigen Frauen mindestens einmal innerhalb von zehn Jahren zum Check-up. Insgesamt liegt die Nutzung demnach auch ohne Einladung in derselben Größenordnung wie in Ländern mit Einladungsverfahren, wie Großbritannien oder Österreich – im Vergleich sogar etwas darüber.

Noch ist der Nutzen des Check-ups nicht belegt

Beate Zschorlich, Leiterin des Projekts aus dem IQWiG-Ressort Gesundheitsinformation, erklärt: „Zu den Menschen, die seltener zum Check-up gehen, gehören Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status, Frauen und insbesondere Männer mit Hinweisen auf gesundheitliche Risiken beziehungsweise die ihren Gesundheitszustand als mittelmäßig oder schlecht einschätzen sowie Menschen, die nach Deutschland zugewandert sind.“ Zschorlich betonte, dass diese Gruppen gezielt angesprochen werden müssen, auch in anderen Sprachen.

Sie wies aber auch darauf hin, dass auf Basis veröffentlichter Studien ein gesundheitlicher Nutzen des Check-ups selbst bislang unklar bliebe. Die Maßnahmen und Kommunikationsstrategien sollten diese Diskrepanz berücksichtigen. Einige Länder wie Österreich und Großbritannien hätten ihre Angebote zu Gesundheitsuntersuchungen in den letzten Jahren deshalb wissenschaftlich neu bewertet und – insbesondere in Großbritannien – grundlegend reformiert. Dabei habe ein Schwerpunkt auf Bevölkerungsgruppen mit besonderen gesundheitlichen Risiken gelegen.

Der Check-up

Gesetzlich Krankenversicherte haben seit 1989 Anspruch auf eine regelmäßige Gesundheitsuntersuchung, die von ihrer Krankenkasse bezahlt wird. Im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung sollen gesundheitliche Risiken und Belastungen frühzeitig erfasst werden. Sie dient außerdem der Früherkennung von häufig auftretenden Krankheiten, insbesondere von Herz-Kreislauf- und Nierenerkrankungen sowie von Diabetes. Versicherte zwischen 18 und 34 Jahren haben einmalig Anspruch auf den Check-up, Versicherte ab 35 Jahren alle drei Jahre.

Die allgemeine Gesundheitsuntersuchung sollte eingebunden sein in eine dauerhaft begleitende Evaluation, die auch die gesundheitlichen Auswirkungen des Angebotes erfasst, forderte Klaus Koch, Leiter des IQWiG-Ressorts Gesundheitsinformation abschließend. Den Auftrag für den Report hatte das Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) erteilt.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.