Mehr als 60 Prozent wollen vorzeitig aufhören
Der ausschlaggebende Grund für die Überlegung, vorzeitig aus der Patientenversorgung auszusteigen, seien die beruflichen Rahmenbedingungen, so die Rückmeldung der rund 31.700 Vertreterinnen und Vertreter der niedergelassenen Ärzte- und Psychotherapeutenschaft, die zwischen dem 19. Oktober und 4. Dezember 2023 an der Umfrage teilgenommen hatten. Nach Angaben des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) sagten knapp drei Viertel von ihnen, die Zeit für die Behandlung der Patientinnen und Patienten sei nicht ausreichend. Mehr als 90 Prozent fühlten sich durch die Vielzahl an bürokratischen Aufgaben überlastet.
Lücken in der Versorgung schon ab 2024
„Die Ergebnisse dieser Befragung übertreffen meine schlimmsten Erwartungen“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen. „Wenn Politik jetzt nicht reagiert, werden wir bereits ab dem kommenden Jahr zunehmende Versorgungslücken haben, nicht nur auf dem Land, sondern auch in den Städten. Das ist mehr als ein Alarmsignal!“ Die KBV forderte die Politik auf, gegenzusteuern und erinnerte an die sieben Forderungen, die man im August an Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) gesendet habe.
Besorgt zeigte sich die KBV auch darüber, dass viele vorzeitig aus der Patientenversorgung aussteigen wollten, obwohl nahezu 100 Prozent von ihnen ihre Arbeit grundsätzlich als sinnvoll und nützlich bezeichnet hätten. „Trotzdem verzweifeln viele von ihnen an einem Übermaß an Bürokratie, schlecht gemachter Digitalisierung, einer unzureichenden finanziellen Situation und dem damit verbundenen Fachkräftemangel sowie nicht zuletzt an der fehlenden politischen Wertschätzung ihrer enormen Arbeit“, so die Kritik von KBV-Vorstandsmitglied Dr. Sibylle Steiner.
Hier finden Sie alle Ergebnisse der Umfrage.