Neue Analyse zum „Wochenend-Effekt“

Sicherer sind OPs am Wochenanfang

LL
Medizin
Bei Operationen, die kurz vor dem Wochenende durchgeführt werden, führen häufiger zu Komplikationen, erneuten Klinikeinweisungen und zeigen eine höhere Sterblichkeitsrate als Eingriffe am Wochenanfang.

Zu diesen Ergebnissen kam nun eine Studie aus Kanada mit knapp 430.000 Teilnehmenden. Für die bevölkerungsbasierte, retrospektive Kohorten-Analyse werteten die Forschenden die OP-Ergebnisse erwachsener Patientinnen und Patienten aus Ontario aus, die sich zwischen 2007 und 2019 einem von 25 gängigen chirurgischen Eingriffen unterzogen hatten und im Anschluss ein Jahr lang nachuntersucht wurden. Darunter waren orthopädische, kardiothorakale und auch plastische Eingriffe. Die Forschenden interessierten sich für mögliche Unterschiede bei den kurz- und langfristigen postoperativen Ergebnissen von Patienten (30 Tage, 90 Tage und ein Jahr), die sich unmittelbar vor oder nach dem Wochenende, also freitags oder montags einem chirurgischen Eingriff unterzogen.

Tatsächlich konnten sie den sogenannten „Wochenende-Effekt“ und damit ein Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der OP und dem Risiko für postoperative Komplikationen feststellen. Von den 429.691 Patienten (im Durchschnitt 58,6 Jahre alt), davon 270.002 weiblich (62,8 Prozent), wurden 199.744 (46,5 Prozent) vor dem Wochenende und 229.947 (53,5 Prozent) nach dem Wochenende operiert. Bei den Patienten in der Freitag-Gruppe war die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie nach der Operation von Tod, Komplikationen und Wiederaufnahme ins Krankenhaus betroffen waren:

  • Nach 30 Tagen (Adjusted Odds Ratio [aOR] 1,05; Konfidenzintervall 95 Prozent, Spreizung 1,02 bis 1,08),

  • nach 90 Tagen (aOR, 1,06; 1,03 bis 1,09) und

  • nach einem Jahr (aOR, 1,05; 1,02 bis 1,09).

Die Sterblichkeitsrate war ebenfalls erhöht:

  • nach 30 Tagen (aOR, 1,09; 1,03 bis 1,16),

  • 90 Tagen (aOR, 1,10; 1,03 bis 1,17) und

  • nach einem Jahr (aOR, 1,12; 1,08 bis 1,17).

Begrenzte Ressourcen kurz vor dem Wochenende

Ursächlich für die höhere Komplikationsrate könnten den Autoren nach eingeschränkte Ressourcen auf diagnostischer und therapeutischer Ebene sein, – etwa durch weniger verfügbares medizinisches Personal, ebenso wie weniger erfahrene Fachärzte und mehr unerfahrene Assistenzärzte im Einsatz sowie begrenzte medizinische oder diagnostische Möglichkeiten. Weiter könnte das auch dazu führen, dass Patienten kurz vor dem Wochenende schlechter überwacht oder unzureichender behandelt werden können als Patienten, die zu Wochenbeginn operiert werden. Jedoch wiesen sowohl komplexe als auch weniger komplexe Operationen ähnliche Unterschiede auf.

Die Autoren empfehlen daher, den OP-Plan für geplante Eingriffe aufmerksam zu prüfen und, wenn möglich, zu optimieren, um die Risiken zu reduzieren. Weitere Studien seien erforderlich, um die Unterschiede in der Versorgung zu verstehen, die diesen Beobachtungen zugrunde liegen könnten, und um sicherzustellen, dass die Patienten unabhängig vom Wochentag eine hochwertige Versorgung erhalten.

Ranganathan S, Riveros C, Tsugawa Y, et al. Postoperative Outcomes Following Preweekend Surgery. JAMA Netw Open. 2025;8(3):e2458794. doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.58794

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.