Vollkeramische Versorgung auf Wurzel-analogem Hybridimplantat
Implantate aus Titan haben sich klinisch bewährt. Bei dünnem Weichgewebe beziehungsweise bei dünner vestibulärer Knochenlamelle beeinträchtigt das Durchschimmern des grauen Metalls die Ästhetik, besonders im Frontzahnbereich, bei Atrophien des Kieferkamms oder bei Rezessionen des periimplantären Weichgewebes. Hier bieten sich Hybridimplantate als Alternative an.
Zahnarzt Norman Hanske und Dr. Mohamed Sad Chaar, Universität Kiel, nutzten in ihrem Beitrag die Vorteile des langzeitbewährten Titanimplantats mit den ästhetischen Vorzügen der Zirkonoxidkeramik (ZrO2) in einem Hybridimplantat.
Dafür wurde ein individuell geformtes Implantat hergestellt, das exakt der Form der extrahierten Zahnwurzel entsprach. Dadurch sollte das Implantat passgenau die Morphologie der Extraktionsalveole einnehmen und den Bündelknochen im Rahmen einer Sofortimplantation erhalten.
Im vorgestellten Fall erwies sich Zahn 22 nach interner Resorption als nicht erhaltungswürdig. Die Planung fokussierte darauf, das Design des zu implantierenden Enossalteils der Zahnwurzel nachzubilden. In der hochauflösenden DVT-Aufnahme wurden im Rahmen des Backward-Plannings der prospektive prothetische Aufbau eingeblendet und die Dimension und Angulation der Suprakonstruktion digital bestimmt. Das weichgewebige Emergenzprofil wurde durch das Matchen eines digitalen Intraoral-Scans akkurat beibehalten.
Auf Grundlage der hochauflösenden DVT-Aufnahme und des intraoralen Scans wurden das Hybridimplantat und eine zweiflügelige Adhäsivbrücke aus ZrO2 virtuell konstruiert. Der Implantatkörper aus Titan und das Abutment aus ZrO2 wurden mittels Glaslot verschmolzen. Um den späteren Sitz und die Passung des Implantats vor der Insertion auszutesten, wurde zusätzlich ein Implantat-Analog aus ZrO2 angefertigt und dieses intraoperativ zum Try-in verwendet.
Nach atraumatischer Extraktion von Zahn 22 und Insertion des Wurzel-analogen Hybridimplantats wurde die zweiflügelige Adhäsivbrücke aus monolithischem ZrO2 als Provisorium eingegliedert (Anmerkung: Bei definitiver Versorgung mittels Adhäsivbrücke bevorzugen die Autoren einflügelige Adhäsivbrücken, um ein unbemerktes Debonding durch die Eigenbeweglichkeit der Zähne zu vermeiden.). Ein 0,6 mm breiter Spalt zwischen Abutment und Brücke verhinderte eine Sofortbelastung.
Nach sechs Monaten Einheilzeit wurde das Provisorium abgenommen, die Abutmentschulter nachpräpariert, eine gingivaverdrängende Retraktion mittels 000-er Faden gelegt und mittels Intraoal-Scan digital abgeformt. Zur Erhöhung der adhäsiven Haftkraft wurde das ZrO2-Abutment intraoral mit Korund abgestrahlt (50 μm).
Die definitive prothetische Krone aus Lithiumdisilikatkeramik wurde auf Grundlage des virtuellen Modells digital konstruiert und im Cut-Back-Verfahren gefräst. Um eine perfekte und naturgetreue Ästhetik im Frontzahnbereich zu erlangen, wurde anschließend die Vestibulärfläche mit Feldspatkeramik verblendet. Die Befestigung wurde nach Konditionierung mit einem Keramikprimer (Silan und MDP) mittels dualhärtendem Kompositkleber durchgeführt.
Der Fall zeigt mit der Wurzel-analogen Herstellung eines Implantatpfeilers mit integriertem ästhetischem Abutment eine einzigartige Vorgehensweise, die im modellfreien und digitalen Workflow gelöst wurde. Mit der Übernahme der Wurzelanatomie in das Enossalteil wurde im Rahmen der Sofortimplantation dafür gesorgt, dass die Alveolarstrukturen erhalten bleiben.
Die Hybridtechnik mit ZrO und Titan wurde gewählt, um die Osseointegration zu fördern und gleichzeitig mit dem Abutment die Ästhetik und Funktionalität im Durchtrittsbereich der Mukosa sicher zu stellen.
Der 1. Preis (3.000 Euro) ging an Dr. Matthias Kelch und Clemens Schwerin ZTM, Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik der Ludwig-Maximilians-Universität München, für das Video "Die Schienentherapie als ideale Vorbereitung für eine komplexe, vollkeramische Versorgung"
Den 3. Preis (1.000 Euro) erhielt ZTM Raphael Laue, Universität Zürich, Klinik für Kronen- und Brückenprothetik, Teilprothetik und zahnärztliche Materialkunde, für das Video "Die Verschmelzung von digitalen Technologien und High-End-Ästhetik".