Junge Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund

„Die Versorgungssituation ist schon jetzt prekär!“

pr
Politik
Angesichts des Versprechens von Bundeskanzler Olaf Scholz, es werde keine Leistungskürzungen geben, sorgt sich der Arbeitskreis der Jungen Ärztinnen und Ärzte im Hartmannbund um das Solidarsystem.

„Es gibt nach wie vor keine klare Perspektive, wie wir die Versorgung in zehn Jahren sicherstellen können“, erklärte der Vorsitzende der Jungen Ärztinnen und Ärzte, Dr. Moritz Völker. Die Versorgungssituation sei schon jetzt prekär und werde durch den demografischen Wandel verstärkt, gab er zu bedenken. Der Arbeitskreis ist überzeugt, dass der momentane Standard perspektivisch nicht gehalten werden kann.

„Ein ,Weiter so‘ wird eine ungesteuerte Begrenzung der Leistungen nach sich ziehen!“

Steigende Kosten und Personalmangel verstärkten die Probleme des Gesundheitssystems zusehends. Völker: „Änderungen in Nutzung und Umgang mit dem System sind unvermeidbar. Ein ,Weiter so‘ wird eine ungesteuerte Begrenzung der Leistungen nach sich ziehen, denn die Arbeitskraft, -zeit und die Ressourcen sind begrenzt. An dieser Wahrheit kommen wir nicht vorbei.“ Wenn das vermieden werden soll, müsste die limitierte Verfügbarkeit offen kommuniziert werden. Gleichzeitig müsse die Effizienz des Systems durch Verringerung des Dokumentationsaufwandes, einen raschen und massiven Ausbau der Digitalisierung und die Steuerung von Patientenströmen gesteigert werden, erklärte Völker weiter.

Die jungen Ärztinnen und Ärzte sprechen sich zudem für einen Bedeutungszuwachs von Prävention aus und wünschen sich eine „lautere und ehrlichere gesellschaftliche Debatte“, um Perspektiven sichtbar zu machen und wenn nötig auch unkonventionelle Lösungen zu finden. Sicher sei, dass zeitnahes Handeln deutlich mehr Akzeptanz finden werde, als die notwendigen Veränderungen in die Zukunft zu verschieben.

Scholz hatte auf seiner Sommer-Pressekonferenz in Berlin Leistungskürzungen im Gesundheitswesen ausgeschlossen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) appellierte an ihn, sein Versprechen zu halten. Die Realität sehe nämlich völlig anders aus, erklärte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen. Trotz zahlreicher Ankündigungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erstickten die Praxen der Niedergelassenen weiterhin in Bürokratie und seien finanziell unzureichend ausgestattet. Das Versprechen der Koalition, die Honorarbudgets abzuschaffen, sei noch immer nicht eingelöst. Für begrenztes Geld könne es nur begrenzte Leistungen geben – Leistungskürzungen würden somit unausweichlich sein.

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