Statement zu Fluoridexposition und IQ-Werten von Kindern
Die seit Jahren in den USA geführte Debatte um die Zulässigkeit der dort praktizierten Trinkwasserfluoridierung hat die Suche nach wissenschaftlichen Belegen für Gesundheitsgefahren durch dem Trinkwasser zugesetztes Fluorid neu belebt. Dabei sind die Vermutungen über Gesundheitsgefahren durch Fluorid nicht neu – bereits in den 1970er Jahren ging man verschiedensten Mutmaßungen über Zusammenhänge von Fluorid und schweren Allgemeinerkrankungen wie Krebs, Magen-Darm-Erkrankungen, kardiovaskulären Krankheiten, angeborenen Missbildungen, Störungen der Schilddrüsenfunktion, neurologischen und psychischen Veränderungen, Sehstörungen, Allergien bis hin zu Hautkrankheiten nach [Bundestag, 1976].
Meist waren einzelne Studien Ausgangspunkt für weitere wissenschaftliche Überprüfungen – in keinem Fall konnte in der Folge jedoch ein Zusammenhang mit der Trinkwasserfluoridierung erhärtet werden.
Studiendesign der Metaanalyse ist „formal korrekt" …
In den vergangenen Jahren erschienen nun verschiedene Studien, die versucht haben nachzuweisen, dass sich fluoridiertes Trinkwasser nachteilig auf die kognitive Entwicklung auswirkt. Angesichts einer inzwischen häufig zitierten Metaanalyse [Taylor et al., 2025] hat sich die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnmedizin (DGKiZ) jetzt mit einem Statement zu Wort gemeldet und vor „falschen Schlüssen“ gewarnt.
Taylor et al. kommen in ihrer Metaanalyse zum Schluss, dass ein Dosis-Wirkungs-Zusammenhang zwischen dem Fluoridgehalt im Urin beziehungsweise der Fluoridkonzentration im Trinkwasser und einem verringerten IQ bei Kindern vorliegt. Die DGKiZ bescheinigt den Studienautoren ein „formal korrektes“ Studiendesign und eine „angemessene Datenauswertung“ – die Ergebnisse seien „methodisch stimmig“. Allerdings verweist die DGKiZ darauf hin, dass die Ergebnisse „in erheblichem Umfang von dem Vorgehen und der Qualität der in die Metaanalyse einbezogenen Studien abhängig“ seien.
… aber viele analysierte Studien haben hohes Verzerrungspotenzial
„Ein weiterer schwerwiegender Kritikpunkt betrifft die Interpretation der vorgelegten Daten, die zudem in der Darstellung in öffentlichen Medien weiter verzerrt wird“, schreibt die Fachgesellschaft.
Sie ergänzt: „Eine große Anzahl der eingeschlossenen Studien (45 von 74 Untersuchungen) stammt aus China, und zwar vielfach aus Gebieten mit sehr hohen, natürlicherweise im Trinkwasser gefundenen Fluoridkonzentrationen. Frühere Kommentare haben bereits darauf hingewiesen, dass dort auch Elemente wie Arsen mit potenziell schädigenden Effekten im Wasser vorkommen und dass die Erhebungen von vielen Confoundern geprägt sind [Kumar et al., 2023]. Die dort gefundenen Fluoridgehalte sind sehr hoch, für uns unrealistisch und durch zahnmedizinische Interventionen (ob systemisch oder lokal) nicht zu erreichen. Dies wird in der Studie auch aus der Differenzierung der Ergebnisse mit Bezug auf den Fluoridgehalt im Trinkwasser erkennbar, wenn es um Vergleiche mit Begrenzungen der Fluoridgehalte von < 4 ppm, < 2 ppm oder auch < 1,5 ppm geht [Taylor et al., 2025]."
Für die Situation in Deutschland sei der Satz aus den Schlussfolgerungen der Meta-Analyse von Bedeutung, dass kein Dosis-Wirkungs-Zusammenhang zwischen der Fluoridexposition und dem IQ von Kindern nachweisbar ist, wenn der Fluoridgehalt im Trinkwassers weniger als 1,5 mg/L (= 1,5 ppm) ausmacht.
"Die durchschlagende Bedeutung dieser Feststellung ergibt sich daraus, dass in Deutschland der Grenzwert für Fluorid im Trinkwasser gemäß Trinkwasserverordnung 1,5 mg pro Liter nicht übersteigen darf [Bundesgesetzblatt, 2023]. Tatsächlich liegt die Fluoridkonzentration im Trinkwasser in Deutschland bei etwa 90 Prozent der Trinkwässer unter 0,3 mg Fluorid pro Liter [BfR, 2005]. Das bedeutet, dass jegliche Schlussfolgerungen aus der diskutierten Publikation für Deutschland keine Bedeutung haben.“
Dänische Studie findet keine IQ-Beeinträchtigungen durch Fluorid
Zur Bekräftigung ihrer Argumentation verweist die DGKiZ auf eine im letzten Jahr erschienene Studie aus Dänemark [Grandjean et al., 2024]. Der Fluoridgehalt der Trinkwässer in Dänemark entspricht mit 0,2 bis 0,3 ppm etwa den deutschen Verhältnissen [Schiffner, 2024] und die kognitiven Fähigkeiten der Kinder zeigten sich vollkommen unabhängig vom Fluoridgehalt im Urin der werdenden Mutter.
Hier geht's zum Statement der DGKiZ.