Die Rolle des oralen Mikrobioms bei Leberzirrhose
Eine Studie unter der Leitung Forschender des King's College London zeigt, dass bei Menschen mit fortgeschrittener Leberzirrhose der Schweregrad der Erkrankung mit einer zunehmenden Anzahl von Pathobionten und einer Abnahme von Kommensalen im Mund- und Darmmikrobiom korreliert. Die Veränderungen im Mikrobiom stehen überdies mit einer erhöhten Antibiotikaresistenz in Verbindung.
Vermehrt Pathobionten im oralen Mikrobiom
Eine der Hauptursachen für die Komplikationen und die Sterblichkeit bei Zirrhose sind Infektionen. Kliniker und Wissenschaftler gehen zunehmend davon aus, dass viele dieser Infektionen durch Veränderungen des Mikrobioms nicht nur im Darm, sondern auch im Mund beeinflusst werden. Um dies zu untersuchen, habe die Forschenden Daten von insgesamt 100 Patienten verglichen: darunter Patienten mit leichter und schwerer Zirrhose, sowie eine gesunde Vergleichsgruppe. Mithilfe von DNA-Sequenzierungstechniken wurde nachgewiesen, dass das Mund- und Darmmikrobiom von Menschen mit Zirrhose in verschiedenen Stadien vermehrt Pathobionten und weniger Kommensalen aufweist. Mit der Verschlimmerung der Zirrhose stiegen auch die Überschneidungen von oralem und Darmmikrobiom.
Leberzirrhose
Die Leberzirrhose ist eine chronische Erkrankung, bei der eine entzündliche Fibrose zu einer Leberinsuffizienz führt. Die Veränderungen sind irreversibel. Männer sind nahezu doppelt so häufig von der Erkrankung betroffen wie Frauen. Im Vereinigten Königreich sterben jedes Jahr mehr als 10.000 Menschen an Zirrhose [British Liver Trust], und die Kosten der Lebererkrankung für den NHS belaufen sich auf über 2 Milliarden Pfund [Williams et al., 2016].
Antimikrobielle Resistenz und die Notwendigkeit gezielter Antibiotika
Kritisch anzumerken ist, dass die schädlichen Bakterien bei Patienten mit fortgeschrittener Zirrhose auch weitaus mehr Gene aufweisen, die sie gegen Antibiotika resistent machen, was die Wirksamkeit der Behandlung stark beeinträchtigen kann. Der ungezielte Einsatz von Antibiotika kann das Mikrobiom weiter in Dysbalance bringen und Antibiotikaresistenzen fördern.
„Diese Forschungsarbeit unterstreicht, dass Veränderungen im Mikrobiom eine Schlüsselrolle bei der Verschlimmerung der Zirrhose spielen, insbesondere da multiresistente Infektionen immer häufiger werden. Wir haben gezeigt, dass eine größere Überschneidung von Bakterien im Mund und im Darm sowie erhöhte Virulenz- und Resistenzgene in engem Zusammenhang mit den klinischen Ergebnissen stehen - insbesondere bei Menschen mit fortgeschrittener Zirrhose. Diese Erkenntnisse legen nahe, dass personalisierte mikrobiombasierte Behandlungen dazu beitragen könnten, die Ergebnisse für Menschen mit fortgeschrittener chronischer Lebererkrankung zu verbessern, einschließlich Maßnahmen zur Verbesserung der Mundgesundheit. […]“. fasst Dr. Vishal Patel (London) die Ergebnisse zusammen.
Lee S, Arefaine B, Begum N et al. Oral-gut microbiome interactions in advanced cirrhosis: characterisation of pathogenic enterotypes and salivatypes, virulence factors and antimicrobial. J Hepatol. 2024 Oct 22:S0168-8278(24)02635-7. doi: 10.1016/j.jhep.2024.09.046. Epub ahead of print. PMID: 39447963.