AH Plus versus TFHF

Studie vergleicht Sealer auf Epoxidharz- und Kalziumsilikatbasis

br
ZahnmedizinEndodontie
Eine Forschergruppe aus Münster hat die Eindringtiefen verschiedener Sealermaterialien in Dentintubuli bei warmer Obturation untersucht. Doch zunächst mussten methodische Probleme geklärt werden.

Die Idee klingt schlüssig: Ein durch Wärme in seiner Viskosität herabgesetztes Sealermaterial wird sich im Rahmen der Behandlung leichter und vor allem tiefer in die vielen kleinen Dentintubuli und Isthmen drücken lassen. Somit könnten dann auch schwer zugängliche Bereiche im Wurzelkanal besser erreicht und abgedichtet werden.

Soll der angenommene Effekt wissenschaftlich nachgewiesen werden, tun sich jedoch Schwierigkeiten auf: So konnten den Münsteraner Forschern zufolge mehrere Studien keinen Zusammenhang zwischen der Fülltechnik und der Eindringtiefe feststellen, während eine Studie über eine Korrelation von Eindringtiefe und ausgeübtem Druck auf das Wurzelkanalfüllmaterial berichtet.

Testmethodik bisheriger Studien zeigt Schwächen

Um dieser widersprüchlichen Studienlage auf den Grund zu gehen, hatten die Forscher in einer vorangegangenen Studie die Testmethodik unter die Lupe genommen: Die Eindringtiefe der Versiegelung wird üblicherweise mit der Konfokalen Laser-Rastermikroskopie (CLSM) untersucht. Dabei wird der Sealer mit einem organischen Farbstoff (beispielsweise Rhodamin B) gemischt und indirekt durch Fluoreszenz des Farbstoffs unter Laserlicht nachgewiesen.

In ihrer Studie konnten die Wissenschaftler jedoch zeigen, dass das Verfahren ungeeignet war, um die Eindringtiefe des Sealers präzise anzuzeigen. Auch andere in der Literatur beschriebene Techniken sind bislang noch nicht validiert, so dass den Studienautoren zufolge aktuell keine Methode zur Verfügung steht, um die Eindringtiefe des Sealers durch direkten Nachweis des Materials in den Dentintubuli unter der Probenoberfläche zu bewerten.

Für die vorliegende Studie wählten die Autoren daher die Rasterelektronenmikroskopie (REM, engl. SEM) zur Bewertung der Penetration. Nachteilig dabei ist, dass das Verfahren auf die Probenoberfläche beschränkt ist und nur einen kleinen Anteil aller Dentinkanälchen des Wurzeldentins darstellen kann.

AH Plus und TFHF im Vergleich

Der Total Fill BC Sealer HiFlowR (TFHF; FKG Dentaire, St. Maur de Fossés, Schweiz) ist der erste Sealer auf Kalziumsilikatbasis, der für die warme vertikale Obturation empfohlen wird. Er könnte demnach eine Alternative zum weitverbreiteten AH plusR- Sealer (Epoxidharzbasis; Dentsply Sirona, York, PA, USA) sein.

Die Münsteraner Forscher wollten nun wissen, wie tief die verschiedenen Materialien in die Dentintubuli eindringen. Für die Studie wurden 52 frisch extrahierte mittlere obere Schneidezähne ausgewählt und zufällig in zwei experimentelle Gruppen aufgeteilt. Nach einer aufwendigen Behandlung und Aufbereitung der Zähne wurden herausgesägte Proben unter dem Rasterelektronenmikroskop begutachtet.

Als Ergebnis hielt die Arbeitsgruppe fest: „Bezüglich der mittleren Penetration auf jeder Ebene drang AH Plus im Vergleich zu TFHF signifikant tiefer in die Dentinkanälchen ein (p < 0,05).“ Die tiefere Penetration von AH Plus erklären die Forscher durch das Verhalten der beiden untersuchten Sealer-Typen bei der Wurzelkanalfüllung, insbesondere bei Wärmeeinwirkung. Daneben zeigte sich, dass die Dentinpenetration in bukko-oraler Richtung tiefer als in mesio-distaler Richtung war. Das konnte als erwartbar gelten und korreliert mit der Anzahl und Größe der Dentintubuli.

Die Partikelgröße des Sealers scheint jedoch keinen signifikanten Einfluss auf die Eindringtiefe zu haben. Dass kleinere Partikel bei gleichem Druck tiefer in die Tubuli gedrückt werden, ist theoretisch wahrscheinlicher. Ein solches Phänomen wurde jedoch nicht beobachtet. Für AH Plus wird eine Partikelgröße von bis zu 8 µm angegeben. Für TFHF existieren der Studie zufolge keine Angaben, jedoch wird für das Vorgängerprodukt Total Fill BC Sealer (FKG Dentaire, St. Maur de Fossés, Schweiz) eine Partikelgröße von weniger als 0,2 µm angegeben.

Penetration der Sealer bislang möglicherweise überschätzt

In der Diskussion der Ergebnisse verweisen die Studienautoren auf die methodischen Probleme, die Eindringtiefe der Sealer ausreichend verlässlich zu bestimmen. Bei der vorliegenden Untersuchung konnten methodenbedingt nur die Probenoberflächen bewertet werden.

Vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Literatur geben die Autoren zu bedenken, dass „die Penetration von Sealer in Dentintubuli in der Vergangenheit möglicherweise überschätzt [wurde] und […] nur ein marginaler Effekt bei der Wurzelkanalobturation“ ist. Insofern bleibt unklar, ob und wenn ja welche klinische Relevanz den Unterschieden verschiedener Sealermaterialien in der Penetrationstiefe der Dentintubuli zukommt.

Schmidt S, Schäfer E, Bürklein S, Rohrbach A, Donnermeyer D. Minimal Dentinal Tubule Penetration of Endodontic Sealers in Warm Vertical Compaction by Direct Detection via SEM Analysis. Journal of Clinical Medicine. 2021; 10(19):4440. doi.org/10.3390/jcm10194440https://doi.org/10.3390/jcm10194440

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.