Subjektive Gedächtnisstörung als Vorbote der Demenz
Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass nicht nur nachweisbare Gedächtnisstörungen, sondern auch das Gefühl einer Gedächtnisverschlechterung ein Prädiktor für die Entwicklung einer kognitiven Verschlechterung sein können. Noch wenig untersucht ist bisher, ob Menschen, die eine subjektive Gedächtnisstörung angeben, aber normale Werte in den standardisierten Tests aufweisen, tatsächlich Veränderungen im Sinne einer Alzheimer Krankheit aufweisen. Diese Lücke soll nun durch ein Projekt der Arbeitsgruppe um Privatdozent Dr. Frank Jessen von der Universitätsklinik Bonn geschlossen werden.
Glukoseumsatz im Gehirn ist vermindert
In dem von der Alzheimer Forschung Initiative (AFI) geförderten Projekt wird der Glukoseumsatz im Gehirn genutzt, um die Situation bei Personen mit subjektiver Gedächtnisstörung mit derjenigen gesunder älterer Personen zu vergleichen. Das Verfahren basiert auf der Darstellung radioaktiv markierter Glukose im Gehirn und ist etabliert zur Darstellung früher Funktionsstörungen bei der Alzheimer Demenz. In den ersten Untersuchungen zeigte sich nach Jessen bereits, dass Menschen, die von sich aus angeben, ihr Gedächtnis sei deutlich schlechter geworden, tatsächlich auch einen verminderten Glukoseumsatz im Gehirn aufweisen, und zwar konkret in den Bereichen, die charakteristischerweise bei der Alzheimer Krankheit betroffen sind.
Der verminderte Glukoseumsatz kann nach Meinung der Forscher als biologischer Indikator für eine beginnende Alzheimer Krankheit gewertet werden. Verlaufsuntersuchungen bei den Probanden sollen nun ermitteln, ob der Befund tatsächlich eine künftige Demenz bei Personen mit subjektiven Gedächtnisbeschwerden vorhersagt.
Die Bedeutung des Cholesterinspiegels
Mit der Rolle des Cholesterins bei der Alzheimer Demenz beschäftigt sich dagegen die Forschergruppe um Privatdozentin Dr. Heike Kölsch in Bonn. Zahlreiche Studien haben nach ihren Angaben in der Vergangenheit ergeben, dass Cholesterin offenbar eine bedeutsame Rolle bei der Erkrankung spielt, wobei aber noch unklar ist, ob zu hohe oder zu niedrige Cholesterinspiegel die Erkrankungsgefahr erhöhen. So wurde laut Dr. Kölsch zum einen gezeigt, dass Alzheimer Patienten in der Anamnese häufig erhöhte Cholesterinspiegel aufweisen, und es wurde auch beobachtet, dass Cholesterinsenker das Alzheimer-Risiko senken. Andere Studien beschrieben allerdings, dass die Cholesterinspiegel vor Beginn der Alzheimer Demenz erniedrigt sind, berichtete die Wissenschaftlerin bei einem Pressegespräch in Bonn.
Der Cholesterinspiegel des Gehirns ist nach den Worten der Forscherin von der Ernährung weitgehend unabhängig, da der Transport von Nahrungsprotein ins Gehirn durch die Blut-Hirn-Schranke verhindert wird. Damit wird auch der direkte Transport des im Gehirn selbst gebildeten Cholesterins ins Blut blockiert. Das Gehirn muss somit über spezielle Regulations- und Eliminationswege verfügen, über die der Cholesterinstoffwechsel kontrolliert werden kann. Die Bonner Arbeitsgruppe sucht deshalb gezielt nach Genvariationen, die zu Veränderungen des Cholesterins und seiner Metabolite im Gehirn führen, und die damit das Risiko, an einer Alzheimer Demenz zu erkranken, beeinflussen könnten. Auch dieses Projekt wird von der AFI gefördert.
Christine VetterMerkenicherstraße 22450735 Köln