Aktueller Situationsbericht

RKI zu Langzeitfolgen von COVID-19

LL
Gesellschaft
Es ist schwer, die Langzeitfolgen von COVID-19 zu definieren, da statt einem einheitlichen Phänomen unterschiedliche Krankheitsbilder existieren. Zu dem Ergebnis kommt das RKI in einem Situationsbericht.

Wie viele Betroffene symptomfrei und damit wirklich genesen sind, ist statistisch schwierig zu erfassen. Oftmals bleiben über eine akute COVID-19-Erkrankung hinaus längerfristige Beschwerden. Das RKI berichtete in seinem Situationsbericht mit Verweis auf Daten aus Großbritannien, dass rund 40 Prozent der in Kliniken behandelten Patienten mit schwereren Verläufen weiter medizinisch und therapeutisch versorgt werden müssen. Selbst bei milden Verläufen haben etwa zehn Prozent anhaltende Beschwerden, wenn auch unspezifische.

Nicht mehr infektiös heißt nicht gesund

Von einer Atemwegsinfektion bis hin zur Pneunomie kann SARS-CoV-2 neurologische und gastrointestinale Symptome und Erkrankungen wie auch Herz-Kreislauf-Beschwerden auslösen.  Nach Intensivbehandlungen kann es vor allem zu organspezifischen Langzeitfolgen wie Nierenschäden kommen. Auch dermatologische Manifestationen wurden festgestellt, wenngleich mit rund 1 Prozent selten.

Eine einheitliche Definition der Langzeitfolgen kann man noch nicht erbracht werden, da sich das klinische Bild der Viruserkrankung sehr unterschiedlich darstellt. Es sei daher angezeigt, COVID-19 „nicht als einheitliches Phänomen zu betrachten, sondern verschiedene Krankheitsbilder zu beschreiben, die sowohl zeitversetzt als auch parallel in verschiedenen Ausprägungen auftreten können“, heißt es vom RKI .

Die Langzeitfolgen sind unspezifisch

Grundsätzlich brauchen Patienten mit einer Lungenentzündung länger, um zu genesen. Symptome können noch nach einigen Monaten anhalten oder es kann eine erneute Erkrankung erfolgen. Bei leichten Verläufen dokumentieren Mediziner zum Teil über vier Wochen hinaus Müdigkeitserscheinungen, Merkstörungen, Gedächtnisprobleme oder Wortfindungsstörungen.

Die Post-COVID-Ambulanz in Jena dokumentiert einen Anstieg von Schlaganfällen und Beinvenentrombosen bei Ex-COVID-Patienten. Die größtenteils unspezifischen Symptome lassen sich jedoch bislang in den Einrichtungen nur schwer einordnen. Allerdings entspricht die subjektive Wahrnehmung bei zwei Drittel der Betroffenen den objektiven Bewertungen der Symptome.

Die Ansteckungsfähigkeit ist um das Auftreten der ersten Symptome herum am höchsten. Viele Ansteckungen passieren bereits vor den Beschwerden, was die Virusverbreitung so gefährlich macht. Schwer Infizierte scheiden das Virus außerdem mehr und länger aus als leicht Infizierte.

Entlassung aus der Klinik ohne Beurteilung der Genesung

Eine Studie aus England hat im Zuge der Langzeitfolgen-Forschung die Daten von 384 stationär untergebrachten Patienten mit einem Durchschnittsalter von knapp 60 Jahren ausgewertet. Die Forscher stellten fest, dass viele Menschen  nach COVID-19 ohne Beurteilung der Genesung aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Auch acht Wochen nach ihrer Entlassung litten hier 69 Prozent unter dem Ermüdungssyndrom, 53 Prozent unter Atemnot, 34 Prozent an Husten und 14,6 Prozent wies eine Depression auf. Fast jeder Zehnte hatte  noch erhöhte Entzündungswerte (CPR) bei der Blutuntersuchung. Die Untersuchungsergebnisse schließen sich an die Dokumentationen aus Italien im Frühjahr des Jahres an.

Manal et al.: ‚Long-COVID‘: a cross-sectional study of persisting symptoms, biomarker and imaging abnormalities following hospitalisation for COVID-19. Thorax. 10 Nov 2020Studie

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