Psychosomatische Grundkompetenz für Zahnärzte und Zahnärztinnen
Beschwerden im stomatognathen System können bei Krankheitsbildern wie der Craniomandibulären Dysfunktion, bei einer Prothesenintoleranz oder bei atypischen Gesichts- und Zahnschmerzen ursächlich auch auf Veränderungen der Psyche des Patienten zurückgeführt werden. Betroffene Patienten schildern ihre Beschwerden häufig jedoch so, dass nicht zwangsläufig auf eine psychosomatische Ursache geschlossen werden kann. Oft wird erst viel zu spät nach bereits erlebten therapeutischen Misserfolgen eine psychische Erkrankung als mögliche Ursache für die Beschwerden des Patienten mit ins Kalkül gezogen.
Aus diesem Grund sind psychologische und psychosomatische Grundkenntnisse für den Zahnmediziner ebenso wichtig wie für den Allgemeinmediziner. Sowohl eine studentische Ausbildung aber auch die postgraduelle Weiterbildung in diesem Bereich der Medizin sind für die Zahnmedizin längst überfällig und stellen für eine optimale Patientenversorgung eine conditio sine qua non dar.
Psychosomatische Grundkompetenz gefordert
Für alle klinischen Fachärzte der Medizin wird eine psychosomatische Grundkompetenz gefordert und umgesetzt, so dass sich auch Zahnmediziner als „die Fachärzte für orale Erkrankungen“ dieser Weiterbildung nicht verweigern sollten.
Ab 2004 wird deshalb über das Fortbildungsorgan APW (Akademie Praxis und Wissenschaft) der DGZMK ein Curriculum angeboten, um die längst benötigten Kenntnisse in Psychologie und Psychosomatik erwerben zu können. Ziel dieses Curriculums ist eine speziell den Ausbildungsbedingungen, Möglichkeiten und Bedürfnissen des zahnärztlichen Berufes angepasste Qualifizierung entsprechend dem Curriculum „Psychosomatische Grundkompetenz“ der Weiterbildungsordnung der Bundesärztekammer für Fachärzte. Dabei wurde der im Unterschied zum Medizinstudium fehlende psychosomatische, medizinpsychologische und psychiatrische Unterricht berücksichtigt. Es soll Zahnmediziner zur Integration des psychosomatischen Paradigmas, zur Differentialdiagnose und gegebenenfalls zur Krisenintervention befähigen und darüber hinaus eine kompetente interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Psychotherapeuten ermöglichen.
Interdisziplinarität ist angestrebt
Der Inhalt des Curriculums wurde in Zusammenarbeit mit allen zahnmedizinisch psychosomatischen und medizinpsychologischen Arbeitsgruppen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften erstellt. Es umfasst neben den Grundkenntnissen der Tiefenpsychologie, der Psychosomatik und der Verhaltenstherapie Informationen über neurotische und psychiatrische Störungen, wie zum Beispiel Depressionen, Angststörungen, sowie Grundlagen der Schmerzentstehung und Verarbeitung, Diagnostik und Therapie von chronischen Schmerzen, aber auch andere Herausforderungen aus dem Themenkomplex der Psychologie und Psychotherapie. Dieses sind die kompetente Gesprächsführung mit Patienten, Entspannungs- und Körpertherapieverfahren und der Umgang des Zahnarztes mit seinem Stress (burning out, melted down).
Das Curriculum umfasst elf Fortbildungstage mit etwa 54 Fortbildungsstunden und findet in zwei Blöcken statt (erster Block: acht Tage, zweiter Block: drei Tage). Darüber hinaus werden mindestens 30 Stunden Literaturstudium sowie die Teilnahme an einer Balintgruppe (mindestens 30 Stunden) empfohlen. Folgende Eingangsbedingungen sollen erfüllt sein: Approbation als Zahnarzt/Zahnärztin und eine mindestens zweijährige zahnärztlich praktizierende Berufstätigkeit.
Das Curriculum endet mit einer Abschlussprüfung im Sinne eines kollegialen Gespräches vor einem von der APW und dem Arbeitskreis für Psychologie und Psychosomatik der DGZMK besetzten Kollegium. Voraussetzung für die Teilnahme an der Abschlussprüfung ist die Einreichung von zwei selbstständig erarbeiteten und dokumentierten Patientenfällen mit psychosomatischen Beschwerden im stomatognathen System. Interessierte Kollegen richten ihre Anmeldung an die APW-Geschäftsstelle: Akademie Praxis und Wissenschaft, Liesegangstr. 17a, 40211 Düsseldorf.
Für den AK Psychologie und Psychosomatik in der Zahnheilkunde (DGZMK):
PD Dr. Peter JoehrenZahnmed. Tagesklinik Augusta-Kranken-AnstaltBergstr. 26, 44791 Bochum
Dr. Inge StaehleIn der Reuth 41, 91056 Erlangen