Editorial
Liebe Leserinnen und Leser,
in einer zahnärztlichen Fachzeitschrift ist das Thema „Armut und Gesundheit“ nichts für zusätzlichen Druck auf die Tränendrüse. Das überlassen wir gern den anderen, dieses Bedürfnis abdeckenden einschlägigen Massenmedien.
Dennoch müssen sich die zm darum kümmern, was die oft emotionalisiert geführte Diskussion zum Thema Armut in unserer Gesellschaft an Implikationen für die medizinische und zahnmedizinische Versorgung mit sich bringt.
Im zahnärztlichen wie auch im ärztlichen Bereich wäre es nach derzeitigem Stand sicherlich falsch argumentiert, dass eine bestimmte Patientengruppe nicht vom „System“ versorgt werden könnte. Das wäre sachlich zu kurz gegriffen und an der deutschen Wirklichkeit vorbei.
Im Gegenteil: Eigentlich ist es im internationalen Vergleich schon bemerkenswert – man braucht nur an den gegenwärtigen Kampf um die Gesundheitsreform in den USA denken –, dass in Deutschland aktive Bestrebungen laufen, sich um diejenigen zu kümmern, die aus eigener Kraft den Gang zum Arzt und zum Zahnarzt eben nicht von allein schaffen.
Klar sollte sein, das so ein Ansinnen nur in einem Gesundheitswesen möglich wird, das auf qualitativ hohem Niveau stattfindet. Aber jenseits der ökonomischen Argumentation – dass auch für diejenigen, die nicht aus eigener Motivation zum Arzt gehen, die Rechnung volkswirtschaftlich aufgeht, wenn Prophylaxe funktioniert – muss die ethische Grundhaltung als Motiv ärztlichen Handelns greifen können.
Es ist eine humanitär wichtige Aufgabe, gesellschaftliche und/oder psychologische Hemmschwellen möglichst niedrig zu halten oder idealerweise ganz abzubauen, damit der Arzt oder Zahnarzt auch diejenigen rechtzeitig behandelt, die auf herkömmliche Weise nur schwer oder gar nicht zu erreichen sind.
Dass das geht, zeigen von Zahnärzten mit größtenteils ehrenamtlicher Ambition vorangetriebene Projekte in allen Teilen Deutschlands. Ob zahnärztliche Netzwerke, mobile Einheiten oder andere Modelle dahinter stehen: Allen liegt die Idee eines ehrenamtlichen Engagements zugrunde, das vom ethisch motivierten ärztlichen Handeln getragen wird.
Mit freundlichem Gruß
Egbert Maibach-Nagelzm-Chefredakteur