USA: doppelt so viele Alkoholtote wie 1999
Forschende des Schmidt College of Medicine der Florida Atlantic University (FAU) untersuchten die Entwicklung der alkoholbedingten Todesfälle in den USA von 1999 bis 2020 insgesamt sowie nach Alter, Geschlecht, Ethnie und Region. Sie verwendeten dazu öffentlich zugänglichen Daten der Wide-ranging Online Data for Epidemiologic Research (WONDER) des U.S. Centers for Disease Control and Prevention.
Die im American Journal of Medicine veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die alkoholbedingten Todesfälle in den USA in den vergangenen zwei Jahrzehnten dramatisch angestiegen sind: Die Sterblichkeitsrate hat sich von 10,7 pro 100.000 Personen im Jahr 1999 auf 21,6 pro 100.000 Personen im Jahr 2020 fast verdoppelt. Die Gesamtzahl der alkoholbedingten Todesfälle stieg von 19.356 auf 48.870. „Eine dramatische Verdoppelung“, schreiben die Forschenden. „In allen Altersgruppen war ein Anstieg zu verzeichnen, wobei der alarmierendste Anstieg – fast das Vierfache – bei den 25- bis 34-Jährigen zu verzeichnen war.“
Frauen anfälliger für die schädlichen Auswirkungen des Alkohols
Sowohl bei Männern als auch bei Frauen war ein erheblicher Anstieg der alkoholbedingten Todesfälle zu verzeichnen, heißt es weiter, „wobei die Männer in beiden Jahren die höchsten Raten aufwiesen und insgesamt den stärksten Anstieg verzeichneten.“ Bei den Frauen war jedoch der proportionale Anstieg am größten: die Zahl der Todesfälle stieg von 4,8 pro 100.000 Personen im Jahr 1999 auf 12 im Jahr 2020.
Der größere relative Anstieg bei den Frauen sei "möglicherweise auf veränderte soziale Normen und die verstärkte Ansprache von Frauen durch Marketingkampagnen der Alkoholindustrie zurückzuführen“, erklärt die leitende Autorin Prof. Panagiota Kitsantas, Vorsitzende der FAU-Abteilung für Bevölkerungsgesundheit und Sozialmedizin.
Das Problem: Aufgrund geschlechtsspezifischer Merkmale vergrößerten sich die mit dem zunehmenden Alkoholkonsum verbundenen Risiken bei Frauen zusätzlich. Kitsantas: „Sie scheinen anfälliger für die schädlichen Auswirkungen des Alkohols zu sein, möglicherweise aufgrund von Unterschieden in der Körperzusammensetzung und im Stoffwechsel, die zu höheren Blutalkoholkonzentrationen führen. Darüber hinaus können sich psychische Probleme wie Depressionen und Angstzustände, die bei Frauen bereits häufiger auftreten, durch Alkoholkonsum noch verschlimmern.“
Autoren sehen erhebliche gesundheitspolitische Herausforderungen
Fazit des Autorenteams: Die Ergebnisse der Studie weisen auf erhebliche klinische und gesundheitspolitische Herausforderungen in den USA hin. Risikofaktoren wie Adipositas, Diabetes und Leberschäden erschwerten diese Herausforderungen noch und beschleunigen die alkoholbedingte Sterblichkeit.
„Gesundheitsdienstleister sollten erkennen, dass starker Alkoholkonsum ein führender Risikofaktor für die Gesamtsterblichkeit und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist, insbesondere für Herzinfarkte und Schlaganfälle“, erklärt Mitautor Dr. Charles H. Hennekens. „Um diese Risiken zu vermindern, ist ein Screening auf Alkoholkonsum in der Primärversorgung unerlässlich."
Matarazzo A. et al., New Clinical and Public Health Challenges: Increasing Trends in United States Alcohol Related Mortality, Am J Med. 2024 Nov 10:S0002-9343(24)00704-6. doi: 10.1016/j.amjmed.2024.10.024. Epub ahead of print. PMID: 39532247.