Preisverleihung: Mundgesundheit für Pflegebedürftige im Fokus
Die „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ von Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und CP GABA hat den „PraxisAWARD Prävention“ zum Thema „Mundgesundheit in der häuslichen Pflege“ verliehen. Zwei Projekte haben die Jurymitglieder Prof. Dr. Ina Nitschke (Leipzig) und Priv.-Doz. Dr. Peter Schmidt (Witten/Herdecke) so überzeugt, dass sie den ersten Preis gleich zweimal verliehen haben: zum einen dem „Arbeitskreis Zahngesundheit Sachsen-Anhalt“ der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, zum anderen der „Zahnärztekammer Westfalen-Lippe – Arbeitsgruppe für Menschen mit Beeinträchtigungen“. Den zweiten Preis erhielt Meike Wattjes mit der Initiative „Gesund im Mund im Alter“. Zudem wurde in diesem Jahr ein Sonderpreis vergeben an das IZZ Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg zum Thema „Leichte Sprache“.
Alle vier Preisträgerinnen und Preisträger setzen sich für die Unterstützung von Betroffenen und pflegenden Angehörigen ein. Mit der Preisverleihung führen die BZÄK und CP GABA ihre „Initiative für eine mundgesunde Zukunft in Deutschland“ fort, die im zehnten Jahr besteht. „Die Preisträger:innen des aktuellen PraxisAWARD Prävention bieten konkrete Lösungen für alltägliche Herausforderungen, denen Menschen mit Pflegebedarf, ihre Angehörigen und Pflegefachpersonal gegenüberstehen. Sie haben Initiativen entwickelt, die einfachen Zugang zur Prophylaxe und täglichen Pflege ermöglichen. Damit fördern sie nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen und wirken beispielsweise Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Diabetes entgegen, sondern bieten auch Millionen Angehörigen, die zuhause mit viel Hingabe pflegen, Unterstützung“, erklärt Professor Dr. Christoph Benz, Präsident der BZÄK. „Von den Projekten profitieren Pflegebedürftige ebenso wie ihre Familien.“
Das Gesamtpreisgeld von 10.000 Euro wird unter den vier Preisträgerinnen und Preisträger aufgeteilt. Die mit dem ersten Preis ausgezeichneten erhalten je 3.500 Euro zur Unterstützung ihrer Arbeit, der zweite Preis ist mit 2.000 Euro und der Sonderpreis mit 1.000 Euro dotiert. Ebenso bedeutend ist die Unterstützung der Preisträger im kommenden Jahr bei ihrem Auftritt in der Öffentlichkeit und ihrer Kommunikation, je nach deren individuellen Bedürfnissen.
Durch Beratung pflegende Angehörige entlasten
Der „Arbeitskreis Zahngesundheit Sachsen-Anhalt“ der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt (ZÄK SA) wurde mit dem ersten Preis für einen Flyer ausgezeichnet, der gezielt pflegende Angehörige bei ihrem Zahnarztbesuch anspricht. Er soll sie motivieren, während ihres Praxisbesuchs auch Fragen zur Unterstützung der Zahnhygiene des von ihnen betreuten Familienmitglieds zu stellen. Der Flyer wurde in Zusammenarbeit mit der AOK Sachsen-Anhalt realisiert und gemeinsam mit der Patientenzeitschrift „ZahnRat“ an alle Vertragszahnarztpraxen im Land versendet. Die Informationen sind knapp zusammengefasst und ein QR-Code führt auf die ZÄK SA-Website. Hier finden Angehörige ausführliche Informationen und auch Links zu Videos der Bundeszahnärztekammer mit Rat zur Zahnpflege bei Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung sowie weiterführende Adressen und Hinweise auf entsprechende zahnärztliche Leistungen.
Angebote für Pflegebedürftige und Angehörige
Auch die „Zahnärztekammer Westfalen-Lippe (ZÄK-WL) – Arbeitsgruppe für Menschen mit Beeinträchtigungen“ wurde mit dem ersten Preis ausgezeichnet, den Jost Rieckesmann, Präsident der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe, stellvertretend entgegennahm. Hier überzeugte die Jury die Ansprache von Pflegebedürftigen durch die Zahnärztekammer. Sie bietet einen speziellen Erinnerungs-Brief für Patientinnen und Patienten ab 65 Jahren, die seit zwei Jahren ihre hauszahnärztliche Praxis nicht mehr besucht haben. Gleichzeitig werden Angehörige durch begleitende Flyer unter anderem in Wartezimmern und Seniorenbüros aufgeklärt. Die Kammer entwickelt darüber hinaus zurzeit eine Best-Practice-Leitlinie für Prophylaxe bei Seniorinnen und Senioren und bindet den Medizinischen Dienst stärker ein. Zudem sind ein Best-Practice-Modell zur Videosprechstunde und eine Plakataktion geplant, die schwierige Fragen anspricht, wie beispielsweise: „Können Sie sich vorstellen, Ihrem Partner die Zähne zu putzen?“. Darüber hinaus hat die Arbeitsgruppe für Menschen mit Beeinträchtigungen in Zusammenarbeit mit der ZÄK-WL sowie der KZV-Westfalen-Lippe niedergelassenen Zahnärzten die Möglichkeit geschaffen, eine komplette mobile Behandlungseinheit auszuleihen. Diese wird nach vorheriger Anmeldung in die Praxis geliefert.
Zweiter Preis: Gegen mangelnde Mundhygiene im Alter
Meike Wattjes hat die Initiative „Gesund im Mund im Alter“ gegründet. Für diese Initiative vergab die Jury den zweiten Preis. Die Zahnmedizinische Fachangestellte hat aufgrund eigener Erfahrung mit einer Pflegesituation im engen familiären Umfeld in Eigeninitiative eine Informationsbroschüre entwickelt. Die Broschüre gibt praxisnahe, umsetzbare Tipps zur Mundhygiene für pflegende Angehörige und Interessierte. Die Preisträgerin mit einem Bachelor in Dentalmanagement wird von der Jury für ihr vorbildliches Engagement gewürdigt, das mit dem Preis gefördert werden soll. Zu den Förderungsmaßnahmen zählt auch die Unterstützung bei der Öffentlichkeitsarbeit. Meike Wattjes zeige, dass jede in der Praxis im Kleinen einen wichtigen Beitrag für die Mundgesundheit der vulnerablen Gruppe der Pflegebedürftigen leisten kann, so die Jury.
Sonderpreis für Ratgeber in Leichter Sprache
Der Sonderpreis geht an das IZZ Informationszentrum Zahn- und Mundgesundheit Baden-Württemberg und wurde von Cornelia Schwarz und Dr. Guido Elsäßer entgegengenommen. Das IZZ übersetzte einen bewährten Ratgeber zur Mundgesundheitsförderung von Menschen in der häuslichen Pflege in Leichte Sprache. Die Jury spricht dem IZZ eine Vorreiterrolle zu, da Leichte Sprache in der Zahnmedizin bisher selten eingesetzt wird.
Schwerpunktthema: Mundgesundheit in der häuslichen Pflege
In Deutschland gibt es etwa fünf Millionen Pflegebedürftige, die Tendenz ist steigend. Über 80 Prozent von ihnen werden zu Hause versorgt, darunter 75 Prozent von den eigenen Angehörigen [Statistisches Bundesamt, 2024]. Zwischen Mundgesundheit und allgemeiner Gesundheit besteht ein enger Zusammenhang, der Pflegenden ohne eine fachliche oder medizinische Ausbildung häufig nicht genügend bekannt ist. Pflegebedürftige Menschen sind in Bezug auf den Erhalt der Mundgesundheit besonders gefährdet, da sie oftmals die Mund- und Zahnpflege nicht selbst ausreichend durchführen können. Gemäß der letzten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) benötigen mindestens 30 Prozent der pflegebedürftigen Menschen Unterstützung bei der Mundpflege [BZÄK und Deutscher Pflegerat, 2023].