Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung

HPV-Impfziel noch lange nicht erreicht

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Medizin
Zahlen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zeigen, dass 50 Prozent der Mädchen und nur 30 Prozent der Jungen bis 14 Jahre vollständig gegen Humane Papillomviren geimpft sind.

Das Zi hat eine aktuelle Auswertung der vertragsärztlichen Abrechnungsdaten für den Zeitraum 2012 bis 2023 veröffentlicht, die zeigt, dass die Zahl der Impfungen gegen Humane Papillomviren immer noch weit hinter den europäischen Zielvorgaben liegt. Die Zielmarke sieht vor, 90 Prozent der Jugendlichen bis zum Jahr 2030 vollständig gegen die HPV zu impfen.

Humane Papillomviren

Humane Papillomviren zählen zu den häufigsten durch Intimkontakte übertragenen Viren. Die meisten sexuell aktiven Menschen infizieren sich mindestens einmal im Leben mit HPV. HPV-Infektionen verlaufen in den meisten Fällen ohne Symptome und sind nach ein bis zwei Jahren nicht mehr nachweisbar. Es gibt jedoch auch persistierende HPV-Infektionen, die Krebs verursachen können. Bei Frauen dominiert das Zervixkarzinom (Gebärmutterhalskrebs), das zu nahezu 100 Prozent durch HPV verursacht wird. Etwa zehn Prozent der HPV-Infektionen an der Zervix der Frau führen zu Krebsvorstufen, die sich unbehandelt zu Zervixkarzinomen entwickeln können. Insgesamt erkranken laut Krebsregisterdaten in Deutschland jedes Jahr etwa 6.250 Frauen und circa 1.600 Männer an Krebs, der durch HPV-Infektionen bedingt ist. Außer am Gebärmutterhals kann der Krebs im Bereich der Vagina, der Vulva, des Penis, des Anus oder im Mund-Rachen-Bereich auftreten.

HPV-Impfstoffe schützen nahezu vollständig vor einer Infektion mit den in den Impfstoffen enthaltenen HPV-Typen. Sie können damit entscheidend zur Krebsprävention beitragen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung gegen HPV seit 2007 für Mädchen und seit Juni 2018 auch für Jungen. Die HPV-Impfung sollte idealerweise vor Aufnahme erster sexueller Kontakte erfolgen. Die STIKO empfiehlt zwei Impfungen im Alter von neun bis 14 Jahren. Ist die Impfung nicht bis zum Alter von 14 Jahren vorgenommen worden, sollte diese noch bis zum Alter von 17 Jahren nachgeholt und um eine dritte Impfung ergänzt werden.

Von den im Jahr 2009 geborenen gesetzlich Versicherten im Alter von 14 Jahren sind 49,5 Prozent der Mädchen und nur 30,6 Prozent der Jungen vollständig gegen HPV geimpft. 62,4 Prozent der Mädchen und 42,2 Prozent der Jungen haben mindestens eine Impfung erhalten.

In den Geburtskohorten 2003 bis 2007 stieg die Quote vollständig geimpfter 14-jähriger Mädchen an. Bei 14-jährigen Mädchen der Geburtsjahre 2008 und 2009 zeigen die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten keine weitere Steigerung des vollständigen Impfstatus.

Bedingt durch die spätere Impfempfehlung seit Juni 2018 ist bei Jungen erst für 2005 Geborene, die 2019 14 Jahre alt werden, eine substanzielle Impfquote zu beobachten. Sie steigt seitdem kontinuierlich an, erreicht aber noch nicht das Niveau der Impfquote bei Mädchen.

Hohe Impfquoten im Osen, geringe im Süden

Zwischen den Bundesländern variiert die vollständige Impfquote der im Jahr 2009 geborenen 14-jährigen Mädchen sehr stark: Sie liegt zwischen 67,6 Prozent in Sachsen-Anhalt und 36,6 Prozent in Baden-Württemberg. Bei den Jungen liegen die entsprechenden Werte bei 49,5 beziehungsweise 20 Prozent. Im Saalekreis, der Börde und im Jerichower Land sind mit 73,3 bis 72,7 Prozent die höchsten und in den Kreisen Mühldorf am Inn, Schwäbisch-Hall und Tuttlingen mit 24,4 bis 26 Prozent die niedrigsten vollständigen Impfquoten dieser Personengruppe zu beobachten.

USA: Weniger Todesfälle durch Zervixkarzinome nach Einführung der HPV-Impfung

In den USA ist die Zahl der Todesfälle durch Gebärmutterhalskrebs seit Einführung der Impfung gegen das Humane Papillomvirus (HPV) bei jungen Frauen deutlich gesunken. Das zeigt eine in JAMA als Research Letter publizierte Studie.

Die Impfung gegen das Humanpapillomavirus (HPV) wird in den USA seit Juni 2006 routinemäßig Frauen empfohlen. Zwischen 2012 und 2019 fiel die Gebärmutterhalskrebs-Inzidenz bei Frauen unter 25 Jahren um 12 Prozent, was insgesamt einer Reduktion um 65 Prozent entspricht. Die Frauen hätten wahrscheinlich von einer HPV-Impfung profitiert, schlussfolgern die Forschenden.

Zwischen 1992 und 2021 starben 398 Frauen unter 25 Jahren an Gebärmutterhalskrebs.

„Seit Beginn der COVID-19-Pandemie hat sich die HPV-Impfquote nicht verbessert“, schreiben die Autoren. Der Rückgang ist von 79,3 Prozent im Jahr 2022 auf 75,9 Prozent im Jahr 2023 unter der jüngsten Generation von US-Jugendlichen sei beunruhigend. „Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Dringlichkeit, die HPV-Impfungsrate zu verbessern.“

Dorali P, Damgacioglu H, Clarke MA, et al. Cervical Cancer Mortality Among US Women Younger Than 25 Years, 1992-2021. JAMA. Published online November 27, 2024. doi:10.1001/jama.2024.22169

„Nach wie vor gehören Humane Papillomviren zu den Erregern, die in der breiten Bevölkerung eher unbekannt sind. Leider sind daher noch immer viel zu wenige Mädchen und Jungen gegen dieses Virus geimpft", sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Die Daten zeigten zudem, dass die Impfquoten in den letzten beiden Jahren nach Corona bei den Mädchen nicht weiter zugenommen haben. Auch andere Impfquoten seien nach der Covid-19-Pandemie rückläufig, teilte von Stillfried mit. Dazu zähle auch die Influenza-Impfung. Er berichtete auch von einer allgemein zu beobachtenden Impfmüdigkeit nach Corona.

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