Untersuchung der Charité Berlin

E-Scooter: Unfälle führen meist zu Kopfverletzungen

ck/pm
Gesellschaft
E‑Scooter sind leicht zugänglich, schnell und verleiten oft auch zu einem riskanten Fahrstil, was vermehrt zu Unfällen führt. Die Charité Berlin hat die Arten der Verletzungen untersucht.

Im Stadtzentrum von Berlin sind seit Mitte Juni letzten Jahres über 3.000 E-Scooter unterwegs. Für die FahrerInnen besteht keine Helmpflicht, die Benutzung ist ab dem 14. Lebensjahr erlaubt. Da die Roller bis zu 20 Kilometer pro Stunde schnell werden können, sind sie nur auf Straßen und Radwegen zugelassen. Doch worin liegen die größten Gefahren des Trendvehikels?

Das Ärzte-Team untersuchte im Zeitraum von einem Monat alle Patienten, die nach E-Scooter-Unfällen in den Zentralen Notaufnahmen der Charité Mitte und am Virchow-Klinikum behandelt wurden. Dabei stellten sich die Patienten entweder selbstständig vor oder wurden mit dem Rettungsdienst eingeliefert. Die Untersuchungsergebnisse und die therapeutischen Maßnahmen wurden standardmäßig dokumentiert. Darüber hinaus wurden allen Verletzten Fragebögen ausgehändigt, in denen demografische Angaben, Erfahrung im Straßenverkehr sowie Führerscheinbesitz und Fahrverhalten abgefragt wurden.

Die ForscherInnen untersuchten im Juli 2019 insgesamt 24 Patientinnen und Patienten im Alter zwischen 12 und 62 Jahren. Über die Hälfte waren männlich, 14 Patienten jünger als 30 Jahre, 4 von ihnen unter 18. 10 Patienten gaben an, ihren Wohnsitz in Berlin zu haben, 14 Touristen.

Unfallursachen: Unachtsamkeit, Missachtung der Verkehrsregeln...

Von den Untersuchten hatten weniger als die Hälfte einen Führerschein, rund ein Drittel hatte zuvor mindestens einmal einen E‑Scooter genutzt. Die Befragung ergab, dass die Unfallursachen häufig Unachtsamkeit, Verstöße gegen die Verkehrsregeln und Geschäftsbedingungen, aber auch eine eingeschränkte Verkehrstauglichkeit waren.

„Unsere Untersuchungen zeigen, dass das Fahren von E‑Scootern im Großstadtverkehr hinsichtlich der Häufigkeit und Schwere der Verletzungen mit dem Fahrradfahren mindestens vergleichbar ist“, bilanzierte Untersuchungsleiter Prof. Dr. Martin Möckel, Ärztlicher Leiter Notfall- und Akutmedizin an der Charité Mitte und am Virchow-Klinikum.

Typisch: Risswunden am oberen Sprunggelenk, Frakturen der oberen Extremitäten, Kopfverletzungen

Zu den fahrzeugtypischen Verletzungen gehörten Risswunden am oberen Sprunggelenk, Frakturen der oberen Extremitäten und Kopfverletzungen. So erlitten über 54 Prozent der Patienten Kopfverletzungen - meist leichte Prellungen mit Schürfwunden. Vier der 24 Patienten wiesen leichte Schädel-Hirn-Traumata auf. Die gehäuften Weichteilverletzungen an den unteren Extremitäten im Bereich des oberen Sprunggelenks wurden durch das unachtsame Antreten des E‑Scooters verursacht.

E-Scooter: Die häufigsten Unfallursachen

E-Scooter: Die häufigsten Unfallursachen

„Mit unserer ersten Fallserie wollten wir zeigen, was die für E‑Scooter typischen Verletzungsmuster sind, mit denen insbesondere Notärzte, Notfallmediziner und Chirurgen zukünftig konfrontiert sind“, sagte Möckel. Derzeit wird eine prospektive Fall-Kohorten-Studie an der Charité und am Bundeswehrkrankenhaus Berlin zur genaueren Analyse von Verletzungsmustern und deren Konsequenzen durchgeführt.

Uluk, D., Lindner, T., Palmowski, Y. et al. E-Scooter: Erste Erkenntnisse über Unfallursachen und Verletzungsmuster. Notfall Rettungsmed (2020). doi.org/10.1007/s10049-019-00678-3

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