Studie aus den USA

Zahnanalysen könnten Rückschlüsse auf Stress zulassen

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Zahnmedizin
Zähne von kalifornischen Ureinwohnern aus der Missionszeit wurden auf zwei verschiedene Immunproteine untersucht.

Forschende haben zwei Immunproteine untersucht, die im menschlichen Zahnschmelz eingebettet sind: Immunglobulin G, ein Antikörper, der mit Infektionen in Verbindung gebracht wird und C-reaktives Protein, das bei Entzündungen im Körper eine Rolle spielt. Sie verglichen das Vorhandensein sowie die Menge von Populationen aus den 1800er Jahren mit Zähnen aus der heutigen Zeit.

Hauptautorin Tammy Buonasera und ihre Kolleginnen und Kollegen der University of California untersuchten in der paläoproteomischen Analyse das Vorhandensein und die Menge der Proteine im Zahnschmelz in drei Gruppen:

  • Vorfahren des Ohlone-Volkes aus einem Missionsvorposten aus den späten 1700er und frühen 1800er Jahren in der San Francisco Bay Area.

  • Europäische Siedler aus den späten 1800er Jahren, die auf einem Stadtfriedhof in San Francisco begraben sind.

  • Militärkadetten aus der heutigen Zeit, die Weisheitszähne gespendet haben.

Das Team verglich dann die Werte der beiden Proteine mit der bekannten Geschichte der einzelnen Bevölkerungsgruppen. Es ist bekannt, dass die Ureinwohner des kalifornischen Missionssystems unter einer hohen Sterblichkeitsrate, starkem Stress und eingeschleppten Infektionskrankheiten litten. Die europäischen Siedler um 1800 hatten eine kürzere Lebenserwartung als die heutige Bevölkerung, aber es wurde angenommen, dass sie als Gruppe weniger Stress und Krankheiten ausgesetzt waren als die Ohlone-Gruppe. Die heutigen Militärkadetten haben eine bessere Gesundheit und Ernährung als die beiden archäologischen Gruppen.

Die Analysen der Zähne bestätigten die Erwartungen: Die Forschenden fanden eine enge Übereinstimmung zwischen den Anzeichen für ein hohes Maß an Stress und Krankheit in der indigenen Bevölkerung und hohen Konzentrationen der beiden Proteine in ihren Zähnen – insbesondere bei Kindern. Die Proteinkonzentrationen waren viel höher als bei den beiden anderen untersuchten Gruppen.

Zahnanalysen könnten Rückschlüsse auf Stress zulassen

Buonasera erklärt, dass diese Art der Untersuchung von Zähnen einen detaillierteren Blick auf historische und prähistorische menschliche Erfahrungen ermöglichen kann. Die Zähne bilden sich in verschiedenen Zeitfenstern der menschlichen Entwicklung und spiegeln deshalb die Zeitspanne vor der Geburt bis zum späten Jugend- oder frühen Erwachsenenalter wider. Über Zahnanalysen könnten auch Erkenntnisse über die Auswirkungen von Stress, Krankheit und Lebensstil auf den modernen Menschen gewonnen werden.

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