Gesprächsrunde zum geplanten GKV-Finanzstabilisierungsgesetz

PAR-Therapie: Experten fordern Ausnahme von der Budgetierung

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Parodontologie
Vor den heftigen Folgen des geplanten GKV-Spargesetzes auf die Parodontalbehandlung bei GKV-Versicherten warnten in Nordrhein unisono Patientenvertreter, Wissenschaftler und Zahnmediziner.

"Heute wissen wir sehr genau, dass sich Parodontitis und Diabetes mellitus sehr ungünstig beeinflussen. Beide Erkrankungen sind hochprävalent in der Bevölkerung vertreten und verursachen enorme Kosten", erläuterte Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Direktor der Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Bonn.

lokale Entzündungen im Mund haben Folgen auf andere Organe


Jepsen: "Wir wissen außerdem, dass eine Parodontitis durchaus auch Auswirkungen hat auf


Zahnersatz ist teurer als die Parodontitistherapie


Da Zahnersatz teurer ist als die Parodontitistherapie, müssten die Patienten als Folge des geplanten Gesetzes auf jeden Fall mehr bezahlen, aber auch den Krankenkassen entstünden bei einer unbehandelten Parodontitis höhere Kosten, verdeutlichte Dr. Holger Seib, Vorstandsvorsitzender der KZV Westfalen-Lippe. "Sicher ist, dass viel mehr Zähne verloren gehen, wenn die Parodontitistherapie nicht in dem geplanten Ausmaß vollzogen wird", stellte er klar.

Leistungskürzung mit nur sehr kurzfristigem Spareffekt


"Diese Leistungskürzung hat nur einen sehr kurzfristigen Spareffekt", prognostizierte Seib. "Langfristig wird dagegen der großflächige Verlust von Zähnen stehen, denn die unbehandelte Parodontitis führt zwangsläufig – das wissen wir alle – zum großflächigen Zahnersatz, und damit sind die Folgekosten nach einer gewisen Zeit ungleich höher, als wenn man rechtzeitig die Parodontitisbehandlung durchführt und damit den Menschen hilft, auch weiterhin mit ihren eigenen Zähnen zu kauen. Und ich glaube, das ist für jeden praktizierenden Zahnarzt das Ziel."

Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Direktor der Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Bonn


Gregor Bornes, Patientenvertreter im G-BA, berichtete von einer gestiegenen Patientenzufriedenheit und vom Wandel der Patientenanfragen seit Einführung der neuen Behandlungsstrecke. Er findet die Einführung der PAR-Richtlinie "phänomenal": "Patienten fragen bezüglich der PAR-Behandlung – auch ganz anders als früher – nicht mehr nach der Finanzierung. Es gibt nunmehr kaum Beschwerden in diesem Bereich.“ 

Leistungsdeckelung FÜR Par? "eine ganz schlechte Idee!"


Eine Leistungsdeckelung im Bereich Parodontitis hält Bornes für "eine ganz schlechte Idee": „Die Mundgesundheit würde wieder auf einen Zustand von vor 2021 zurückfallen, damit ist auch die Allgemeingesundheit stärker gefährdet. Wir wollen ja schließlich durch die PAR-Behandlung erreichen, dass sich auch die Allgemeingesundheit verbessert. Wir können mittlerweile die Zusammenhänge und Effekte belegen und daher sollte der Schritt weiter gegangen werden“, verlangte er.
Eine Kern-Forderung, die Dr. Ralf Hausweiler, Präsident der Zahnärztekammer Nordrhein, nochmals bekräftigte: "Für neue Leistungen in der GKV, wie zum Beispiel auch die moderne Parodontitistherapie, muss es eine Ausnahme von der Budgetierung geben. Hier ist die Politik am Zug. Hier muss das Gesetz wirklich dringend korrigiert werden. Denn wo sich der Zahnhalteapparat entzündet, dort ist die Zahnerhaltung gefährdet und wo die Mundgesundheit gefährdet ist, dort ist die Allgemeingesundheit der Patienten gefährdet und das gilt es zu vermeiden!"

Für PAR muss es eine Ausnahme von der Budgetierung geben


Dass die eine erfolgreiche Vorsorge und Prophylaxe in der Zahnmedizin die Menschen gesünder macht, was langfristig auch geringere Kosten verursacht, hob Dr. Ralf Wagner, Vorstandsvorsitzender der KZV Nordrhein, hervor. "Bewiesenermaßen ist in unserem Bereich die Budgetierung unsinnig, aber vor allem am Beispiel der rigiden Deckelung von PAR-Behandlungen macht es sehr viel kaputt“, sagte Wagner. Schließlich würde der tatsächliche Behandlungsbedarf der Patienten in der Parodontitistherapie mit den auf alten Zahlen beruhenden Budgets nicht annährend abgedeckt. "Die Folge werden zwangsläufig erhebliche Leistungskürzungen in diesem Bereich sein", prophezeite er.

"Die sogenannte PAR-Behandlungsstrecke, die erst 2021 eingeführt wurde, ist bei der Bekämpfung von Parodontitis eine große Hilfe. Es ist gelungen, aktuelle Erkenntnisse aus der Wissenschaft, wie eine moderne PAR-Behandlung aussehen sollte, in die Praxis zu überführen, so dass sie dort auch anwendbar ist und den Patienten zugute kommt. Das ist ein großer Erfolg, den die deutsche Zahnmedizin für die Patienten errungen hat."

Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Direktor der Klinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Bonn

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