Eine außergewöhnliche Persönlichkeit
„In der zahnärztlichen Fortbildung gilt es, dicke Bretter zu bohren; wer hier antritt, braucht einen langen Atem.“ – Mit diesem Henersschen Zitat stellte Prof. Dr. Winfried Walther, Direktor der Akademie Karlsruhe, in seinen Begrüßungsworten die Bedeutung der gemeinsamen Aufgabe heraus, der sich die Akademie und ihre für diesen Tag angereisten über 400 nationalen und internationalen Gäste verpflichtet sehen.
Das Gedächtnissymposium stelle, so betonte Walther, einen „gemeinsamen Blick in die Zukunft als Fortführung von Michael Heners Werk“ dar. Eine Maßgabe, die die wissenschaftlichen Referenten – Profes. Dr. Glantz (Malmö), Dr. Sander (Ulm), Dr. Klaiber (Würzburg), Dr. Tronstad (Oslo), Dr. Zarb (Toronto) und Dr. Schlagenhauf (Würzburg) sowie Walther selbst – gern erfüllten. Dabei legten sie besonderen Wert darauf, der Vision des Wissenschaftlers Heners von der Fortentwicklung des Faches zu einer integrierten Zahnheilkunde gerecht zu werden.
Heners, dessen unermüdlichen Forschungsdrang sein Kollege Glantz anhand einer beeindruckenden Liste von Publikationen darstellte, sei ein „erstklassiger Wissenschaftler, Kliniker und Meister“ seines Fachs gewesen.
Respekt für den Praktiker
Dass er seine Profession immer mit der Überzeugung vertrat, Zahnheilkunde sei in erster Linie Heilkunde, hob der Präsident der Bundeszahnärztekammer Dr. Dr. Jürgen Weitkamp hervor. Wie ein roter Faden habe sich das Thema „Der Zahnarzt als Arzt“ durch das fachliche Oevre des ehemaligen Akademieleiters gezogen und sei von ihm in der Praxis „gelebt“ worden.
Heners habe sich frühzeitig „gegen eine Simplifizierung der Zahnmedizin als rein mechanistisch geprägtes Handwerk“ gewehrt. Prinzip seines Handelns sei es gewesen, dass der zahnärztliche Beruf nur „in fachlicher und wirtschaflicher Unabhängigkeit erfolgreich ausgeübt werden kann“. Weitkamp betonte, dass die Zahnmedizin wie die Medizin auf dem Weg sei, „das Wissen in empirische Erkenntnisse und in nachweisbasierte Erkenntnisse zu unterteilen“. Das dürfe aber nicht zu einem Gegeneinander führen. In der Zahnmedizin seien Praxis und Wissenschaft aufeinander angewiesen. Der Stellenwert wissenschaftlicher Erkenntnis stehe gleichberechtigt neben der Erfahrung des langjährigen Praktikers, „zumindest, wenn es darum geht, neue Methoden in den Praxisalltag zu übernehmen“. Michael Heners sei immer ein Verfechter integrierenden Denkens gewesen, habe Spezialisierungen kritisch gegenüber gestanden. Für ihn stand die Komplexität der Erkrankung im Vordergrund. Gesellschaftliche Normen und Werte, die Autonomie des Patienten, seine finanziellen Ressourcen, der Nutzen und das Risiko einer speziellen Behandlung, die gesetzlichen Bestimmungen und der gesellschaftliche Status von Zahnarzt und Zahnmedizin beeinflussten die Arzt- und Patienten-Beziehung. Letztlich gehe es, so Weitkamp, „um die Verantwortung des Zahnarztes für den Patienten und seine Autorität und Kompetenz vor der Gesellschaft“.
Folgerichtig war vor diesem Hintergrund die Einschätzung der Tübinger KZV-Vorsitzenden Dr. Ute Maier, dass Heners neben seiner Familie nicht den Beruf, sondern seine Berufung als zweite Lebenskonstante hatte. Heners habe sich nie vom Zahnarzt und seinen Kernkompetenzen entfernt. Für ihn sei die Wissenschaft nicht Befehlshaber, sondern Partner gewesen. Insofern hielt der ehemalige Direktor der Akademie gerade den kollegialen Austausch und Dialog für besonders wichtig. Heners, so hob Maier ausdrücklich hervor, habe nicht nur Wege aufgezeigt, sondern auf diesen Wegen immer auch begleitet: „Er war eine außergewöhnliche Persönlichkeit“.
Michael Heners, so stellte es der KZBVVorstandsvorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz heraus, habe stets für eine Zahnmedizin gefochten, „die nicht nur wissenschaftlich anspruchsvoll und integer ist, sondern zugleich auch die Niederungen des Alltags der zahnmedizinischen Versorgung im Blick hat“. Sein tagtäglicher Kontakt mit Praktikern an der Akademie habe ihn mit Fragen der vertragszahnärztlichen Praxis und den Problemen des Praxisalltags und damit auch mit den Regularien des Gesundheitssystems konfrontiert. Dass seine Standpunkte „mit den gefassten Glaubenssätzen der Berufspolitik nicht immer harmonierten und ihm auch mnachen Clinch mit Standespolitikern eintrugen, machte ihn als Makler noch glaubwürdiger“.
Die Zukunft als Chance
Fedderwitz würdigte Heners’ klare Positionierung als Sachverständiger im Bundesausschuss, „die den Zahnärzten das Hausaufgabenbuch füllte und den Vertretern der Krankenkassen manche Flausen austrieb“, und ganz wesentlich dazu beigetragen habe, „zwischen Zahnärzten und den Krankenkassen ein vergleichsweise schnelles und für beide Seiten gutes Ergebnis zu vereinbaren“.
Beeindruckt zeigte sich der KZBV-Vorsitzende auch von der „geradlinigen und unverblümten Art“, mit der Heners Dispute führte: „Diese Klarheit war es, die Diskussionen voranbrachte, manchen Konflikt löste und viele Kompromisse erst möglich machte.“ Der „Dreiklang, mit dem Michael Heners zu überzeugen wusste“, sei „ehrliches Makeln, ein deutliches Wort zur rechten Zeit und die scharfsinnige Beobachtung von Menschen“ gewesen. Fedderwitz hob hervor, dass Heners gerade auch mit seinen Karlsruher Konferenzen „Gemeinschaft gestiftet und dabei das Gesicht der modernen Zahnmedizin in Deutschland maßgeblich mitgeprägt habe“.
Als einen „Visionär, der Stillstand, Ablehnung und Abschottung schlicht ablehnte,“ attributierte der Präsident der Landeszahnärztekammer Baden-Württembergs, Dr. Udo Lenke, den ehemaligen Leiter der Akademie. Heners sei für viele Menschen „ein Gemeinschaft stiftendes Vorbild“ gewesen. Es sei sein Stil gewesen, zu „lehren, nicht zu belehren“. Bezeichnend war nicht nur die Qualität der Fortbildung, sondern auch die „Qualität der Begegnung“ mit einem Menschen, der den Berufstand zusammengebracht habe, „um Ethik weiter zu professionalisieren“. In einer Zeit permanenten Wandels habe Heners Wert darauf gelegt, „Anspruch und Wirklichkeit freiberuflicher Werte zu hinterfragen“. Sein Appell an die Veranstaltungsgäste: „Die Zukunft als Herausforderung und positive Chance zu begreifen heißt, dem Beispiel von Prof. Heners zu folgen.“