Leitartikel

Die Macht integrierenden Denkens

Sehr verehrte Frau Kollegin,sehr geehrter Herr Kollege,

nach intensiven Beratungen und Abstimmungen in allen relevanten Gremien liegt es jetzt auf dem Tisch: das gemeinsam von Standespolitik und Wissenschaft entwickelte postgraduale System der zahnärztlichen Fort- und Weiterbildung (siehe dazu die Titelgeschichte in diesem Heft). Eine freiwillige und selbstbestimmte postgraduale Weiterqualifizierung ist ein wichtiger Beitrag zur Qualitätssicherung unseres Berufsstandes. Deswegen haben die BZÄK, die DGZMK und die VHZMK die Neustrukturierung auf diesem Feld zu einem wichtigen standespolitischen Arbeitsziel erklärt. Durch Beschluss der BZÄK-Bundesversammlung auf dem Deutschen Zahnärztetag in Düsseldorf haben wir den Auftrag erhalten, das Ganze durchzustrukturieren. Das Modell ist zukunftstauglich, liberal und flexibel konstruiert und europakonform angelegt. Dabei kann man gar nicht genug unterstreichen, wie wichtig es ist, dass wir ein solches Modell in Eigenregie entwickelt haben, um die Einheit des Berufsstandes zu wahren. Denn wenn wir den Weg nicht vorgeben, wird die Gesetzgebung das im Rahmen der Versozialrechtlichung des gesamten Berufsstandes übernehmen.

Die Vorteile auf einen Blick:

■ Das Modell bietet eine solide Grundlage für vergleichende Qualität.

■ Es bietet eine Matrix, die die Erwartungen hinsichtlich mehr Transparenz im postgradualen Geschehen erfüllt und rechtssichere Strukturen bei der Umsetzung schafft.

■ Der Zahnarzt muss sich nicht zu früh festlegen, welche Richtung er für jedes Modul einschlagen will. Es wird für ihn eine Win-Win-Situation geschaffen - mit mehr Sicherheit und Variationsmöglichkeit.

■ Für die Fortbildungseinrichtungen bietet sich ein festes Raster. Das Modell ist kein "closed-shop", sondern offen für alle Anbieter, sofern sie die festgelegten Kriterien anerkennenen.

Das postgraduale System ist wie eine große Klammer: es hilft als Orientierung für den praktisch wie wissenschaftlich orientierten Zahnarzt. Insofern bringt es Ordnung in die oft so verwirrenden Diskussionen, wenn es um das Thema Spezialisierungen mit all seinen Facetten geht.

Doch bei allem Spezialistentum und dem Stellenwert von wissenschaftlichen Erkenntnissen dürfen wir nicht vergessen, dass die Erfahrung des langjährigen Praktikers ihren gleichberechtigten Stellenwert hat, wenn es darum geht, neue Methoden in den Praxisalltag zu übernehmen. Letztlich zeigt sich hier die Macht integrierenden Denkens. Zahnärztliches Spezialwissen muss ergänzt werden durch die Expertise aus der alltäglichen Praxis. Erst so wird daraus ein klinisches Gesamtkonzept.

Daraus leitet sich das Bild des Zahnarztes der Zukunft ab: Er ist und bleibt Freiberufler, der seine fundierten Leistungen in fachlicher wie wirtschaftlicher Unabhängigkeit erbringt. Der Zahnarzt ist Hauszahnarzt und als Generalist umfassend für die Bevölkerung und für seine Patienten tätig. Die Praxisform wählt er unter den vielen Varianten, die es heute gibt. Die Möglichkeiten, sich durch Fort- und Weiterbildung sowie Postgraduate-Angebote zusätzliche Kenntnisse und Fähigkeiten anzueignen, sind vielfältig und sollten ausgenutzt werden. Es gilt, den Hauszahnarzt zu stärken und gleichzeitig die Fachpraxis zur Abdeckung aller Schwierigkeitsgrade mit ihrem eigenen Wert zu stützen. Nutznießer all dessen ist der Patient, der in einem partnerschaftlichen Verhältnis zu seinem Zahnarzt steht. Basis dieser Partnerschaft ist eine professionelle sowohl evidenzwie auch erfahrungsbezogene Zahnmedizin.

Mit all diesen Themenkomplexen und mit dem Nebeneinander von Generalisten- und Spezialistentum werden wir uns noch intensiv auseinanderzusetzen haben. Als großer Schritt in diese Richtung bietet das System der postgradualen Fort- und Weiterbildung eine erste, aber entscheidende Orientierungsgröße. Wir sind mit unserem Modell noch ganz am Anfang, doch wir werden mutig weiterschreiten, um den Berufsstand fortzuentwickeln und fit zu machen für die Herausforderungen der Zukunft.

Mit freundlichen kollegiale Grüßen

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