Krankenhausfinanzierung

Alternativen sind gefragt

Kliniken stehen in Zukunft mehreren Herausforderungen gegenüber – eine der größten ist die Finanzierungsfrage. Wie können Krankenhäuser zukünftig genug Mittel generieren, um eine Versorgung zu gewährleisten, die sowohl den gewachsenen Ansprüchen der Patienten, dem Kampf um Fachkräfte und dem verstärkten Wettbewerb Rechnung trägt? Eine Vorschlagssammlung.

Für 2012 ist im Versorgungsstrukturgesetz ein Sparbeitrag für die Krankenhäuser von 600 Millionen Euro vorgesehen. Der Bundesrat hat die Bundesregierung zwar aufgefordert, dies zurückzunehmen – die Probleme, mit denen Kliniken zu kämpfen haben, um eine saubere Finanzierung aufzustellen, zeigt der von den Häusern geforderte Sparbeitrag trotzdem.

Nach Einschätzung von Dr. Gregor-Konstantin Elbel, Gesundheitsexperte bei Deloitte Consulting, wird sich die Krankenhaus finanzierung weg von der dualen Finanzierung aus öffentlicher Hand für die Investitionskosten und Krankenversicherungsbeiträgen für die Betriebskosten hin zu neuen Modellen verschieben. „Innovative Modelle zur Versorgungssicherung werden immer wichtiger“, sagte er auf der Health Jahrestagung des „Handelsblatts“. Hier sollen einige Modellvorschläge vorgestellt werden:

Eigenmittel:Elbel kann sich sowohl eine Gesellschaftereinlage, bei der dieser Eigenkapital einbezahlt, als auch eine Gewinnthesaurierung vorstellen. Bei der Gewinnthesaurierung wird der erzielte Gewinn direkt zur Selbstfinanzierung einbehalten. Vorteil: Dadurch wird man von externen Geldgebern unabhängig. Es ist allerdings fraglich, ob eine Klinik soviel Gewinn erzielt, um sich vollständig selbst finanzieren zu können.

Staatsfinanzierung:Krankenhausvertreter wollen zuvorderst den Staat stärker in die Pflicht nehmen. „Die Kliniken sind darin zu stärken und zu unterstützen, dass sie sich den Herausforderungen der sich rascher denn je verändernden Gesellschaft stellen können“, sagte Prof. Hans-Fred Weiser, Präsident des Verbandes der Leitenden Krankenhausärzte, im Rahmen des diesjährigen Deutschen Krankenhaustages. Der Vorsitzende des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, Prof. J. R. Siewert, sieht „in erster Linie die Länder in der Pflicht“, etwas gegen die Finanzprobleme zu unternehmen. An eine stärkere finanzielle Beteiligung des Bundes glaubt er nicht.

Fremdfinanzierung:Elbel kann sich hier sowohl Public Private Partnerships (PPPs) als auch ein Bankdarlehen oder sogar eine Finanzierung durch Chefärzte vorstellen. Letzteres wird aber wohl nur als Ergänzung möglich sein, da hier wahrscheinlich nicht ausreichend Kapital generiert werden kann. Eine PPP meint die teilweise Übernahme von eigentlich staatlichen Aufgaben durch Privatunternehmen. Im Bereich der Krankenhausfinanzierung könnte das also heißen, dass Privatinvestoren den Kliniken Geld als auch andere Ressourcen (zum Beispiel Geräte oder Personal) zur Verfügung stellen, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können. Einem Betreibermodell folgend könnte ein Privatunternehmen eine Klinik ganz oder eine Abteilung davon führen, wobei die öffentliche Hand weiterhin die Entscheidungshoheit besitzt.

Mezzaninfinanzierung:Diese Finanzierungsmischform aus Eigen- und Fremdkapital schlägt der Deloitte-Verteter als weitere Möglichkeit vor. Dabei investiert ein externer Investor Kapital in ein Unternehmen, also in diesem Fall in eine Klinik, das er nach einer gewissen Laufzeit mit Zinsen wiederbekommt. Bei der Mezzaninfinanzierung werden dem Kapitalgeber in der Regel keine Einflussrechte eingeräumt. Ob sich diese Finanzierungsoption allerdings für Krankenhäuser eignet ist fragwürdig, da sie dauerhaft einen steigenden Umsatz erzielen müssten, um die Zinsforderungen bedienen zu können.

Krankenhäuser bewegen sich heute laut Elbel in einem zunehmend kompetitiven Umfeld. Es gebe eine steigende Bedeutung von alternativen Finanzierungsmodellen. Das unternehmerische Denken und Handeln werde zunehmend wichtiger. Bei den Modellen sei vor allem zu beachten, dass die Verschuldung nicht zunehme, Flexibilität geschaffen werde und Investitionen bedarfsgerecht und strategiekonform getätigt werden können, sagte der Experte. Ob überhaupt und wenn ja welches der vorgeschlagenen Modelle sich durchsetzen wird, ist aus heutiger Sicht allerdings kaum prognostizierbar. eb

INFO

Kliniken in Deutschland

Im Jahr 2010 gab es in der Bundesrepublik 2064 Krankenhäuser (ein Drittel davon in privater Hand) mit insgesamt knapp 503 000 Betten. Behandelt wurden 18 Millionen Fälle mit einer durchschnittlichen Verweildauer von knapp acht Tagen.

Für das Jahr 2009 liegt die aktuellste Kostenstatistik vor. Demnach betrugen die Gesamtkosten der Kliniken (inklusive Ausbildungsaufwendungen) 77 Milliarden Euro.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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