Diabetiker haben auch subjektiv schlechtere Mundgesundheit
Für die Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS“) befragten die Wissenschaftler mehr als 22.000 Menschen im Telefoninterview, ob bei ihnen in den zurückliegenden zwölf Monaten ein Diabetes diagnostiziert war sowie nach dem Zustand von Zähnen und Zahnfleisch. Bei 2.050 Personen davon lag ein Diabetes vor. In deren Bewertung flossen dann sowohl subjektive Kriterien wie Schmerzen und ästhetische Aspekte, als auch objektive Kriterien wie orale Erkrankungen und Funktionseinschränkungen ein.
Andere Studien hatten bereits gezeigt, dass die selbst wahrgenommene Mundgesundheit mit dem objektiven Mundgesundheitszustand korreliert. Insofern sei die selbst wahrgenommene Mundgesundheit ein geeigneter Indikator, um im Rahmen von Befragungssurveys Informationen zur Mundgesundheit der Bevölkerung zu erhalten, so die Forschenden zur Methodik.
Subjektiver Mundgesundheitszustand korreliert mit objektivem
Die Ergebnisse der aktuellen Befragung schließen klar daran an: Mehr als ein Drittel der Frauen mit Diabetes (34,8 Prozent) hatte laut eigenen Angaben eine mittelmäßige bis sehr schlechte Mundgesundheit im Vergleich zu rund einem Fünftel der Frauen ohne Diabetes (24,0 Prozent). Von den befragten Männern gab fast die Hälfte der Diabetiker (46,5 Prozent) eine mittelmäßige bis sehr schlechte Mundgesundheit an, verglichen mit etwa einem Drittel bei Menschen ohne Diabetes (31,2 Prozent).
Bei Frauen und Männern mit Diabetes war die Wahrscheinlichkeit für eine mittelmäßige bis sehr schlechte selbst wahrgenommene Mundgesundheit nach Adjustierung für soziodemografische und verhaltensbezogene Merkmale 1,18-fach beziehungsweise 1,26-fach höher als bei denjenigen ohne Diabetes.
Der Unterschied war sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu beobachten. Der Zusammenhang zwischen einem selbstberichteten Diabetes und einer mittelmäßigen bis sehr schlechten selbst wahrgenommenen Mundgesundheit blieb auch nach Kontrolle zu soziodemografischen und verhaltensbezogenen Merkmalen (Geschlecht, Alter, Bildung, Rauchen, Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke, BMI) bestehen.
Forderung nach mehr interdisziplinärer Zusammenarbeit
Die RKI-Wissenschaftler betonen aufgrund der Studienergebnisse die Wichtigkeit von Präventionsmaßnahmen gegen Diabetes sowie mangelnde Mundgesundheit und fordern eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Arztgruppen, die Diabetes behandeln, und Zahnärzten. Insgesamt sei eine verstärkte Information der Bevölkerung und des medizinischen Personals hinsichtlich bestehender Zusammenhänge zwischen oralen und systemischen Erkrankungen notwendig, so ihre Forderung.
Auf den Zusammenhang zwischen Diabetes und Parodontitis weist auch die Sechste Deutsche Mundheitgesundheitsstudie (DMS • 6) hin.
Datengrundlage ist die Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA) – eine bundesweite, bevölkerungsrepräsentative Befragung der in Deutschland lebenden erwachsenen Wohnbevölkerung, die das RKI seit 2008 in mehreren Erhebungswellen durchgeführt hat. Ziel der Studie ist es, aktuelle Daten zu Gesundheitszustand, gesundheitsrelevanten Einflussfaktoren und zur Inanspruchnahme des Gesundheitssystems für Gesundheitsberichterstattung, Gesundheitspolitik und Public-Health-Forschung bereitzustellen.