Gemeinsame Stellungnahme verschiedener Fachgesellschaften

Forscher dämpfen Erwartungen an Budesonid

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Gesellschaft
In einem gemeinsamen Statement warnen mehrere Fachgesellschaften davor, die Wirkung des Asthma-Sprays Budesonid bei COVID-19 zu überschätzen. Hin­tergrund ist die vielbeachtete Lancet-Studie aus Großbritannien.

Die Studie, wonach Dexamethason als Bestandteil inhalativer Glukokortikoide (ICS) die Mortalität bei schweren COVID-19-Verläufen senkt, habe große Aufmerksamkeit erfahren, schreiben die Forscher. Danach wurde ein positiver Effekt des ICS Budesonid bei Patienten mit COVID-19 in einem frühen Krankheitsstadium postuliert.

„Mit diesem Statement möchten wir darauf hinweisen, dass die STOIC-Studie lediglich Hypothesen ge­nerierend ist und dass sich aus dieser Studie noch keine generelle Empfehlung für eine ICS-Therapie in der geprüften Dosis für Patienten mit COVID-19 ableiten lässt“, heißt es in der Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), der Österreichischen Gesell­schaft für Pneumologie (ÖGP) und der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immuno­logie (DGAKI). Aus der Studie lasse sich noch keine generelle Empfehlung für eine ICS-Therapie in der geprüften Dosis für Patienten mit COVID-19 ableiten.

Hierfür gibt es aus ihrer Sicht mehrere Gründe:

Nichtverblindete Studie: Es handelte sich zwar um eine randomisierte, aber nicht um eine verblindete Studie. Ein möglicher Placebo-Effekt blieb aus Sixcht der Wissenschaftler hier also unberücksichtigt.­

Geringe Patientenzahl: Es handelte sich um eine Studie mit vergleichsweise wenigen Patienten (je 73 Patienten in beiden Gruppen), die über einen auffällig langen Zeitraum (Juli bis Dezember 2020) trotz hoher Infektionszahlen in Großbritannien rekrutiert wurden. Ein Selektions-Bias sei somit nicht ausgeschlossen. Zudem hatten 16 Prozent der Budesonid-Gruppe ein Asthma, und haben somit möglicherweise auch aufgrund ihrer Grunderkrankung vom ICS profitiert. Daher sei die Aussagekraft für die Gesamtheit der Probanden mit COVID-19 eingeschränkt.­

Subjektive Endpunkte: Sowohl derprimäre Endpunkt (COVID-19-bedingte ärztliche Vorstellung) als auch die sekundären Endpunkte der Studie ( etwa die Zeit bis zur von den Patienten empfundenen klinischen Besserung oder der Bedarf an Antipyretika) seien subjektiv geprägt, und damit anfällig für denPlacebo-Effekt. Dafür spreche, dass sich objektive Studienendpunkte (Sauerstoffsättigung oder SARS-CoV-2-Viruslast) nicht signifikant von der der Kontrollgruppe unterschieden.­

Hohe ICS-Dosis: Die gewählte ICS-Dosis (1600 μg Budesonid pro Tag) entspreche einer ICS-Höchstdosis für Patienten mit Asthma. Sowohl in der Asthma-Therapie als auch in der COPD-Therapie seien bei der übergroßen Mehrheit viel niedrigere ICS-Dosen klinisch sehr effektiv. Es lasse sich daher aus der Studie nicht ableiten, ob wirklich so hohe ICS-Dosen (die zu erheblichen Nebenwirkungen führen können, im Rahmen einer COVID-19-Behandlung eingesetzt werden sollten.­

Unklare Relevanz für schwere COVID-19-Verläufe: Im besten Falle gebe die Studie Hinweise darauf, dass die Zeit bis zur klinischen Besserung durch eine ICS-Therapie bei milden bis mittelschweren Verläufen möglicherweise verkürzt werden kann.

Die Forscher weisen darauf hin, dass weitere, größere, verblindete, Placebo-kontrollierte Studien mit unterschiedlichen ICS-Dosen benötigt werden, um mögliche ICS-Effekte beiCOVID-19 zu bestätigen. Es sei auf Basis der  Studie nicht möglich, eine allgemeine ICS-Behandlung von COVID-19zu empfehlen. noch seien ICS-haltige Präparate für die COVID-19-Therapie icht zugelassen.

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