Fitnesstracker erkennen Long-COVID
"Die Sensordaten von Smartwatches und Aktivitätstrackern liefern eine Fülle von Daten, von der Ruheherzfrequenz und dem Schlafverhalten bis hin zum normalen täglichen Aktivitätsniveau", berichtet Jennifer Radin, Epidemiologin am Scripps Research Translational Institute in La Jolla, Kalifornien, und Leiterin der Studie.
"Diese Daten geben uns neue und bessere Möglichkeiten zu messen, wie sich der Körper während der Infektion verändert und wie er sich erholt, was besonders wichtig für eine neue Krankheit wie COVID-19 ist, über die wir noch so viel lernen."
COVID nimmt den Köper viel stärker mit als eine Erkältung
Vom 25. März 2020 bis 24. Januar 2021 analysierte ihr Team die Daten von 37.146 US-Amerikanern. Davon hatten 827 Personen der App "Fitbit" mitgeteilt, dass sie sich wegen einer akuten Atemwegserkrankung auf SARS-CoV-2 testen ließen. Bei 234 Teilnehmern fiel der Test positiv aus.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass COVID-19 im Vergleich zu einer normalen Erkältung viel stärkere und länger anhaltende Folgen für die von den Fitnesstrackern gemessenen Körperfunktionen hat.
die Herzfrequenz blieb bis zu drei Monate erhöht
Außerdem konnten die Forscher neue Zusammenhänge zwischen der Schwere der frühen Symptome und der Geschwindigkeit der Genesung herstellen. Insgesamt blieb die Herzfrequenz bei COVID-19-Patienten über zwei bis drei Monate erhöht, dagegen normalisierten sich Schlaf und körperliche Aktivität schneller. Auch die tägliche Schrittzahl ging zurück. Nachgewiesen wurde ebenfalls eine transienten Bradykardie, zu der etwa neun bis 15 Tage nach der Infektion kommen kann und dessen Bedeutung unklar ist. Es folgte eine relative Tachykardie, die im Durchschnitt nach Symptombeginn 79 Tage anhielt.
Die Daten können anzeigen, wie lange die Krankheit dauert
Darin sieht Radin einen Hinweis auf ein Long-COVID: "Unsere Daten deuten darauf hin, dass die Schwere der frühen Symptome und eine größere anfängliche Ruhe-Herzfrequenz-Antwort auf COVID-19 ein Prädiktor dafür sein könnte, wie lange es dauert, bis sich Personen physiologisch von diesem Virus erholen."
Bei den meisten Patienten lag der Puls indes nur 1 bis 5 Schläge über der Frequenz vor der Erkrankung. Nur bei 32 Patienten (13,7 Prozent) lag der Ruhepuls 5 Schläge über dem Ausgangswert und normaliserte sich im Mittel erst nach 133 Tagen. Diese Patienten hatten in der Akutphase häufiger mit Husten, Körperschmerzen und Atemnot zu tun.
Die Forschung ist Teil der laufenden DETECT-Studie, die Daten von tragbaren Geräten nutzt, um virale Infektionen zu verfolgen.
Radin JM, Quer G, Ramos E, et al. Assessment of Prolonged Physiological and Behavioral Changes Associated With COVID-19 Infection. JAMA Netw Open. 2021;4(7):e2115959. doi:10.1001/jamanetworkopen.2021.15959