Warnstreik vor nächster Tarifrunde

Mögliche Einschränkungen wegen bundesweitem MFA-Streik

LL
Politik
Zum ersten Mal hat der Verband medizinischer Fachberufe (vmf) die rund 330.000 Medizinischen Fachangestellten (MFA) im Land zu einem Warnstreik aufgerufen. Es könnte daher zu Einschränkungen in den Praxen kommen.

Morgen könnte „dann alles ein bisschen länger dauern“, da die Ärzte in den Praxen wegen des Streiks Aufgaben der MFA übernehmen müssten, sagte eine Sprecherin des vmf vorab. Je nach Streikbeteiligung könnten einzelne Praxen sogar geschlossen bleiben. Der Notdienst sei nicht betroffen. Der Verband ruft erstmals in seiner Geschichte bundesweit alle MFA zum Streik auf, auch die Auszubildenden in der ambulanten Versorgung.

In verschiedenen Städten sind Protestaktionen und Kundgebungen geplant, eine zentrale soll dabei am Donnerstagvormittag in Berlin vor der Bundesärztekammer stattfinden. Ziel des Warnstreiks sei es, den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen und die verlangte Erhöhung der MFA-Gehälter zu erreichen, so der vmf. Seit Oktober 2023 führen der Verband und die Arbeitsgemeinschaft zur Regelung der Arbeitsbedingungen der Arzthelferinnen / Medizinischen Fachangestellten (AAA) Tarifverhandlungen dazu. Geboten hat die Arbeitgeberseite bislang 5,5 Prozent Erhöhung. Dem Verband reicht das nicht aus.

Als gewerkschaftliche Vertretung der Beschäftigten fordert der vmf:

  • ein Einstiegsgehalt von 17,00 Euro pro Stunde rückwirkend zum 1. Januar 2024 bei unveränderter Struktur der Zuschläge in den Tätigkeitsgruppen II bis VI, in denen Fortbildung und die Übernahme von mehr Verantwortung mit Zuschlägen von 7,5 bis 45 Prozent honoriert wird. Das entspricht einer prozentualen Steigerung von insgesamt 14,6 Prozent über alle Berufsjahr- und Tätigkeitsgruppen

  • eine tarifliche Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 2.000 Euro für alle Medizinischen Fachangestellten und Arzthelferinnen sowie 1.000 Euro für Auszubildende

  • die Erhöhung der Ausbildungsvergütung um 4,9 bis 5,1 Prozent rückwirkend zum 1. Januar 2024

  • die Erhöhung der jährlichen Sonderzahlung von 70 auf 75 Prozent ab dem 2. Jahr der Betriebszugehörigkeit im Jahr 2024

Beruf in Zeiten des Fachkräftemangels attraktiv und wettbewerbsfähig halten

„Wir Ärztinnen und Ärzte haben ein essenzielles Interesse an zufriedenen Praxismitarbeiterinnen und -mitarbeitern. Sie leisten einen entscheidenden Beitrag zur ambulanten Versorgung. Daher bedauern wir sehr, dass es nicht bereits zum 01.01.2024 zu einem neuen Tarifabschluss für Medizinische Fachangestellte gekommen ist“, sagt Erik Bodendieck, Vorsitzender der AAA, vor der neuen Verhandlungsrunde am Donnerstag. Er mahnte zugleich, bei Verhandlungen die ökonomische Realität nicht aus den Augen zu verlieren. „Bei aller Wertschätzung für die MFA müssen die Arbeitsplätze finanzierbar bleiben. Die Forderungen des vmf übersteigen die finanziellen Möglichkeiten vieler Praxen, die durch Kostensteigerungen und die Inflation bereits sehr belastet sind“.

„Die Praxen sind chronisch unterfinanziert. Das bekommen auch unsere MFA täglich zu spüren“, sagt Dr. Dirk Heinrich, Bundesvorsitzender des Virchowbundes. „Gleichzeitig steigen bei ihnen Stress und Arbeitsbelastung ins Unerträgliche. Viele orientieren sich trotz Liebe zu ihrem Beruf um und verlassen die ambulante Versorgung.“ Die MFA haben in den letzten Monaten die Protestmaßnahmen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte unterstützt. Derzeit ist es das gemeinsame Ziel von Praxisärzten und MFA – als Arbeitgeber und Arbeitnehmer – die ambulanten Strukturen in Deutschland durch Praxisärzte zu erhalten.

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