Karl-Häupl-Kongress

Rauchfrei leben – so ist es richtig für die Mundhöhle

Dass Rauchen nicht gesund ist, ist inzwischen jedermann bekannt. Trotzdem gibt es Menschen, die sich Glauben machen oder machen lassen „ich rauche gerne“. Dass aber nicht nur die Raucher, sondern auch die Nichtraucher erheblichen Schaden durch den blauen Dunst erleiden, muss trotz allem immer wieder mit Vehemenz betont werden. Die Zahnärztekammer Nordrhein nahm die Pressekonferenz zu ihrem alljährlichen Karl-Häupl-Kongress zum Anlass, das Thema „Rauchen schadet der Mundhöhle“ an die anwesenden Mediatoren heranzubringen. Und das geschah mit Erfolg, denn Betroffenheit besiegte die Unwissenheit bezüglich der gefährdeten Oralgesundheit bei den Pressevertretern.

„Die Inspektion der Mundhöhle eines starken Rauchers kann selbst für den Mundschutz tragenden Zahnarzt eine Zumutung darstellen: Zahnverfärbungen und Zahnstein, fortgeschrittene Parodontitis, verloren gegangene Zähne, Zahnwanderungen, Zahnlockerungen, desaströser Zahnhalteapparat...“, so beginnt einer der anwesenden namhaften Journalisten und zm-Gastkommentator Klaus Heinemann wenige Tage später seinen Artikel für Millionen Leser der Rheinischen Post.

Er, selbst begeisterter Raucher über Jahrzehnte hinweg, scheint nicht nur durch die Ausführungen der anwesenden Wissenschaftler, sondern auch durch die von ihnen beeindruckend dargestellten Zusammenhänge zwischen schmackhaftem Lustkonsum, später dann Psychoterror auslösendem Abusus und gravierenden Veränderungen in der Mundhöhle überzeugt worden zu sein, seine letzte Zigarette angewidert in den Aschenbecher zu drücken.

Denn das haben der Journalist und all seine anwesenden Kollegen ziemlich schnell erkannt: Da „der Glimmstengel den ersten Körperkontakt in der Mundhöhle hat“, wie der Journalist seine Leser informiert, ist auch sie die erste, die die Giftstoffe über ihre Schleimhaut aufnimmt und hier erste Veränderungen zeigen kann. Professor Dr. Michael Noack, Köln, wies nicht nur auf die unästhetischen Zahnverfärbungen und Ablagerungen an Zahnhälsen durch die Teerstoffe von Zigaretten, Zigarren und Pfeifen hin, sondern zeigte zusätzlich deutlich auf, welche Folgen die nikotinbedingte Vaskularisation der Arteriolen haben kann. Während bei Nichtrauchern eine Gingivitis oder auch leichte Parodontitis durch Zahnfleischbluten beim Zähnebürsten offensichtlich wird, ist dieses bei Rauchern hingegen nicht der Fall. Gingivadefekte zeigen sich dann häufig erstmalig im Stadium der fortgeschrittenen Parodontitis, die dann sofort und so gut wie immer lebenslänglich therapiebedürftig ist. Fast immer sind hier chirurgische Maßnahmen erforderlich. Diese jedoch, so der Kölner Wissenschaftler, heilen längst nicht so schnell ab wie bei Nichtrauchern.

Lange Nikotinkarenz vor und nach Implantationen

So ist auch bei starken Rauchern die Indikation für eine prothetische Therapielösung mit Implantaten nur unter äußerstem Vorbehalt zu stellen, wie sich Dr. Silke Liebrecht, Oberärztin der Kölner prothetischen Abteilung, äußerte. Sie schilderte einen Patientenfall, in dem die Insertion des Implantates erst nach einer zehnmonatigen Nikotinkarenz erfolgte. Auch in der mehrmonatigen Einheilungsphase hat der Patient dann auf den Zigarettenkonsum verzichtet. Diese Therapieform verlief erfolgreich und völlig komplikationslos.

An dieser Stelle stellte sich natürlich für alle anwesenden Pressevertreter die Frage, warum ein derartiges Vorgehen den betreffenden Patienten nicht dann doch zum dauerhaften Nichtraucher hat werden lassen...

Schleimhautveränderungen

Auch die Ausführungen von Dr. James Deschner, Parodontologe der Kölner Universitätszahnklinik, machten die Anwesenden stutzig. So zeigte er doch sehr deutlich, welche Auswirkungen Tabak auf das menschliche Immunsystem hat. Nicht nur die bereits beschriebenen Veränderungen des Parodonts und die damit verbundenen Entzündungszeichen im Organismus, sondern auch andere Allgemeinerkrankungen bis hin zum Krebs könnten durch Nichtrauchen verhindert werden. Auch erste Veränderungen an Mundschleimhaut, Zunge und Lippen sollten immer ernst genommen werden. ]

Zahnärzte sollten ihre Patienten direkt befragen, ob, wieviel und was geraucht wird. Dann kann eine Aufklärung über Wundheilungsstörungen oder Knochendestruktionen vielleicht zusätzlich hilfreich sein, den Patienten zum Nichtrauchen zu bewegen. Die Kontaktaufnahme mit dem Hausarzt zur Unterstützung der Raucherentwöhnung ist sicherlich zusätzlich hilfreich.

Dr. Rüdiger Butz, Öffentlichkeitsreferent in Nordrhein, empfahl, bei der genannten Menge an Zigaretten immer mindestens zehn Prozent aufzuschlagen. „Denn kein Patient wird wahrheitsgetreu seinen tatsächlichen Zigarettenkonsum benennen!“

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