KBV hält „Soft-Start" für den richtigen Weg
Am Mittwoch hatte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bekannt gegeben, dass die ePA ab dem 29. April bundesweit starten kann. Ab Oktober soll die ePA bundesweit für die Leistungserbringer verpflichtend sein. Ab 1. Januar 2026 soll es voraussichtlich für Ärztinnen und Ärzte, die die ePA für gesetzlich Versicherte nicht nutzen, Sanktionen geben.
Mehr Vorbereitungszeit für Praxen
Wie die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mitteilte, befürwortet sie die Entscheidung, die ePA ab Ende April bundesweit stufenweise und zunächst freiwillig einzuführen. Ein „Soft-Start“ ist aus Sicht von KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner „der richtige Weg, um den Praxen, die ePA-ready sind, den freiwilligen Einstieg zu ermöglichen“.
Positiv bewertete Steiner zudem, dass Praxen, bei denen die Technik noch nicht funktioniere, mehr Zeit für die Vorbereitung bekommen. In diesem Zusammenhang sei es folgerichtig, dass Praxen die ePA erst ab 1. Oktober verpflichtend nutzen müssten und Sanktionen zumindest in diesem Jahr nicht drohten. „Sehr zu begrüßen ist es auch, dass das Bundesgesundheitsministerium betont, dass durch das Befüllen der ePA das Kindswohl nicht gefährdet werden darf. Der Schutz des Kindes muss absoluten Vorrang haben“, sagte Steiner.
Die ePA habe das Potenzial, die Versorgung zu verbessern und Abläufe in den Praxen einfacher zu machen. Dazu müssten aber alle Voraussetzungen stimmen: Neben dem jetzt verkündeten Schließen der Sicherheitslücken sei auch ein reibungsloses Funktionieren im Praxisalltag zentral. „Die ePA darf die Abläufe in den Praxen nicht ausbremsen“, stellte Steiner klar.
Hausärzteverband: Mehrwert der ePA noch begrenzt
Die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, Nicola Buhlinger-Göpfarth und Markus Beier, verwiesen in einer Pressemitteilung darauf, dass die bisherigen Erfahrungen aus den Testregionen „bestenfalls gemischt“ seien. Vieles funktioniere technisch noch nicht. „Dass die Probleme bis zum Start Ende April weitgehend ausgeräumt sind, erscheint nach den bisherigen Erfahrungen der Praxen mehr als fraglich. Mit einem fulminanten Start ist daher nicht zu rechnen“, hieß es.
Alle Beteiligten sollten hier realistisch kommunizieren, betonten Buhlinger-Göpfarth und Beier. Zudem seien die verfügbaren Funktionalitäten der aktuellen ePA „sehr übersichtlich“ – den Mehrwert der ePA in der derzeitigen Ausbaustufe bewerte man deshalb noch als begrenzt.
Vor diesem Hintergrund sei positiv, dass die Befüllung zunächst einmal nicht verpflichtend ist. „Spätestens wenn die Verpflichtung zur Befüllung ab Herbst greift, darf es dann keinerlei Entschuldigungen mehr geben. Dann muss die ePA ohne Wenn und Aber tadellos laufen. Hier haben die Gematik und die Hersteller noch viel Arbeit vor sich.“
Kritik übten die Bundesvorsitzenden des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes an den Krankenkassen. Statt aktiv und umfassend zur ePA zu informieren, hätten sich die allermeisten bisher darauf beschränkt, ein „halbherziges Schreiben an ihre Versicherten“ zu versenden.
„Die Praxen können nicht wieder die Ausputzer für das Kommunikationsversagen der Kassen spielen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Kassen noch aufwachen und eine echte und ehrliche Aufklärungskampagne starten“, appellierten Buhlinger-Göpfarth und Beier.
Laut DAK schafft ePA-Fahrplan „klare Perspektive"
Die DAK-Gesundheit befürwortet ebenfalls den vom BMG angekündigten Fahrplan zum ePA-Rollout. „Wir begrüßen ausdrücklich, dass mit dem nun vorgestellten Fahrplan einerseits eine Verbindlichkeit geschaffen, andererseits aber auch genügend Zeit eingeplant wird, um sich in den Arztpraxen mit der neuen Technik vertraut zu machen. Alle Beteiligten bekommen nun eine klare Perspektive“, sagte der DAK-Vorstandvorsitzende Andreas Storm.
Die schrittweise Einführung gebe Planbarkeit und Orientierung. „Die bundesweite Nutzung der ePA und die damit verbundenen Möglichkeiten im Rahmen der gesamten Telematikinfrastruktur bieten die optimale Basis für die zukünftige Gestaltung des Primärarztmodells, das die kommende Koalition einführen will“, sagte Storm.