Wirtschaftliche Stimmung der Niedergelassenen bleibt desolat
Die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage hat sich bei den Niedergelassenen im vierten Quartal 2023 gegenüber dem historischen Tiefstand im letzten Quartal noch einmal verschlechtert. Das geht aus dem Stimmungsbarometer hervor, das die Stiftung Gesundheit gestern veröffentlicht hat. Die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Lage ist demnach erneut gesunken (minus 2,7 Punkte zum vorherigen Quartal). Die Erwartung für die kommenden sechs Monate sei dagegen insgesamt um 2,5 Punkte gestiegen. An der Befragung im vierten Quartal 2023 nahmen 1.046 Ärztinnen und Ärzte teil.
Bei den Zahnärztinnen und Zahnärzten ist hingegen eine positive Entwicklung zu verzeichnen, meldet der Report: Die Stimmung, die dort im Vorquartal deutlich eingebrochen war, habe sich im vierten Quartal um 9,0 Punkte gebessert. Dagegen habe sie sich bei den Psychologischen Psychotherapeuten (minus 6,1 Punkte) und den Hausärzten (minus 3,6 Punkte) verschlechtert. Nahezu unverändert ist die Stimmung der Fachärzte (plus 0,6 Punkte).
Politische Vorgaben und die Digitalisierung drücken die Stimmung
Als Hauptfaktoren für die schlechte Stimmung in der Ärzteschaft haben die Befragten den negativen Einfluss von Entscheidungen und Vorgaben von Politik und Selbstverwaltung (80,7 Prozent) sowie die Digitalisierung (75,5 Prozent) genannt. Auf dem dritten Rang liegt dem Barometer zufolge in diesem Quartal die eigene Arbeitszeit (53,8 Prozent).
Die aktuelle wirtschaftliche Lage im vierten Quartal beurteilten beispielsweise die Hausärzte zu 9,9 Prozent mit gut und zu 41,8 Prozent mit schlecht. Die Zahnärzte beurteilten sie zu 16,8 Prozent mit gut und zu 30,5 Prozent mit schlecht.
Fast zwei Drittel erwarten eine Verschlechterung
Anders sieht es bei der Beurteilung der wirtschaftlichen Erwartungen für die kommenden sechs Monate aus. Hausärzte beurteilten sie zu 60,5 Prozent als schlechter. Bei den Zahnärzten waren es 63,8 Prozent, die von einer schlechteren Erwartung ausgehen.
Hauptfaktoren für die schlechte Stimmung in der Ärzteschaft sind laut Barometer der negative Einfluss von Entscheidungen und Vorgaben von Politik und Selbstverwaltung (80,7 Prozent) sowie die Digitalisierung (75,5 Prozent). Auf dem dritten Rang lag in diesem Quartal die eigene Arbeitszeit, die mehr als die Hälfte der Ärzte als belastenden Faktor empfinden (53,8 Prozent). Auch die Personalsituation macht den Befragten zu schaffen (37,5 Prozent).
Insgesamt betrachtet liegt dem neuen Barometer zufolge der Index der Ärztinnen und Ärzte weiterhin deutlich niedriger als in den Branchen des ifo-Index.
„Das deutsche Gesundheitssystem ist mittlerweile hoch kompliziert, selbst Fachleute blicken nicht mehr durch,“ kommentierte Prof. Dr. med. Dr. rer. pol. Konrad Obermann, Forschungsleiter der Stiftung Gesundheit. Reformen verfehlten ihre Ziele, überfällige Initiativen würden in der Bund-Länder-Diskussion zerredet. Zudem sei die aktuelle wirtschaftliche Situation in Deutschland schwierig. Auch wenn das System der gesetzlichen Krankenversicherung als eine Art „makroökonomischer Stabilisierer“ wirke und die ärztliche Vergütung nicht direkt an die aktuelle wirtschaftliche Lage gekoppelt sei, so wirkten sich gesamtökonomische Entwicklungen natürlich auch auf die ärztliche Praxistätigkeit aus. Weiterhelfen könnte eine grundlegende Auseinandersetzung über Formen der ambulanten und stationären Versorgung, so Obermann.