Familien mit wenig Geld verzichten oft auf gesundes Essen
Kinderarmut sei ein drängendes Problem, ergab eine Forsa-Umfrage im Auftrag von Save the Children unter 1.005 Eltern minderjähriger Kinder. Jedes fünfte Kind im Land sei demnach von Armut betroffen, heißt es in der Auswertung der Umfrage zum Thema Kinderarmut in Deutschland. 15 Prozent sagten laut Umfrage, sie machten sich große bis sehr große Sorgen, dass sie aus finanziellen Gründen nicht mehr die Grundbedürfnisse ihrer Familie decken könnten – also Kleidung, Nahrung oder Kosten für die Wohnung bezahlen. Deutlich höher sei dieser Anteil bei den Müttern und Vätern, die ohne Partner oder Partnerin zusammenleben (30 Prozent) und bei Familien mit einem Haushaltsnettoeinkommen von weniger als 3.000 Euro (36 Prozent). Die finanziellen Schwierigkeiten machten sich insbesondere beim Einkauf von Lebensmitteln bemerkbar, heißt es in der Befragung.
Save the Children wollte wissen, inwieweit die Menschen aus finanziellen Gründen auf den Einkauf gesunder, ausgewogener und dann auch häufig teurerer Lebensmittel verzichten. Bei den Eltern mit einem Haushaltsnettoeinkommen von unter 3.000 Euro sagten fast ein Viertel (23 Prozent), sie würden häufig bei gesundem Essen sparen. Mit steigendem Einkommen sinke dieser Anteil von 12 Prozent bei der mittleren Einkommensgruppe (3.000 bis unter 4.500 Euro monatliches Haushaltsnettoeinkommen) auf fünf Prozent bei der höchsten Einkommensgruppe (über 4.500 Euro), heißt es weiter. Eltern, die nicht mit einem Partner oder einer Partnerin zusammenleben, gäben zudem häufiger an, zu verzichten (18 Prozent) als Eltern, die mit Partner zusammenleben (8 Prozent).
Save the Children befürchtet Nährstoffmangel bei Kindern
Hohe Lebensmittelpreise bringen der Umfrage zufolge vor allem Kinder aus Haushalten mit niedrigem Einkommen in eine gesundheitsgefährdende Situation. Es könne nicht sichergestellt werden, dass sie alle Nährstoffe zu sich nehmen können, die sie für eine gesunde Entwicklung benötigten. Langfristige gesundheitliche Einschränkungen, wie Störungen des Fett- und Zuckerstoffwechsels und folglich Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, können die Folge sein, warnt die Organisation. Die Umfrage bestätige damit Befunde über die in der Öffentlichkeit oft übersehenen Gefahren der Ernährungsarmut in Deutschland, heißt es in den Ergebnissen der Umfrage weiter.
Armut in Deutschland
In Deutschland waren im Jahr 2024 rund 17,6 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Das betreffe 20,9 Prozent der Bevölkerung, so Destatis. Damit hätten die Werte geringfügig niedriger gelegen als im Vorjahr. So seien im Jahr 2023 rund 17,9 Millionen Menschen oder 21,3 Prozent der Bevölkerung von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht gewesen. Der Anteil habe sich auch in den vorangegangenen Jahren kaum verändert: Im Jahr 2021 habe der Anteil bei 21,0 Prozent der Bevölkerung und 2022 bei 21,1 Prozent gelegen.
Eine Person gilt in der Europäischen Union (EU) als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn mindestens eine der folgenden drei Bedingungen zutrifft: Ihr Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze, ihr Haushalt ist von erheblicher materieller und sozialer Entbehrung betroffen oder sie lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung.
Save the Children fordert die nächste Bundesregierung dazu auf, Maßnahmen zu ergreifen, damit jedes Kind in Deutschland gesund ernährt werden könne. Dazu müssten Lebensmittelpreise und Lohnniveau in ein Verhältnis gebracht werden, in dem sich jede Familie den Konsum von ausreichenden und gesunden Lebensmitteln leisten könne, so die weitere Forderung. Zudem setze sich die Organisation dafür ein, dass jedem Kind in Deutschland eine qualitativ hochwertige und kostenfreie Mahlzeit in Bildungseinrichtungen angeboten wird. Für Kinder, die in Haushalten im Grundsicherungsbezug (insbesondere Bürgergeld) leben, müssten die Regelsätze so angehoben werden, dass eine ausgewogene Ernährung mit den dafür vorgesehenen Mitteln möglich sei.
Im Dezember 2024 und Januar 2025 hat forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH im Auftrag von Save the Children Deutschland e.V. eine Umfrage unter 1.005 Eltern minderjähriger Kinder in Deutschland zum Thema Kinderarmut und sozialer Teilhabe durchgeführt.