Ein Fallbericht

Herpes als orale Manifestation von COVID-19?

Zahnmedizin
Aktuell häufen sich Berichte, wonach sich ein Zusammenhang zwischen dem Virus und oralen Manifestationen abzeichnet. In einem kürzlich publizierten Patientenfall berichten Forscher über eine Gingivotomatitis herpetica bei einem an COVID-19 erkrankten Teenager.

Der 15-jährige Patient stellte sich im August 2020 mit erhöhter Temperatur und Husten in der Notaufnahme eines Krankenhauses vor. Bei der Untersuchung wurde eine Körpertemperatur von 37,5 Grad und eine Sauerstoffsättigung von 95 Prozent festgestellt.

Anamnestisch berichtete der Patient über eine psychische Erkrankung. Bei Verdacht auf COVID-19 empfahl der Arzt Azithromyzin 500 mg, Dipyrone 500 mg, Ivermectin 6 mg und Prednisolon 20 mg für insgesamt fünf Tage und entließ den Patienten schließlich in häusliche Quarantäne. Der Verdacht auf COVID-19 konnte durch den PCR-Abstrich einige Tage später bestätigt werden.

Über 1.300 Artikel zu Zusammenhang von COVID-19 und oralen Manifestationen

Eine Wiedervorstellung im Krankenhaus erfolgte fünf Tage nach der Erstvorstellung. Der junge Mann klagte nun über eine schmerzhaft gerötete Gingiva. Klinisch zeigten sich erythematöse Bereiche sowie multiple Bläschen. Die Ärzte diagnostizierten eine Gingivostomatitis herpetica und entließen den Patienten mit der Einnahmeempfehlung von Acyclovir 400 mg für sieben Tage sowie einer Chlorhexidin Mundspüllösung 3-mal täglich.

Zeitgleich mit dem vollständigen Verschwinden der COVID-19-Symptome 14 Tage nach Erstvorstellung kam es auch zu einem Abklingen der oralen Symptomatik. In den darauffolgenden fünf Monaten zeigte der Patient kein Zeichen einer Reaktivierung.

Die Autoren fanden zum Zeitpunkt der Literaturrecherche im Januar 2021 bereits über 1.300 Artikel, die einen möglichen Zusammenhang von COVID-19 und oralen Manifestationen wie Blasen, Erosionen oder Ulcera vorwiegend an Gaumen, Zunge und Lippe aufgriffen.

These: Die Herpesinfektion wurde durch COVID-19 exazerbiert

Sie stellen in dem vorliegenden Fall die These auf, dass die Herpesinfektion durch COVID-19 exazerbiert wurde. Verantwortlich hierfür machen sie durch einen sogenannten „Zytokinsturm“ ausgelöste überschießende Entzündungsreaktion bei gleichzeitig fehlender Immunkompetenz des Körpers als prädisponierende Faktoren für sekundäre Erkrankungen.

Unklar bleibt indes, ob eine direkte Auslösung oraler Erkrankungen durch SARS-CoV-2 möglich ist. Es gab zum Zeitpunkt der Recherche laut der Autoren lediglich zwei Studien, die einen solchen Zusammenhang herstellen konnten. In den beschriebenen Arbeiten konnten im Serum keine Herpes simplex-Antikörper nachgewiesen werden.

Quelle: da Mota Santana LA, Pinho JNA, de Oliveira EM, Lessa AFN, Trento CL. Herpetic gingivostomatitis in a patient with COVID-19: Is this mutual relationship possible? Oral Surg. 2021 Mar 8:10.1111/ors.12609. doi: 10.1111/ors.12609. Epub ahead of print. PMID: 33821169; PMCID: PMC8013745.

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