Studie zum Risiko eines frühen Todes

Umweltfaktoren haben zehnmal mehr Einfluss als die Genetik

LL
Medizin
Neue Untersuchungen zeigen, dass die Umwelt etwa zehnmal wichtiger ist als die Gene, wenn es darum geht zu erklären, warum manche Menschen ein höheres Risiko eines frühen Todes haben als andere.

Die Studie basiert auf einer Datenanalyse von fast 500.000 teilnehmenden Personen der britischen BioBank-Datenbank. Mit berücksichtigt wurden auch Antworten aus Fragebögen zur Gesundheit sowie Daten zu Todesfällen und Krankheiten, die nach den Befragungen der Teilnehmenden auftraten.

Der Erstautor der Forschungsarbeit in Harvard und am Broad Institute, Dr. Austin Argentieri, ordnet die Ergebnisse ein: „Bei vielen dieser Krankheiten sind es wirklich die endogenen wie exogenen Umweltfaktoren, die einen großen Teil unseres Risikos ausmachen.“ Investitionen in das Verständnis und die Veränderung der Umwelt könnten einen tiefgreifenden Einfluss auf die Verbesserung der Gesundheit der Menschen nehmen, so der Wissenschaftler.

85 Umweltbelastungen erhöhen einen frühzeitigen Tod

In der Fachzeitschrift Nature Medicine berichten er und seine Kollegen, wie sie insgesamt 164 Exposome mit Blick auf das Risiko für einen vorzeitigen Tod analysierten – von der Salzaufnahme bis zum Zusammenleben mit einem Partner. Nach dem Ausschluss von Belastungen, die beispielsweise mit bestehenden Krankheiten zusammenhängen, kam das Team auf 85 relevante Umweltbelastungen.

Anschließend führten sie eine weitere Analyse auf der Grundlage von Proteinen im Blut durch, um festzustellen, welche dieser Belastungen auch mit der Geschwindigkeit der biologischen Alterung der Menschen korrelieren. Danach blieben 25 Faktoren, etwa ob eine Mutter um die Geburt herum geraucht hat oder auch die die Körpergröße im Alter von zehn Jahren der Teilnehmenden. Auch Faktoren, wie die Berufstätigkeit oder das Haushaltseinkommen gehören dazu. Entscheidend sei, betont das Team, dass 23 dieser Expositionen verändert werden und damit einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit nehmen könnten.

Alkoholkonsum und andere Aspekte der Ernährung gehörten jedoch nicht zu den Expositionen. Möglicherweise, so die Forscher, da es im Rahmen der Untersuchung schwierig sei, diese Faktoren anhand von Fragebögen zu erfassen und dann Unstimmigkeiten bei deren Zusammenhängen auszuschließen.

Krebsarten werden unterschiedlich beeinflusst

In einer weiteren Analyse stellte das Team dann fest, dass Alter und Geschlecht zusammen etwa die Hälfte der Variation des Risikos eines vorzeitigen Todes erklären, während die 25 Umweltbelastungen zusammen weitere 17 Prozent der Variation erklären. Dagegen erklärte die genetische Veranlagung für 22 schwere Krankheiten weniger als 2 Prozent der zusätzlichen Variation.

Die Umwelteinflüsse waren auch relevanter für ein zukünftig höheres Risiko an Lungen-, Herz- und Lebererkrankungen zu erkranken. Bei Krankheiten wie Brustkrebs, Prostatakrebs und Demenz war es jedoch umgekehrt: Hierbei spielt das genetische Risiko in vielen Fällen eine größere Bedeutung.

Die Studie weist einige Einschränkungen auf, schreibt das Autorenteam: Die Ergebnisse können in anderen Ländern anders ausfallen, die Umweltbelastungen wurden nur zu einem einzigen Zeitpunkt gemessen, die erhobenen Assoziationen spiegeln Ursache und Wirkung wider, und es könnte Umweltbelastungen geben, die nicht berücksichtigt wurden. Die Studie macht außerdem keine spezifischen kausalen Aussagen dazu, was passieren würde, wenn sich Risikofaktoren und Umfeld ändern würden.

Argentieri MA, Amin N, Nevado-Holgado AJ et al.. Integrating the environmental and genetic architectures of aging and mortality. Nat Med. 2025 Feb 19. doi: 10.1038/s41591-024-03483-9. Epub ahead of print. PMID: 39972219.

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