Hochlauf der ePA beginnt – allerdings anders als geplant
„Ich gehe davon aus, dass wir in den kommenden Wochen in eine Hochlaufphase der ePA eintreten können und so die nächste Stufe der Testung erleben werden – außerhalb der Modellregionen und breiter aufgesetzt“, kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in seiner Keynote auf der DMEA in Berlin an. Dann folgte ein entscheidender Satz für die Heilberufe: „Die Teilnahme wird für Ärztinnen und Ärzte zunächst freiwillig sein.“ Bisher war von einem verpflichtenden bundesweiten Roll-out zu Beginn des zweiten Quartals die Rede.
Sanktionen sollen erst später folgen
Lauterbach kündigte an, dass die Verpflichtung der Praxen zur Befüllung der ePA etwas später kommen werde und „dann noch später Sanktionen“.
Für die weitere Umsetzung stehen laut dem BMG-Chef drei Vorgaben im Vordergrund: Erstens sei wichtig, die sichere Nutzung der ePA zu gewährleisten. Zweitens wolle man erst in neue Phasen der Nutzung starten, wenn die Stufe davor gründlich getestet worden sei. „Da stimmen wir uns ab mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, mit der Ärztekammer, mit den Krankenkassen, mit allen Beteiligten, auch mit den Praktikern natürlich, sodass wir einen belastbaren Einstieg haben“, sagte Lauterbach.
Es zähle auch ein dritter Punkt, betonte der Bundesgesundheitsminister: „Niemand soll bestraft werden – auch Ärztinnen und Ärzte nicht – wenn etwas nicht funktioniert, was man selbst nicht kontrollieren kann. Wenn bestimmte Systeme noch nicht funktionieren, dann kann derjenige nicht bestraft werden, der auf diese Systeme angewiesen ist. Darauf werden wir auch sehr achten.“
Minister zieht positive Zwischenbilanz
Mit dem aktuellen Stand der Umsetzung zeigte sich Lauterbach auf der DMEA „sehr zufrieden“. Inzwischen seien 70 Millionen Aktenkonten angelegt worden, nur fünf Prozent der Versicherten hätten widersprochen. Die Anzahl der E-Rezepte belaufe sich auf 3,5 Millionen pro Tag. In den Modellregionen werden Lauterbach zufolge pro Woche 280.000 ePAs pro Woche geöffnet.
„Darüber hinaus ist es uns gelungen, die Sicherheitsprobleme, die der Chaos Computer Club aufgedeckt hat, zu lösen“, berichtet der Bundesgesundheitsminister. Hier arbeite man eng mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zusammen.
Zustimmung von der KBV, Kritik von der AOK
Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), bezeichnete die schrittweise und zunächst freiwillige Einführung der ePA als folgerichtig: „Es ist gut, dass sowohl die Erfahrungen aus den Testpraxen als auch unsere Hinweise aufgenommen beziehungsweise gehört wurden. Positiv werte ich die Aussage des Ministers, dass auch künftig niemand sanktioniert werden soll, der unverschuldet die ePA nicht einsetzen kann.“
Kritik äußerte hingegen Dr. Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes. Die Krankenkassen hätten den Zeitplan für den ePA-Start eingehalten. Umso enttäuschender sei es, dass es nun keinen konkreten Starttermin für den bundesweiten Roll-out gebe. Das sei „ambitionslos“, kommentielrte die AOK-Chefin. Man sehe auch die angekündigte Freiwilligkeit der Nutzung und Befüllung durch die Ärztinnen und Ärzte kritisch. Reimann: „Die bisherigen Erfahrungen sprechen dafür, dass wir verbindliche Fristen und Vorgaben brauchen, um bei der konkreten ePA-Einführung endlich voranzukommen. Das gilt insbesondere für die Umsetzung der ePA-Anbindung in den Praxisverwaltungs-Systemen der verschiedenen Hersteller. Hier hakt es offenbar noch immer, daher muss hier dringend nachgearbeitet werden.“