US-Studie mit 25 Jahren Nachbeobachtung

Zahnseide-Nutzer haben weniger Schlaganfälle und Vorhofflimmern

LL
Allgemeinmedizin
Die regelmäßige Verwendung von Zahnseide senkt das Risiko von ischämischen Schlaganfällen und Vorhofflimmern – bereits bei einer Anwendung pro Woche. Das zeigt eine US-Studie mit langer Nachbeobachtungszeit.

Zahnseide kann das Risiko für Schlaganfall und Vorhofflimmern signifikant senken. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Atherosclerosis Risk in Communities“ (ARIC-Studie) aus den USA. Zu der Kohorte gehörten 6.278 zahnmedizinische Patienten ohne vorherigen Schlaganfall und ohne Vorhofflimmern, die im Verlaufszeitraum von 25 Jahren auf ischämische Schlaganfälle, Schlaganfall-Subtypen und Vorhofflimmern untersucht wurden.

Bereitsdurch eine wöchentliche Zahnseide-Anwendung sank die Risikorate bei den Nutzern – und zwar unabhängig vom allgemeinen Mundhygieneverhalten der Personen. Der Einsatz von Zahnseide könnte somit eine wichtige Verhaltensmaßnahme zur Prävention eines Schlaganfalls darstellen, fassen die Autoren zusammen.

Die regelmäßige Verwendung von Zahnseide, und damit die Entfernung von Essensresten aus den Zahnzwischenräumen, kann orale Infektionen sowie Zahnfleischentzündungen vorbeugen und effektiv reduzieren. Da Gingivitis zu systemischen Entzündungen beitragen kann, die auch die Gesundheit der Blutgefäße beeinträchtigen, könne die Verwendung von Zahnseide helfen, das Risiko für einen Schlaganfall und Vorhofflimmern zu senken, erklärt Erstautor Prof. Dr. Souvik Sen, Vorsitzender der Abteilung für Neurologie an der Universität von South Carolina in Columbia, USA, die Zusammenhänge.

25 Jahre Nachbeobachtung

Die ARIC-Studie wurde bereits 1985 begonnen und umfasst ursprünglich Daten zu Risikofaktoren der Atherosklerose, bei der sich Plaque und fetthaltige Substanzen in den Arterien ablagern und den Blutfluss blockieren können. Mit steigendem Alter der Studienkohorte verlagerte sich auch der Fokus der Studie: Auch Daten zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen wurden ergänzt. Mittels Fragebogen wurde unter anderem nach der Verwendung von Zahnseide gefragt. Weiter wurden Daten wie das Alter, Geschlecht, Komorbiditäten, Raucherstatus, Body-Mass-Index und Bildungsniveau sowie ein regelmäßiges Zahnpflegeverhalten erhoben. Die Forschenden unterschieden zudem die verschiedenen Schlaganfall-Subtypen wie thrombotische, kardioembolische und lakunäre (mikroangiopathische) Schlaganfälle.

Zwei Drittel verwendeten Zahnseide

Von den gut 6.000 Personen gaben 4.092 und damit 65 Prozent an, mindestens einmal wöchentlich Zahnseide zu benutzen. Während der Nachbeobachtungszeit von 25 Jahren erlitten 434 Patienten einen Schlaganfall – davon 147 thrombotische, 97 kardioembolische und 95 lakunäre Schlaganfallsubtypen. Bei 1.291 Teilnehmenden (20 Prozent) wurde Vorhofflimmern festgestellt.

Im Vergleich zu Personen, die keine Zahnseide benutzten, war die Rate für ischämischen Schlaganfall um 22 Prozent, für kardioembolischen Schlaganfall um 44 Prozent und für Vorhofflimmern um 12 Prozent geringer, wenn Zahnseide benutzt wurde.

Dass zwischen thrombotischem sowie lakunärem Schlaganfallsubtyp und der Verwendung von Zahnseide kein signifikanter Zusammenhang festgestellt wurde (Hazard Ratio: 0,91 beziehungsweise 1,09), überraschte auch wissenschaftliche Kollegen, die nicht an der Studie beteiligt waren, wie Prof. Dr. Karen Furie, leitende Neurologin an der Brown University Health in Providence, Rhode Island, USA. „Ich hätte gedacht, dass diese Art von Schlaganfällen am stärksten reduziert sein würde“, sagt sie zu den Ergebnissen.

Mehr Bewusstsein für Zahngesundheit in der Schlaganfall-Prävention

Allgemein könnte ein Zusammenhang bestehen, dass Personen, die Zahnseide verwenden, grundsätzlich eher auf die Empfehlung ihrer Ärzte hören und insgesamt mehr Wert auf Gesundheitspflege legten.

Den meisten Menschen seien Maßnahmen zur Schlaganfall-Prävention wie die Kontrolle des Blutdrucks und des Cholesterinspiegels, ein gesundes Körpergewicht, ausreichend Bewegung, gesunde Ernährung und genügend Schlaf bekannt.

Diese Studie zeige nun, dass auch eine gute Zahngesundheit eine wichtige Rolle spielt. Vielen Menschen sei das bisher nicht bewusst, ergänzt Furie. „Viele vernachlässigen ihre Mundhygiene.“ Sie hofft, dass diese Studie das Bewusstsein dafür schärfen wird.

Zahnseide sei nicht das Einzige, was man tun muss, um einem Schlaganfall vorzubeugen, heißt es seitens der Studienautoren, aber „eine weitere Sache, die man zu einem gesunden Lebensstil hinzufügen sollte“.

Souvik Sen et al. Dental flossing may lower the risk for incident ischemic stroke, cardioembolic stroke subtype and AF in Stroke, Volume 56, <link url="https://doi.org/10.1161/str.56.suppl_1.19" target="new-window" url-fragment="" seo-title="" follow="follow">doi.org/10.1161/str.56.suppl_1.19

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