Untersuchung des Zentralinstituts kassenärztliche Versorgung (Zi)

Viele Arzttermine der 116117 bleiben ungenutzt

pr
Politik
Fast 1,5 Millionen der an die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen gemeldeten Arzttermine blieben in den letzten 12 Monaten ungenutzt. Eine stärkere Nutzung der 116117 könnte das verhindern.

Eine neue Erhebung des Zentralinstituts kassenärztliche Versorgung (Zi) zeigt: Fast 1,5 Millionen der von Praxen an die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) gemeldeten Arzttermine blieben in den vergangenen 12 Monaten ungenutzt. Nur 45 Prozent der mehr als 2,6 Millionen bundesweit angebotenen Termine sind demnach tatsächlich gebucht worden. Das Angebot ist bei Weitem nicht ausgeschöpft, so das Zi.

Nicht selten heißt es, dass gerade in den Ballungsräumen die Terminhürde besonders hoch sei, schreibt das Zi weiter. Doch immerhin kämen fast 300.000 der bundesweit 2,6 Millionen gemeldeten Terminangebote seit Ende Mai 2023 allein aus Berlin. Das sind immerhin 11,5 Prozent. Allein für den 30. Mai 2024 sind etwa mehr als 1.300 freie Termine in Berlin gemeldet worden, von denen lediglich 800 gebucht wurden, erklärte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Ist die akute Terminknappheit nur gefühlt?

Es gibt derzeit eine Mischung aus einer zunehmend gefühlten Terminknappheit und einem von den Versicherten nicht genutzten Terminangebot bei den Terminservicestellen, erklärte von Stillfried weiter. Immerhin fänden nach der jüngsten Versichertenbefragung der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) von 2021 noch 58 Prozent der Versicherten einen Arzttermin am gleichen Tag oder binnen drei Tagen.

Viele Menschen wüssten immer noch nicht, dass die 116117 schnell und gut weiterhelfen könne, so der Zi-Chef. Eine stärkere Nutzung der Terminservicestellen und eine finanzielle Förderung der bereitgestellten Termine könne auch dazu führen, dass mehr Praxen mehr freie Termine dort meldeten. Dies könne Praxen substanziell entlasten, „die immer noch deutlich zu viel Zeit mit der Terminkoordination verbringen“. Hier sei eine effiziente Terminpriorisierung absolut sinnvoll, da Akuttermine nur nach medizinischer Ersteinschätzung vergeben würden. Von Stillfried wies ferner darauf hin, dass viele KVen jetzt auch ein Videosprechstundenangebot ausbauen, das online über Terminservicestellen buchbar sei.

Fest steht: Die Kapazitäten der Praxen schrumpfen

Bittere Realität sei aber auch, so von Stillfried, dass immer weniger ärztliche Kapazität in den Praxen verfügbar sei. Ein immer weiter steigender Altersdurchschnitt bedinge, dass immer mehr Praxisinhaberinnen und -inhaber in den Ruhestand gingen. Vor allem auch wegen des Abbaus von Medizinstudienplätzen in den 1990er Jahren blieben immer öfter freiwerdende Praxissitze unbesetzt. All dies wirke sich verknappend auf die Verfügbarkeit von Terminen aus.

Immer wieder werde von Gesundheitsexpertinnen und -experten behauptet, es gäbe keine oder deutlich zu wenige kurzfristig buchbare Termine in den Arztpraxen in Deutschland. Dies werde insbesondere dann angeführt, wenn darüber diskutiert werde, ob Patientinnen und Patienten, die sich mit weniger dringlichen Behandlungsanlässen in Notaufnahmen vorstellen, von dort in Praxen weitergeleitet werden könnten, führte der Zi-Chef aus und widersprach. Die Realität sei komplexer.

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