Universität Birmingham

Modell zur Diabetesfrüherkennung in der Zahnarztpraxis

br
Zahnmedizin
Die Universität Birmingham entwickelt ein Versorgungsmodell zur Diabetesfrüherkennung in der Zahnarztpraxis. An der Studie INDICATE-2 sollen 50 Zahnarztpraxen und 10.000 Patienten teilnehmen.

Wie die Uni mitteilt, sind in Großbritannien über eine Million Menschen an Diabetes erkrankt sein, ohne es zu wissen. Schätzungsweise jeder dritte Diabeteserkrankte soll nicht diagnostiziert sein. In einer kürzlich durchgeführten Pilotstudie (INDICATE) der Universität wurden rund 15 Prozent nicht diagnostizierte Prädiabetes- oder Diabetesfälle festgestellt (britischer Grenzwert: ≥ 42 mmol/mol HbA1c) – drei Prozent stellten sich im Nachhinein als undiagnostizierte Diabetesfälle heraus. Das Besondere der Studie bestand darin, dass sie in Zahnarztpraxen durchgeführt wurde. Teilgenommen haben 13 Zahnarztpraxen, und 805 Patienten wurden mit dem Finger-Prick-Test untersucht.

In einer Folgestudie soll die Untersuchung jetzt mit Förderung des National Institute for Health and Care Research (NIHR) und der Firma HALEON ausgeweitet werden. Bei INDICATE 2 sollen 50 Zahnarztpraxen und 10.000 Patienten teilnehmen. Dabei sollen die Praxen nicht pauschal alle Patienten testen, sondern ein Risikoscoring vorschalten. Über 40-jährige Patienten beantworten dazu einige Fragen aus dem etablierten FINDRISK-Fragebogen. Wenn das Ergebnis ein bestimmtes Risiko ausweist, wird der Patient mit dem Finger-Prick-Test untersucht.

Patienten mit schwerer Parodontitis gleich in der Zahnarztpraxis testen

Dr. Zehra Yonel, Dozentin für Parodontologie an der zahnmedizinischen Fakultät der Universität Birmingham und Co-Leiterin der Studie INDICATE-2, verspricht sich von der Studie vor allem mehr Daten über den Umfang der nicht diagnostizierten Diabetesfälle.

Die Studie werde es „ermöglichen, die tatsächliche Prävalenz von Prädiabetes und Typ-2-Diabetes in einer größeren, repräsentativeren Bevölkerungsstichprobe zu ermitteln“. Gleichzeitig sollen die gemachten Erfahrungen auch Hinweise auf die Durchführbarkeit der Maßnahmen zur Diabetesfrüherkennung in größerem, nationalem Umfang liefern. Dabei soll auch das interdisziplinäre Management von Zahn- und Hausärzten untersucht werden.

Der deutsche Wissenschaftler und Epidemiologe Prof. Dr. Dr. Thomas Dietrich, Leiter der Abteilung Oralchirurgie an der Universität Birmingham, ist ebenfalls an INDICATE 2 beteiligt. Er sieht den Vorteil der Zahnarztpraxen vor allem in der hohen Zahl an regelmäßigen Patientenkontakten, die die Möglichkeit bieten, ganz gezielt Patienten zu testen und unentdeckte Diabetespatienten frühzeitig einer medizinischen Versorgung zuzuführen: „Bei einem Patienten mit schwerer Parodontitis und zusätzlichen Risikofaktoren wie offensichtlichem Übergewicht kann es durchaus Sinn machen, einen Diabetestest gleich in der Zahnarztpraxis zu machen“, sagte er im Gespräch mit der zm.

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