„Gesundheit ist ein Wachstumsfaktor für die Gesellschaft“
Ihre These: Die Gesundheitswirtschaft schaffe nicht nur wirtschaftliche Stabilität, sondern sichere auch Wachstum und Wohlstand.
Zu den Autorinnen und Autoren. die sich an die Politik nach der Bundestagswahl richten, gehören etwa der CEO des Forschungsinstituts WifOR, Prof. Dr. Dennis Ostwald, die Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit, Dr. Ruth Hecker, und die stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbandes der Arzt-, Praxis- und Gesundheitsnetze (AdA), Annette Hempen.
Sie plädieren dafür, regulatorische Bremsen im Gesundheitssystem zu lockern, Freiräume für Investitionen zu schaffen und das Gesundheitswesen auf den Gesundheitserhalt, die Produktivität durch Fachkräftemix und ein längeres gesundes Leben der Bevölkerung auszurichten. Reformen sollte es in diesen vier Bereichen geben:
1. Gesundheit als Rückgrat der Wirtschaft und Gesellschaft: Der Gesundheitswirtschaft komme eine zentrale Rolle zu. Mit einem Anteil von rund zwölf Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP) und mehr als acht Millionen Beschäftigten trage sie bereits erheblich zur Stabilisierung der Wirtschaft bei – mit noch weiterem ungenutztem Potenzial. Die Gesundheitswirtschaft müsse daher als zentraler Bestandteil der Wachstumspolitik gefördert werden.
2. Prävention als Wachstumsmotor: Durch die Vermeidung von Krankheiten könnten nicht nur Gesundheitskosten gesenkt, sondern auch die Arbeitsfähigkeit und Produktivität der Bevölkerung gesteigert werden, heißt es in dem Papier weiter. Ein verstärkter Fokus auf Prävention sei ein zentraler Hebel für die langfristige finanzielle Stabilität des Gesundheitssystems. Dabei sei die Primärprävention ein Weg, um Krankheiten im Vorfeld zu verhindern (etwa Übergewicht oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen). Impfen sei die effektivste Form der Prävention, eine sinkende Impfquote stelle ein wachsendes Risiko dar, stellt das Autorenteam heraus. Früherkennung und Vorsorge seien weitere wichtige Elemente (etwa die Darmkrebsvorsorge). Und mit steuerlichen Maßnahmen sollten gesündere Lebensstile und Produkte gefördert werden.
3. Digitalisierung als Innovationstreiber: Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Big Data und Telemedizin bieten aus Sicht der Autoren die Möglichkeit, die Gesundheitsversorgung effizienter, vernetzter und effektiver zu gestalten. Diese Technologien könnten nicht nur die Behandlungsqualität, sondern auch die Arbeitsbedingungen der Fachkräfte verbessern. Genannt wird etwa die elektronische Patientenakte (ePA), sie könne Behandlungsprozesse effizienter machen und den Patienten sehr viel mehr Informationen über ihre Krankheiten geben. Gefordert wird außerdem ein effektiver Austausch von Gesundheitsdaten und ein sicherer und interoperabler Datenraum. KI solle verstärkt eingesetzt werden, um Diagnosen zu optimieren und personalisierte Therapieansätze zu entwickeln.
4. Bewältigung des Fachkräftemangels: Vorgeschlagen wird eine stärkere Einbindung der Gesundheitsfachberufe in den therapeutischen Prozess. Das würde nicht nur deren Attraktivität steigern, sondern auch die Belastung der Ärzteschaft reduzieren, heißt es in dem Papier. Dazu gehöre eine neue Aufgaben- und Verantwortungsteilung im Gesundheitswesen. Entscheidend sei auch eine gezielte und faire Anwerbung von Pflegekräften aus dem Ausland und deren wertschätzende Integration in die Versorgung, so die Forderung. Zuwanderung biete die Chance, das Pflegesystem stabil zu halten und durch internationale Fachkräfte neue Perspektiven in die Pflege zu bringen, formulieren die Autoren.
„Wenn wir Gesundheit in den Mittelpunkt unserer Wirtschaftspolitik stellen und entsprechende Investitionen tätigen, sichern wir nicht nur die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, sondern stärken auch die Resilienz unseres Landes – heute und in der Zukunft“, so das Fazit der Fachleute.