Erste gemeinsame Jahrestagung von DGZ und DGPro

Unterschiede, die bereichern

Kerstin Albrecht
Zahnmedizin
In Leipzig fand kürzlich die erste gemeinsame Jahrestagung der DGZ und DGPro statt. Therapie-Indikationen wurden aus Sicht der Zahnerhaltung, der Prothetik und der Niedergelassenen beleuchtet. 

Die Deutsche Gesellschaft für Zahnerhaltung (DGZ) und die Deutsche Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DGPro) haben vom 13. bis 15. Juni 2024 in Leipzig ihre erste gemeinsame Jahrestagung durchgeführt. Für verschiedene zahnmedizinische Indikationen boten Referentinnen und Referenten in den einzelnen Sessions jeweils Lösungen aus Sicht der Prothetik, der Zahnerhaltung sowie eines niedergelassenen Zahnarztes an. Ergänzt wurde das Programm durch die 3. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (DGZMB) und die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker*innen (DGDH).

In der Session „Einzelzahn-Versorgung – wann direkt, wann indirekt?“plädierte Priv.-Doz. Dr. Maximiliane Schlenz (Oberärztin in der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik, Gießen) für digitale indirekte Techniken. Gerade bei Einzelzahnversorgung seien die Inlays und Onlays nach Präparation, digitaler Abformung und CAD/CAM „so erschreckend gut“, dass die Studierenden in den Kursen fast gar keine Gelegenheit hätten, die Anpassung von Okklusal- oder Approximalkontakten zu erlernen.

In der Session „Große Rehabilitationen“identifizierte Dr. Martin Butz drei Hauptfehler aus der Sicht des Niedergelassenen (Zentrum Zahnmedizin Butz und Partner, München). Erstens Planungsfehler, zweitens Fehler bei der Reevaluation der Vorbehandlung und drittens die Überschätzung der eigenen Kompetenzen.

In der Trauma-Session stellte Prof. Dr. Gabriel Krastl (Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie in Würzburg) die Erhaltung eines Zahnes mit tiefer Kronen-Wurzel-Fraktur mittels chirurgischer Extrusion und 180-Grad-Drehung vor. So kommt beispielsweise ein tieferer palatinaler Defekt nach bukkal zu liegen. Da sich die gesamte Frakturfläche nach der Replantation nun supragingival befindet, ist eine spätere Restauration des Zahnes nach provisorischer Versorgung, Schienung und endodontischer Behandlung gut möglich.

Prof. Dr. Diana Wolff (Direktorin der Heidelberger Poliklinik für Zahnerhaltungskunde) stellte verschiedene minimal- und non-invasive Methoden für den Ersatz von Seitenzähnen vor. Bei kleineren Lücken könne beispielsweise eine Kompositverbreiterung eines Nachbarzahnes oder ein kleiner Kompositanhänger direkt im Patientenmund modelliert werden. „Evidenz dafür gibt es nur aus dem eigenen Haus“, sagte Wolff. Doch die sei sehr gut.

Am Tag der Wissenschaft vor dem Hauptkongress hielt Prof. Dr. Meike Stiesch (Direktorin der Klinik für Zahnärztliche Prothetik und Biomedizinische Werkstoffkunde an der MHH, Hannover) den Impulsvortrag über Forschungsförderungsmöglichkeiten der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Stiesch ist seit 2020 stellvertretende Sprecherin des Fachkollegiums Medizin der DFG und hielt viele wertvolle Tipps für die anwesenden rund 250 Nachwuchswissenschaftlerinnen bereit.

Die dritte Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft Zahnmedizin für Menschen mit Behinderung oder besonderem medizinischen Unterstützungsbedarf (DGZMB) war in den DGPro/DGZ-Jahreskongress integriert. Dr. Guido Elsäßer (2. Vizepräsident der DGZMB, Mitte) wurde für die Implementierung von internen Mundpflegestandards in einer großen Einrichtung der Eingliederungshilfe auf der Tagung der „Wrigley Prophylaxe Preis“ in der Kategorie Praxis & Gesellschaft verliehen (zm berichtet hier ausführlich). Im Vorjahr hatte Elsäßer für dieses Projekt bereits den zweiten Preis beim Bundesteilhabepreis erhalten.

Wenn schon in der Kongresshalle am Leipziger Zoo getagt wird, sollten die Gäste den beeindruckenden Tierpark auch kennenlernen, fand Tagungspräsident und Gastgeber Haak. Die Abendveranstaltung mit Bootsfahrt im Gondwanaland, einer riesigen Tropenhalle auf dem Zoogelände, war ein besonderes Erlebnis außerhalb der Fachvorträge. Der Sieg Deutschlands beim Eröffnungsspiel am 14. Juni 2024 gegen Schottland, das die Teilnehmer live auf einer Leinwand verfolgten, krönte den Abend.

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Dr. Kerstin Albrecht

Medizin-/Dentaljournalistin
1995 – 2001: Studium der Zahnheilkunde (Hannover/Gießen) 2001 – 2008: Assistenz- und angestellte Zahnärztin in Zahnarztpraxen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Abteilung für Zahnerhaltung, Präventive Zahnheilkunde und Parodontologie, Georg-August-Universität Göttingen 2006: Promotion 2008 – 2010: Zusatzstudium Journalismus, Freie Journalistenschule Berlin 2009 – 2018: PR-Beraterin in Healthcare-Agenturen, PR-Referentin bei der Initiative proDente e.V., freie Autorin von medizinischen und zahnmedizinischen Artikel seit 2019: freiberufliche Medizin- und Dentaljournalistin
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