Erstmals mehr Frauen in ambulanter Versorgung tätig
Wie die neue Arztzahlstatistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigt, wächst der Frauenanteil bei Ärzten und Psychotherapeuten in der ambulanten Versorgung kontinuierlich. Im vergangenen Jahr knackte er erstmals die 50 Prozent – nach wie vor am höchsten ist er bei den Psychologischen Psychotherapeuten (76,8 Prozent).
Je jünger Ärzte, desto höher der Frauenanteil
Ein Trend ist laut Statistik unverkennbar: Je jünger Ärzte und Psychotherapeuten sind, desto höher ist der Frauenanteil. Ihr Durchschnittsalter sank von 54,2 Jahren (2021) auf 54,1 Jahre (2022).
Insgesamt setzt sich laut KBV die Entwicklung der letzten Jahre weiter fort: Die reine Zahl an niedergelassenen Ärztinnen, Ärzten, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten ist zwar nach Köpfen gestiegen – die Ressource Zeit bleibt aber nach wie vor knapp. Laut Bundesarztregister nehmen im vergangenen Jahr 185.298 Ärzte und Psychotherapeuten an der vertragsärztlichen Versorgung teil. Gegenüber 2021 erhöhte sich die Anzahl von Ärzten und Psychotherapeuten nach Köpfen um 1.962 – ein Plus von 1,1 Prozent (bei Ärzten plus 0,4 Prozent, bei Psychologischen Psychotherapeuten plus 4,1 Prozent).
Die große Mehrheit der Niedergelassenen ist in eigener Praxis tätig
Die überwiegende Mehrheit der Niedergelassenen ist demnach nach wie vor „klassisch“ in der eigenen Praxis tätig. Allerdings wählen Ärzte und Psychotherapeuten zunehmend flexiblere Arbeitsformen und entscheiden sich für eine Anstellung oder eine Teilzeitbeschäftigung statt eines vollen Versorgungsauftrags in eigener Niederlassung. Die Zahl der angestellten Ärztinnen und Ärzte lag 2022 bei 46.109, das ist seit 2012 ein Plus von 141 Prozent. In Teilzeit waren im vergangenen Jahr 57.793 Ärzte und Psychotherapeuten tätig (2021: 53.483) – seit dem Jahr 2012 eine Steigerung von 285 Prozent.
Zuwächse sind bei einzelnen Fachgruppen wie Nervenärzten (plus 1,9 Prozent), Kinder- und Jugendpsychiatern (plus 1,8 Prozent), Augenärzten (plus 0,4 Prozent), Kinderärzten (plus 0,3 Prozent) und Psychotherapeuten (plus 0,2 Prozent) zu verzeichnen. Die Zahl der Hausärzte ist dagegen leicht gesunken (minus 0,3 Prozent).285 Prozent.
Seit 2012 sind 285 Prozent mehr Ärzte in Teilzeit
KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen sagte, dass die Rahmenbedingungen stimmen müssten, damit die Niederlassung für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv bleibe. Sie müssten sich auf die Politik verlassen können. Dazu gehöre, dass sie eins zu eins vergütet bekommen, was sie auch leisten. Das habe zudem sehr viel mit Wertschätzung der geleisteten Arbeit in der Niederlassung zu tun.
Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender KBV-Vorstandsvorsitzender, forderte, dass die Attraktivität der selbstständigen Niederlassung gesteigert werden müsse. Dazu gehörten Anpassungen der Vergütung, aber auch der Abbau der überbordenden Bürokratie, damit sich Ärzte und Mitarbeitende in den Praxen wieder primär um die Patientenversorgung kümmern können. „Die wohnortnahe Sicherstellung der ambulanten Versorgung bleibt eine unserer größten Herausforderungen“, erklärte er. „Während die Nachfrage nach Leistungen durch die demografische Entwicklung quasi automatisch steigt, gehen die zur Verfügung stehenden ärztlichen Ressourcen zurück.“