Wie man die Pandemie psychisch gut bewältigen kann
Angesichts der dritten Coronawelle mit andauerndem Lockdown hat der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) zusammen mit führenden Fachverbänden und Experten ein Maßnahmenpaket erarbeitet, um die psychische Gesundheit der Bevölkerung zu stärken.
Verantwortungsvolles Krisenmanagement muss neben Maßnahmen des Infektionsschutzes immer auch Maßnahmen zum Schutz der psychischen Gesundheit umfassen, fordern sie. Mit einem Empfehlungskatalog richteten sie sich an Politiker, Medien und auch an die Allgemeinbevölkerung.
Das sind die wichtigsten Empfehlungen:
Bei der Ausarbeitung von Corona-Schutzmaßnahmen sollten Politiker auch der wissenschaftlichen Expertise der Psychologie stärker Gehör schenken. Es sollte über einen Strategiewechsel diskutiert werden, etwa hin zu einfacheren Regeln, die stärker auf Belohnungs- als Bestrafungspunkte setzen und die gemeinsam erreichte Gewinne (wie zum Beispiel niedrige Fallzahlen) schützen.
Die Experten betonen, dass Presse und Medien in der Pandemie eine entscheidende Funktion übernehmen, indem sie psychoedukative Expertise vermitteln. Als Gesprächspartner konsultiert werden sollten nur fachlich ausgewiesene Psychologen und Psychotherapeuten, die über die Expertenvermittlungen der Fachverbände recherchiert werden können.
Prominente Positivbeispiele könnten die Pandemie-Bewältigung unterstützen. Dazu könnten populäre Sportler oder Musiker gehören.
Digitale Angebote könnten die Allgemeinbevölkerung unterstützen, etwa bei den Themen Schlafhygiene, Bewegung oder Ernährung. Gleichzeitig sollten positive Aspekte der Pandemie für die psychische Gesundheit stärker kommuniziert werden, wie zum Beispiel flexiblere Lösungen der Arbeitsgestaltung oder das Erkennen und Nutzen persönlicher Potenziale.
Wichtig ist den Experten auch, niederschwellig zugängliche kurzzeitige Angebote wie einmalige Beratungsgespräche und Kurzzeitbehandlungen verfügbar zu machen. Es sollten vermehrt zielgruppengerechte und barrierefreie Präventionsangebote, wie zum Beispiel Internetangebote, Telefon-Hotlines und Krisendienste, entwickelt und finanziert werden.
Verzögerungen, Missinformationen und Unwissenheit bei Maßnahmen wie Impfen und Testen können den Erfolg der Maßnahmen gefährden, warnen die Experten. Wissen sollte niederschwellig und aktiv kommuniziert werden; der Zugang zu den Maßnahmen sollte so einfach wie möglich sein.
Die Psychotherapeuten haben vulnerable Gruppen ausgemacht, die in der Pandemie besonders unter psychischen Belastungen leiden können. Dazu gehören Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, ältere und pflegebedürftige Menschen, pflegende Angehörige, Risikopatienten und Menschen, die an COVID-19 erkrankt waren und unter Langzeitfolgen leiden.