AMNOG-Report der DAK-Gesundheit

Kosten für neue Arzneimittel steigen immer weiter an

pr
Politik
Die Kosten für neue Arzneimittel steigen immer weiter an, trotz gesetzlicher Maßnahmen zur Ausgabenbegrenzung, so ein Report der DAK-Gesundheit. Die ungebremste Ausgabendynamik sei eine große Herausforderung.

Trotz des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (GKV-FinStG) sind die Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel ungebremst gestiegen. Wie aus dem neuen AMNOG-Report der DAK-Gesundheit hervorgeht, kletterten sie GKV-weit von Februar bis April 2024 gegenüber dem gleichen Zeitraum 2023 um 18 Prozent auf durchschnittlich 2,54 Milliarden Euro pro Monat. Dabei machten sie 50 Prozent der Gesamtausgaben für Arzneimittel aus, heißt es in dem Report.

Maßnahmen des GKV-FinStG haben Schwachstellen

Im Zeitraum Februar bis April 2022 – und damit vor der Verabschiedung des GKV-FinStG – hatten die monatlichen GKV-Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel (auf Ebene des Apothekenverkaufspreises) bei 1,86 Milliarden Euro gelegen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Vandage und der Universität Bielefeld haben in dem Report Schwachstellen bei den Maßnahmen des GKV-FinStG analysiert und „blinde Flecken“ im Arzneimittel-System aufgezeigt.

Dringend notwendig sei eine einnahmenorientierte Ausgabenpolitik, unterstreicht DAK-Chef Andreas Storm: „Die Leistungsausgaben dürfen nicht schneller steigen als die Einnahmen, denn das können die Versicherten und die Wirtschaft auf Dauer nicht verkraften. Dies muss auch Konsequenzen für den Arzneimittelbereich haben. In Zeiten von Rekordausgaben und gleichzeitiger Rekordsteigerung der Umsätze ist es völlig unangemessen, weitere Maßnahmen auf Kosten der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler zu beschließen.“

Jahrestherapiekosten für neue Arzneien betragen bei 400.000 Euro pro Patient

Auch bei den Jahrestherapiekosten sei 2023 ein Rekordjahr zu verzeichnen, heißt es in dem Report weiter. Mittlerweile liegen die durchschnittlichen Jahrestherapiekosten für neue Arzneimittel demnach bei fast 400.000 Euro pro Patient. Gleichzeitig endeten 20 von insgesamt 38 Erstbewertungsverfahren seit der Einführung des GKV-FinStG mit einem nicht belegten Zusatznutzen, so viele wie noch nie. Mit acht Prozent liege der Anteil der Marktneueinführungen mit erheblichem oder beträchtlichem Zusatznutzen auf einem Allzeittief. Den Wissenschaftlern zufolge werde sich die Ausgabendynamik 2024 weiter verschärfen. Die im Oktober 2022 verabschiedeten Maßnahmen zur Dämpfung des Ausgabenanstiegs hätten bisher noch keine ausreichende Wirkung entfaltet. Zudem sei mit dem erhöhten Herstellerabschlag die Maßnahme mit dem größten Einsparvolumen schon wieder ausgelaufen. 

Einen blinden Fleck hat der Report bei der Ausgabenentwicklung patentgeschützter Arzneimittel im Krankenhausbereich ausgemacht: Der Anteil der hochpreisigen patentgeschützten Arzneimittel im stationären Bereich steige immer weiter, etwa durch neue Onkologika oder Gentherapien. So seien im Jahr 2023 im Krankenhausbereich insgesamt 1,2 Milliarden Euro für Arzneimittel aufgewendet worden – ein neuer Höchstwert, der trotz der Maßnahmen des GKV-FinStG wie dem erhöhten Herstellerabschlag oder der AMNOG-Leitplanken – weiter gestiegen sei.

„Wir brauchen Transparenz über die tatsächlichen Kosten im Arzneimittelbereich, deren blinde Flecken wie dem Krankenhausbereich und eine offene Diskussion, wie die GKV diese stemmen soll,“ bilanziert Storm. „Und wir brauchen konkret Maßnahmen zur langfristigen Stabilisierung der Ausgaben.“

Im Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) ist das Preisregulierungsverfahren innovativer Arzneimittel mit neuen Wirkstoffen in Deutschland geregelt, das seit dem 1. Januar 2011 gilt. Demnach vereinbaren Pharmaziehersteller mit dem GKV-Spitzenverband Erstattungsbeträge für neue Arzneimittel auf Basis einer Zusatznutzenbewertung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA).

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