Großbritannien kippt Impfpflicht im Gesundheitswesen
Die Verpflichtung zur Impfung gegen COVID-19 für medizinische Berufe war auch in Großbritannien von Anfang an umstritten. Geplant war die Einführung der berufsbezogenen Impfpflicht ab dem 1. April 2022. Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern hätten ab dem Zeitpunkt ungeimpft beziehungsweise unvollständig geimpft nicht mehr arbeiten dürfen. Berufsverbände äußerten die Sorge, dass das ohnehin schon knappe Personalaufkommen und der Ärztemangel im Gesundheitswesen noch einmal verstärkt würden.
92 Prozent der NHS-Beschäftigten sind mindestens doppelt geimpft
Nun wird das Vorhaben aufgrund der sinkenden Zahl der Neuinfektionen, des milden Verlaufs der Omikron-Variante sowie des geringen bis normalen Auslastungsniveaus der Intensivmedizin gekippt. Das bestätigte die Regierung .
Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid hatte zuvor eine erneute Überprüfung der Teil-Impfpflicht angekündigt und erklärte nun im Londoner Unterhaus: Die Einführung der Impfpflicht sei für Personen aus dem Gesundheitswesen „nicht länger verhältnismäßig“ und somit nicht mehr zu rechtfertigen. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums hätten bislang 92 Prozent der im Gesundheitswesen National Health Service (NHS) Beschäftigten mindestens zwei Impfungen gegen COVID-19 erhalten.
In einer öffentlichen Umfrage hatten sich 90 Prozent der Befragten für die Abschaffung der gesetzlichen Verpflichtung zur Doppelimpfung von Mitarbeitern des Gesundheits- und Sozialwesens ausgesprochen.
Die Berufsverbände begrüßten die Aufhebung der Impfpflicht und werteten das als Schritt zurück in die Normalität. Großbritannien hatte vor einigen Wochen bereits viele der Pandemie-Maßnahmen fallengelassen und bemüht sich seither um die Etablierung des Slogans „Living with COVID”. Die British Medical Association (BMA), die bedeutendste Berufsorganisation für Ärztinnen und Ärzte in Großbritannien, bewertet den Stopp der Impfpflicht als „Sieg der Vernunft“. Der Schritt sei "richtig".